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Fortuna wird wieder den Turbo zünden

Relegations-Enttäuschung darf keine Nachwirkung haben

Foto: Kai Kuczera

von Norbert Krings

Dass Spieler, Trainer und Fans von Fortuna Düsseldorf die große Enttäuschung bereits verarbeitet haben und mit Vorfreude auf die neue Saison schauen, ist definitiv (noch) eine Falschmeldung. Weiterhin müssen die Geschehnisse rund um das Scheitern in der Relegation verarbeitet werden und richtig sacken – dorthin, wo sich Trotz entwickeln kann. Doch der Verein hat keine Muße und Zeit, um sich den unnötigen Gedanken hinzugeben, was hätte sein können, wenn nicht…

Fortuna muss also schnell den Turnaround schaffen, den Blick nach vorne richten und die neue Saison mit Akribie, Sorgfalt und tatsächlich auch Optimismus angehen. Diese Aufgabe ist natürlich schwierig, weil der Traditionsklub weiterhin wirtschaftlich nicht auf Rosen gebettet ist. Am 3. Juli werden zum offiziellen Trainingsbeginn erneut keine Superstars vorgestellt, die in der kommenden Saison die neuen Trikots der Fortuna tragen werden. Auch die Verpflichtung und der Weiterverkauf von Christos Tzolis, die unerwartete Höhe der Pokaleinnahmen und die kleine Summe, die zudem durch die Relegationsspiele hinzugekommen ist, versetzen die sportliche Leitung nicht in die Lage, mit einem dicken Geldkoffer auf Spielersuche zu gehen.

Zwei neue Spieler wurden bereits vor Monaten an die Fortuna gebunden. Es sind beides junge Stürmer. Der eine, Danny Schmidt (21 Jahre), kommt aus Mainz, der andere, Tim Rossmann (U 20-Nationalspieler), stößt aus Karlsruhe zur Fortuna. Daher war es auch kein Wunder, dass die nicht besonders überzeugenden Christoph Daferner (zurück nach Nürnberg) sowie Marlon Mustapha (Como) die Fortuna inzwischen verlassen haben. Mit Spannung ist zu beobachten, ob Ao Tanaka dann doch noch von einem Erstligisten aus einer europäischen Topliga verpflichtet wird. Nach den in der Rückrunde für Fortuna gezeigten Leistungen hätte der japanische Mittelfeldspieler auf jeden Fall das Zeug dazu, eine wichtige Rolle zum Beispiel bei einem Bundesligisten zu spielen.

Sie möchten zu gerne weiter gemeinsam Fußball spielen: Christos Tzolis und Isak Bergmann Johannesson. Foto: Kai Kuczera

Isak Johannesson möchte offensichtlich gerne bleiben, um die offensichtlich besondere Atmosphäre im Team von Fortuna Düsseldorf weiterhin genießen zu dürfen. Seitdem der Isländer in Düsseldorf weilt, hat er sich in der Fortuna-Familie sehr wohl gefühlt. Auch bei ihm darf man nicht vergessen, dass der „Iceman“ vor drei Monaten erst 21 Jahre alt geworden ist. Und Johannesson ist zuzutrauen, dass er in der kommenden Saison noch besser für Fortuna aufspielt, weil es keine Eingewöhnungsphase für ihn mehr gibt, und auch er durch die Erfahrungen der Saison anscheinend gereift ist.

Fortunas Mannschaft muss wieder über den Zusammenhalt Stärke zeigen

Sehr gerne würde Johannesson mit seinem Kumpel Christos Tzolis zusammenbleiben. Was vielleicht viele Fans gefeiert haben mögen, dass die Fortuna für den Griechen die Option bei Norwich City, dem Verein in der englischen Premier Division, an den Tzolis bis dahin gebunden war, gezogen hat. Mehr als 3,5 Millionen Euro sind für Tzolis bezahlt worden. Aber der Verein konnte das nur in der Verbindung mit dem festen Gedanken, den Torjäger mit Gewinn weiter zu veräußern. Vier Vereine aus der Bundesliga sollen inzwischen um die Dienste des 22-Jährigen buhlen. 

Die wirtschaftliche Situation wird sich trotz der Tzolis-Aktion nicht grundlegend zum Positiven wandeln. Was dürfen die Fans erwarten, wenn der 2. September (Deadline) da ist und die Transferliste geschlossen hat? Kracher kann sich der Verein nicht leisten. Den Fehler, den Kader zu klein zu halten, wird die sportliche Führung allerdings auch nicht noch einmal begehen. Die Suche wird sich auf Schnäppchen, große, bislang unbekannte Talente aus dem Ausland und hoffentlich junge und ausbaufähige Kräfte mit Zweit- oder Drittliga-Erfahrung beschränken. Die Teamchemie ist nicht nur dem Trainer wichtig, man wird also erneut versuchen, charakterlich passende Spieler zu verpflichten.

Klaus Allofs wird mit Sportdirektor Christian Weber wieder dazu gezwungen sein, kreative Wege bei den Transfers zu finden. Foto Kenny Beele

Der Kader wird seine Korsettstangen behalten, sollte nichts Außergewöhnliches passieren. Florian Kastenmeier, Matthias Zimmermann, Emmanuel Iyoha, das sehr überzeugende Innenverteidiger-Paar Tim Oberdorf und Jamil Siebert sowie Yannik Engelhardt – hoffentlich bleibt der beste Fortune der vergangenen Saison – und Felix Klaus werden nicht wechseln und wohl auch wieder Stammspieler sein. Ob auch Ao Tanaka, Shinta Appelkamp und Niclas Gavory bleiben werden, ist hingegen (immer noch) offen. Mit Vincent Vermeij und Jona Niemiec wird der Trainer wohl auch in der kommenden Saison planen können.

Wer allein auf das Sportliche schaut, sieht gute Voraussetzungen für Fortuna, wieder in den Aufstiegskampf eingreifen zu können. Dazu sollten aber auch neben dem Zusammenbleiben des Stammpersonals nahezu alle neue Spieler zu Verstärkungen werden. Bei den Verpflichtungen wird Fortuna zwangsweise wieder auf Ausleihen setzen müssen. Solange dies mit guten Kaufoptionen verbunden sein wird, gibt es jedoch an dieser Taktik wenig zu kritisieren.

Die heftige Kritik an Trainer Daniel Thioune ist nicht fair

Dass erstmals am Trainer etwas heftiger geäußerte öffentliche Kritik nach dem Pokal-Halbfinale und vor allem jetzt nach der Relegation aufkam, ist zwar verständlich. Aber eine Konsequenz in Richtung Abschied vom Trainer daraus folgen zu lassen, ist absolut abwegig. Daniel Thioune ist an dieser Stelle der richtige Mann. Er hat nie zu viel versprochen, wird als absoluter Experte anerkannt und dürfte von seinen Spielern fast schon verehrt werden, so wie er die Mannschaft führt. Es werden keine Spieler in die Pfanne gehauen. Der Trainer gibt sich immer menschlich und auch Fehler zu. Er ist nahbar und nicht abgehoben. Er weiß mit den manchmal kargen Mitteln dieses Vereins sehr gut umzugehen und hat auch in der Zeit mit vielen verletzten Fortunen immer einen Erfolgsweg gefunden. 

So sehen das auch die echten Fans, die den Trainer zuletzt trotz der Enttäuschung und einer gewissen Fassungslosigkeit am Spielfeldrand beim „Relegations-Finale“ weiterhin sehr schätzen und nichts auf ihn kommen lassen. Andersherum ist auch Daniel Thioune dankbar für die Unterstützung – nicht so sehr für ihn, sondern für die Mannschaft in der gesamten Saison. Mit der Stimmung wie gegen Bochum in der MERKUR SPIEL-ARENA wird sich auch schnell wieder die alte Heimstärke aufbauen. Und auswärts ist die Unterstützung schon nahezu ideal. Auch darauf können sich alle Fortuna-Fans freuen – der eingeschlagene Weg der Fortuna wird weiter verfolgt werden. Das bezieht sich auch auf das Projekt „Fortuna für alle“. In der neuen Saison wird es mindestens vier Spiele mit freiem Eintritt geben. So schlecht sind also die Aussichten für diesen Verein nicht.

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