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„Wir dürfen keinen Spieler mehr abgeben“

Thioune will von einem Aufstiegsfavoriten nichts wissen

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Es war ein hart erkämpfter und auch ein glücklicher Erfolg gegen einen sehr starken Gegner. Das 2:1 von Fortuna Düsseldorf gegen den SC Paderborn zeigte, was mit der Mannschaft von Daniel Thioune möglich ist, wies aber auch überdeutlich auf Schwächen hin, die künftig nicht immer kompensiert werden können, wenn sich die Mannschaft nicht spielerisch verbessert – und die Verstärkungen ausbleiben.

Daniel Thioune rollte sichtbar für alle Journalisten in der Pressekonferenz mit den Augen, als sein Paderborner Kollege Lukas Kwasniok einräumte, dass die Fortuna das Spiel zurecht gewonnen habe und dass es nicht so schlimm sei, bei einem Aufstiegsfavoriten so knapp verloren zu haben.

Shinta Appelkamp war mit zwei Vorlagen der Spieler des Tages für die Fortuna. Foto: Kenny Beele

Für Fortunas Cheftrainer ist der Tabellenstand wie auch für seine Spieler nur eine nette Momentaufnahme und mehr nicht. „Wir sind kein Aufstiegsfavorit.“ Man sei in der Defensive und bei der kämpferischen Einstellung schon sehr weit, aber das Spielerische und das Verhalten am Ball gefällt weder Thioune noch den nach dem Spiel befragten Spielern.

„Es hört sich für einen geschlagenen Trainer vielleicht besser an, wenn er nach Hause fährt und sagt, er habe bei einem Aufstiegsfavoriten knapp verloren“, erklärte Thioune. Doch die Realität sei jedoch anders. Mit etwas mehr Qualität im letzten Drittel hätte Paderborn seiner Mannschaft auch ganz schön weh tun können. Damit sprach Thioune auch die (zu) vielen Torgelegenheiten an, die seine Mannschaft dem Gegner gelassen hatte. „Wir müssen bei uns bleiben, und derzeit ist es völlig unangemessen. Wir wissen, wo wir herkommen. Wir sind noch keine Spitzenmannschaft.“

Abgeben will Thioune keinen Spieler mehr. Das gilt auch oder besonders für Dawid Kownacki. „Er bringt einen besonderen Impact in unser Spiel, auch weil er anders funktioniert als Daniel Ginczek“, sagt Fortunas Trainer. „Für das, was er uns anbietet, schmeiße ich mich in den Sand und will ihn unbedingt behalten.“ Dawid fühle sich wohl derzeit bei Fortuna. „Ich kann nur sportlich meinen Senf dazu geben, aber welche monetären Gründe eine Rolle spielen und was der Spieler dazu denkt, das unterliegt nicht meinem Einfluss.“

Bei Khaled Narey war klar, „dass er keine Idee hatte, bei der Fortuna zu bleiben zu können“. Thioune könne bei Kownacki nur seine Meinung mitteilen, dass der Pole nicht abgegeben werden solle.  Denn er sieht auch dessen defensive Qualitäten und lobt den Einsatz von Kownacki, auch in der 80. Minute noch hinter den Gegenspielern herzulaufen und Bälle zurückerobern zu wollen. Das ist übrigens eine Fähigkeit, die man nicht immer in seiner Zeit bei Fortuna bei ihm auf Anhieb erkennen konnte.

Stehende Ovationen für Dawid Kownacki bei dessen Auswechslung. Foto: Kenny Beele

Dass die sportliche Führung bei sechs Punkten und einem sehr guten Saisonstart bis hierhin auf die Idee kommt, dass überhaupt keine Nachverpflichtungen getätigt werden müssen, glaubt der Trainer nicht. „Dafür ist Klaus Allofs viel länger in dieser Fußballwelt und hat deutlich mehr gesehen als ich, um das richtig einschätzen zu können“, sagt Daniel Thioune. Es dürfe sich niemand verletzten, derzeit habe er bereits drei Profis, die nicht spielen können.

Tim Oberdorf funktioniere gut als Außenverteidiger, aber er kann auch den Sechser spielen und dafür habe er derzeit keinen Ersatz, weil er Piotrowski weiter vorne sieht. Die ganz jungen Spieler seien noch nicht soweit. „Die kann ich derzeit noch nicht reinschmeißen“, sagt der Trainer, der ernsthaft eigentlich nur Torwart Raphael Wolf Daniel Ginczek, Kris Peterson und Kuba Piotrowski neben den derzeit verletzten Emma Iyoha und Matthias Zimmermann als Ersatz oder Alternativen einplanen kann. Selbst Benjamin Böckle ist noch nicht in der Lage, einen Nicolas Gavory zu ersetzen.

Thioune lobt die Defensivarbeit vor allem bei Sobottka, Tanaka und Kownacki

Im gleichen Atemzug zeigt Fortunas Cheftrainer aber auch seine Begeisterung für die läuferischen Fähigkeiten seiner beiden zentralen Mittelfeldspieler, die sich in Laufduellen weder abhängen ließen noch irgendwann einem Zweikampf aus dem Weg gehen würden. „Was die an Läufen zurück machen, wie viel Bälle die beiden einsammeln, denen haut keiner mehr ab, dafür habe ich sie gefeiert. Und das gilt auch für Kownacki, der auch in der 80. Minute noch nach hinten engagiert arbeitet“, sagt der Trainer. „Das Gesamtpaket passt jedenfalls bei ihm.“ Für das Offensivspiel solle sich bei der Fortuna aber noch niemand feiern lassen. Das sei ausbaufähig.

Die Komplimente des Trainers gingen auch an die Fans. „Das Spiel in Paderborn war auch in der vergangenen Saison durch die Umstände ein besonderes Spiel“, erklärt Thioune. „Da haben uns die Fans brutal unterstützt, dass wir dort einen Punkt geholt haben.“ Er glaube, dass die Fans ein sehr sensibles Gespür dafür hätten, wenn die Mannschaft unter Druck steht und verteidigen muss. „Nach dem Abpfiff habe ich das auch zum ersten Mal erlebt, wie das Fortuna-Klatschen funktioniert. Das ist eine geile Symbiose. Da wächst mit den Fans etwas zusammen, was zusammengehört.“

Reaktionen:

„Das Spiel war anstrenged ohne Ende. Mit den Emotionen und den Fans im Rücken war es einfach geil, dieses Spiel zu spielen und zu gewinnen. Die Tore für uns sind zum richtigen Zeitpunkt gefallen und danach haben wir alles wegverteidigt. Aber es ist nach zwei Spieltagen noch nichts Besonderes jetzt ganz oben dabei zu sein.“
Felix Klaus, Außenstürmer der Fortuna

„Es war ein schwieriges Spiel für uns. Ich weiß nicht, wie viele Kilometer ich gelaufen bin. Es war gut, so viele Zweikämpfe gewonnen zu haben, und dass mich die Fans so unterstützt haben. Das habe ich so lange vermisst. Die Fans waren definitiv der zwölfte Mann für uns.“
Dawid Kownacki, Torschütze der Forschütze zum 1:0

„Es fühlt sich gut an, dass wir gewonnen haben, es fühlt sich gut an, dass wir sechs Punkte haben. Aber die Tabellenführung ist mir jetzt egal. Es ist sehr schön, dass wir da zuhause weitermachen konnten, wo wir gegen Darmstadt im letzten Heimspiel der vergangenen Saison aufgehört haben.“
Andre Hoffmann, Kapitän der Fortuna

 

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