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„Menschen sind eigentlich nicht in der Lage, so etwas zu machen“

Zahlreiche Tote bei Raketenangriff in der Ukraine

Foto: Pavel Nemecek / imago

Bei Raketenangriffen nahe Saporischschja sind in der Ukraine 25 Zivilisten getötet worden. Beide Kriegsparteien gaben sich gegenseitig die Schuld an der Gräueltat. In Düsseldorf trauern die Spieler und Betreuer der Handballmannschaft HC Motor Saporischschja um die Opfer.

Es ist eine Meldung, die wohl jeden Menschen betroffen macht. Die Spieler und Betreuer des ukrainischen Handballclubs Motor Saporischschja aber ganz besonders. Die Nachricht vom Raketenangriff in der ukrainischen Heimat, der 25 zivile Opfer nach sich gezogen hat, hat die Handballer schlichtweg geschockt.

„Jeder von uns spricht darüber. Wir sind unheimlich traurig“, erzählt Dimitriy Karpushchenko, Teammanager des HC Motor. Mit seinem Verein lebt er zurzeit in Düsseldorf. Spieler, Betreuer und Trainer des besten ukrainischen Handballclubs sind vor dem russischen Angriffskrieg geflohen. Der Verein darf mit einer Sondergenehmigung in der 2. Handball-Bundesliga starten und wird von Düsseldorfer Seite bei der Unterbringung und Ausübung des Sports unterstützt.

Die Bilder von der Angriffsstelle sind kaum zu ertragen

Beim HC Motor versuchen sie, mit den Schrecken des Krieges so gut es geht zu leben. Doch die schrecklichen Nachrichten holen die Ukrainer immer wieder ein. Die Nachricht vom Raketenangriff jetzt hat die Mannschaft tief getroffen. Karpushchenko wirkt im persönlichen Gespräch nachdenklich, erschüttert, fast ein wenig gelähmt.

 

Dimitriy Karpushchenko, Teammanager des HC Motor

„Menschen sind eigentlich nicht in der Lage, so etwas zu machen“, sagt der Handballmanager. Die Bilder von der Angriffsstelle lassen sich beim Anblick kaum ertragen. Leichen liegen in einer Autokolonne in ihren oder vor ihren Fahrzeugen. Ein tiefer Krater zeugt von der Wucht der Raketeneinschläge. Viele Leichen liegen inmitten ihrer Blutlachen.

25 Tote, 50 Verletzte, 16 Raketeneinschläge

Heute morgen ist die Autokolonne ganz nahe von Saporischschja beschossen worden. Von ukrainischer Seite hieß es, dass 25 Menschen getötet und weitere 50 verletzt worden seien. Präsident Selenskyj sprach von 16 Raketen, die abgefeuert worden seien. Von russischer Seite wurde hingegen Kiew für die Anschläge verantwortlich gemacht. Der Ort des Angriffs liegt gerade einmal 40 Kilometer von der Frontlinie entfernt.

Ein Opfer sei eine Bekannte vieler Spieler, erzählt Dimitriy Karpushchenko, der selbst viele Verwandte hat, die immer noch in der Region leben. „Mein Vater, meine Schwester und die Schwester meiner Frau leben in Saporischschja“, sagt er. Und während er das sagt, stockt seine Stimme.

„Unser Schlachtfeld ist der Handballplatz“

Er fühle sich hilflos. „Wir können nichts tun, außer die Nachrichten, die uns erreichen, zu verbreiten“, stellt Karpushchenko klar: „Unser Schlachtfeld ist der Handballplatz.“ Am Montag tritt die Mannschaft auswärts zum nächsten Spiel in der 2. deutschen Handball-Bundesliga an. Dass Spieler, Trainer und Betreuer dann in Gedanken nur beim Sport sein werden, scheint schwer vorstellbar.

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