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Leben wie ein Profi

Panther-Talent Queißer in der NFL Academy

Die NFL Academy in Loughborough. Foto: Ben Lumley

von Bernd Schwickerath

Joel Queißer lebt seinen Traum. Seit diesem Sommer ist das Football-Talent der Düsseldorf Panther an der NFL Academy im englischen Loughborough. Dort sind die Bedingungen wie auf einem College in den USA – genau dort will der 17-Jährige später hin. Und nicht nur das.

Wie das so ist als Profisportler, das erlebt Joel Queißer derzeit täglich. Nun ist der Footballer gerade mal 17 Jahren alt, der Weg in den bezahlten Sport ist noch ein weiter. Aber die Bedingungen, unter denen er seit ein paar Monaten trainiert, die kommen dem schon sehr nah: ein eigenes Footballfeld für die Mannschaft, eine ganze Armada an Coaches, ein großes Fitnesstudio samt passenden Trainern, Physiotherapeuten, Ernährungswissenschaftler. Oder wie es Joel Queißer sagt: „Alles, wie man es braucht.“

Queißer kommt eigentlich aus Hilden, seit 2020 spielte er bei den Düsseldorf Panthern, zuletzt in der U19. Aber seit diesem Sommer ist sein Lebensmittelpunkt England, genauer: die Loughborough University gut 30 Kilometer südlich von Nottingham. Noch genauer: die NFL Academy. Denn in Loughborough zieht die US-Amerikanische Milliardenliga seit 2019 die besten europäischen Talente zusammen, um sie fit zu machen für den Gang ans College. Und wenn alles glatt läuft, kommen die Besten der Besten dann in der NFL an.

Linebacker Joel Queißer (Nummer 57) im Trikot der Panther. Foto: Kenny Beele

Linebacker Joel Queißer ist so ein Toptalent. Eins, das bereits in der Heimat überragte und in ein paar Jahren vielleicht in Nordamerika spielen kann. Wie gesagt, ist der Weg noch weit, aber Queißer, 1,90 Meter und 97 Kilogramm schwer, hat ihn schon lange vor Augen: „Seit ich damals mit Football angefangen habe, ist es mein Traum, es nach Amerika zu schaffen“, sagt er. Das sei auch der Grund gewesen, warum er 2020 aus Langenfeld zu den Panthern kam: „Weil man da größere Chancen hat, besser zu werden.“ Und das wurde er.

Über Langenfeld nach Düsseldorf

Angefangen hatte alles schon vor rund zehn Jahren. Sein Stiefvater hatte früher selbst Football gespielt. „Er hat gesagt, ich hätte eine große Statur für mein Alter, ich sollte mal hingehen.“ Also tat der das, spielte zunächst bei den Langenfeld Longhorns. Das gefiel ihm. Und er merkte eben schnell, dass das mehr werden kann als ein Hobby. Also der Gang nach Düsseldorf.

Schon dort hatte alles eine ganz andere Dimension. In Düsseldorf ist Football ja keine neue Erscheinung. Die Panther sind der älteste Klub Europas, ein NFL-Star wie Sebastian Vollmer spielte dort in der Jugend. Rhein Fire begeisterte nicht nur früher Zehntausende, das tut auch die Neugründung, gewann jüngst den ELF-Titel. Und mittlerweile ist auch das Europabüro der NFL in Düsseldorf.

Man merke bei den Panthern, dass das ein großer Klub mit Geschichte ist, sagt Queißer. Und auch die Panther merkten, dass da nicht irgendwer plötzlich ihr Trikot trug: „Joel kam in der U16 zu uns. Da ist das Talent schon erkannt worden“, sagt Irisa Mrad, bei den Panthern im Vorstand und Teammanagerin der U19. „Durch unsere Coaches hat er auch schnell in der U19 Fuß fassen können. Normalweise sehen die Neuen da nicht sofort das Feld, er ist gleich gestartet, hat jedes Spiel gespielt“.

Joel Queißer und die U19 der Panther nach dem Sieg beim Junior Bowl. Foto: Kenny Beele

Queißer gewann mit den Düsseldorfern nicht nur den Junior Bowl, die deutsche U19-Meisterschaft. Er war auch dabei, als sich die NFL Academy für ein Testspiel in Düsseldorf vorstellte. Beim ersten Mal 2022 war er noch zu jung, beim zweiten in diesem Frühjahr war er dabei. Und noch besser für ihn: Die Academy wollte da nicht nur ihre Stärke beweisen, sie suchte auch nach neuen Talenten für die Zukunft. „Da war mir schon bewusst, dass sie Interesse an mir hatten“, sagt Queißer. Also war er nervös? Wer weiß, wann so eine Chance wiederkommt. „Nein, ich habe mich eher gefreut und war aufgeregt, alle kennenzulernen.“

Das galt auch für die Gegenseite. Also verpflichtete die NFL Academy den jungen Panther-Spieler. Was den Düsseldorfern einerseits weniger gefällt, wer verliert schon gern einen seiner besten Spieler? „Aber auf anderen Seite bilden wir genau dafür aus, damit unsere Talente den Weg nach Europa oder nach Amerika schaffen. Und wo geht das besser als in der NFL Acedemy?“, sagt Irisa Mrad.

Knochenhartes Training in den ersten Wochen

Für Joel Queißer ging es dann bereits im Sommer nach England. Erstmal in ein gut einmonatiges und knochenhartes Trainingscamp, „da haben wir bis zu neunmal die Woche trainiert“, sagt Queißer, der da aber noch keine Schule hatte. Mittlerweile ist das anders, er ist ja nicht nur in England, um Sport zu machen, auch akademisch muss er mithalten.

Wie sieht der Tag also aktuell aus? „Morgens ist Training oder es geht ins Gym, dann ist Schule, um 12 Uhr ist Lunch, danach noch Unterricht und dann noch mal Training.“ Bleibt da überhaupt Zeit für das übliche Highschool-Leben? „Auf keinen Fall“, sagt Joel Queißer lachend, „meistens gehen die Tage bis 16, 17 Uhr. Danach will man einfach noch nach Hause und schlafen.“

Er bereut das allerdings nicht im Geringsten. Denn er weiß, dass die Chance in Loughborough nahezu einmalig ist. Laut der NFL Academy haben es aus den ersten Jahrgängen schon 15 Spieler an ein US-College geschafft. Das ist natürlich auch Joel Queißers Ziel. Also betrachtet er seine Zeit in England als „Vorbereitung aufs College. Ich stehe jeden Morgen um 6 Uhr morgens auf.“ Und so tun das natürlich auch die Kollegen, die gleichzeitig Konkurrenten sind.

Die Bedingungen in Loughborough erinnern ans College. Foto: Ben Lumley

Aus ganz Europa kommen die, aus Schweden, Frankreich, Italien, Großbritannien und eben Deutschland. Gleich acht von denen gehören zum aktuellen Jahrgang. Sie alle eifern Dominic Braesch nach, der Lübecker hat es diesen Sommer über die NFL Academy zur Georgia State University in die USA geschafft und spielt nun vor fünfstelligen Zuschauerzahlen.

In der Academy ist das noch anders. Das Team spielt nicht mal in einer festen Liga mit, aber es testet regelmäßig. Manchmal kommen die Gegner in England vorbei, auch aus den USA, manchmal reist die Academy selbst durch die Gegend, eben nach Düsseldorf oder nach Dublin. Dann geht es im Flieger zum Auswärtsspiel. Ganz wie bei den Profis eben.

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