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Fortuna-Wahnsinn auch im Pokal

Thioune-Team siegt in Unterhaching dank Johannesson

Foto: Imago

von Norbert Krings

Fortuna Düsseldorf ist derzeit ein Team, das für besondere Spektakel sorgt. Der 6:3 (0:1)-Sieg der Mannschaft von Daniel Thioune bei der SpVgg Unterhaching war bestimmt kein Glanzstück. Aber als ersatzgeschwächte Mannschaft nach einem 0:2 und einem 2:3 jeweils zurückzukommen und dann als strahlender Sieger dazustehen, ist schon eine besondere Qualität. Isak Johannesson war letzlich der Matchwinner auf Fortunas Seite. Der Isländer erzielte eiskalt drei Treffer. Trotzdem war es ein Sieg des Teamgeistes und den unverzagten Glaubens an den Erfolg.

Daniel Thioune hatte sich in Unterhaching für eine Mannschaft mit zwei zentralen Spitzen entschieden. Damit stürmte Jona Niemiec, der eigentlich durch seine Schnelligkeit Lücken in der Hachinger Verteidigung reißen sollte, neben Vincent Vermeij. Im Tor durfte erstmals in einem Pflichtspiel Karol Niemczycki ran, der Florian Kastenmeier ersetzte und ohnehin im Pokal gespielt hätte. In der Abwehr ersetzte Tim Oberdorf den erkrankten Jordy de Wijs. Und die beiden Mittelfeldspieler, die wohl im Vollbesitz ihrer Kräfte gespielt hätten, Marcel Sobottka und Isak Johannesson, saßen zunächst auf der Bank, sollten aber später noch sehr wichtig werden.

Für Felix Klaus begann die Partie in seiner Rolle als Ersatz-Kapitän mit einer kleinen Panne, als er vergaß, den Wimpel zu tauschen. Seine Mitspieler waren aber dann mit Konzentration und Robustheit sofort im Spiel. Jamil Siebert sah allerdings bereits in der dritten Minute eine (etwas übertriebene) Gelbe Karte vom schwachen Schiedsrichter Alexander Sather. So hatten auch die Gastgeber, die mit einer sehr erfahrenen Mannschaft antraten, erste Szenen vor dem Düsseldorfer Tor, in denen auch Fortunas Pokal-Torhüter sein Können zeigen musste.

Ab Minute acht versuchte Fortuna das Spiel mit langen Ballpassagen zu beruhigen. Nach vorne ging in dieser Phase allerdings wenig. Vor allem auf der rechten Seite wurde die Dynamik von Matthias Zimmermann schon sehr vermisst. Die Gäste blieben weiterhin geduldig und setzten nicht auf lange Bälle, ließen aber auch jegliches Tempo vermissen, um den Gegner unter Druck zu setzen. Auch ein frühes Pressing fand auf Düsseldorfer Seite nicht statt. Erst in der 21. Minute hatte der Zweitligist durch einen Schuss von Uchino die erste Möglichkeit in diesem Spiel.

Fortuna konnte in der ersten Hälfte keinen Druck erzeugen

Die ungewohnt hohe Zahl an Fehlpässen erschwerte das Aufbauspiel, weil viele Bälle in den Füßen des Drittligisten landeten. Und der hatte durchaus seine Spielanteile und Abschlüsse, die gefährlicher waren, als es der klassenhöhere Klub zulassen sollte. Und dann passierte es auch in der 34. Minute, als Patrick Hobsch die Unsicherheit in der Fortuna-Abwehr zum 1:0 ausnutzte, als Yannik Engelhardt zu weit vom Torschützen weg war. Fortuna hatte bis dahin viel zu passiv agiert und überhaupt keinen Druck auf das gegnerische Tor ausüben können. So musste auch Daniel Thioune feststellen, dass der Außenseiter nicht unverdient in Führung lag und mit dieser auch in die Pause ging.

Dass es so bei der Fortuna nicht weitergehen konnte, war jedem der 1.200 mitgereisten Fans mehr als deutlich vor Augen geführt worden. So ungefährlich vor dem gegnerischen Tor, wie bis dahin, hatten sie ihr Team lange nicht mehr gesehen. Die Stürmer hatten kaum einen Zweikampf gewinnen können. Und einer von ihnen blieb in der Kabine, Jona Niemiec wurde durch Isak Johannesson ersetzt. Fortuna spielte trotz Verstärkung des Mittelfeldes offener, und der Gegner hatte dadurch mehr Räume zum Kontern. Die große Chance zum 2:0 hatten die Platzherren durch einen Kopfball an den Pfosten von Manuel Stiefler nach einer Ecke (50.).

Ao Tanaka war der Motor im Spiel der Fortuna. Foto: Imago

Die Fortuna kam nicht dazu, ihr Spiel aufzuziehen. Immer wieder waren die Gastgeber deutlich gefährlicher in ihren Aktionen. So wie in der 55. Minute, als erneut Hobsch frei gespielt wurde. Yannik Engelhardt konnte sich im Strafraum nur mit einem Foul helfen. Der Gefoulte trat zum Elfmeter selbst an und verwandelte zum 2:0 für den Außenseiter – was auch in dieser Phase nicht unverdient war, weil die Fortuna sich nicht entschlossen genug gegen den Rückstand und die Umstände wehrte. Es ging noch kein Ruck durchs Team, das bis dahin müde und hilflos wirkte.

Viele Patronen hatte der Trainer nicht mehr auf der Ersatzbank, die zünden konnten. So war Ao Tanaka der einzige Spieler in weiß, der Aktionen initiierte und auch mal aufs Tor schoss, wie in der 63. Minute, als er den Anschlusstreffer hauchdünn verpasste. Doch das war irgendwie ein Zeichen, wieder wach und aktiv zu werden. Als Vermeij auf Klaus durchsteckte, hieß es plötzlich nur noch 1:2 aus Düsseldorfer Sicht, da der Flügelstürmer den Ball clever mit der Picke an Vollath vorbei ins Tor geschossen hatte.

Auch nach dem 2:3 kommt die Fortuna schnell zurück und zum 3:3

Die Hachinger konnten sich gar nicht so schnell auf die neue Situation einstellen, da lag der Ball schon wieder in ihrem Tor. Diesmal war es Johannesson, der die Verwirrung in der Deckung des Drittligisten nutzen konnte. Felix Klaus hatte diesen Treffer aufgelegt. Jetzt schien das Spiel endlich in die richtige Richtung zu laufen und der Wikinger Johannesson schwang sich so langsam zum Matchwinner auf.

Doch eine weitere Szene, in der die Düsseldorfer nicht aufpassten, ermöglichte den Münchnern die erneute Führung. Diesmal konnte Simon Skalartidis vor dem Strafraum fast ungestört abziehen. Niemczycki hatte keine Abwehrchance. Erneut lagen also die Fortunen wieder zurück und das kurze Strohfeuer schien schon gelöscht zu sein. Doch da sollten sich alle täuschen.

Denn erneut schlugen die nun hellwachen Gäste wenig später zu. Christos Tzolis, der zuvor bereits eine große Chance knapp vergeben hatte, weil er beim Abschluss ungeahndet gefoult worden war, legte geschickt auf den völlig freien Johannesson auf. Der Isländer traf mit seiner guten Technik ohne Probleme zum 3:3 aus 15 Metern und sorgte für noch größere Spannung, weil das Spiel nun auf des Messers Schneide stand. Eine Entscheidung gab es aber bis zum Ende der regulären Spielzeit nicht mehr.

In der Verlängerung änderte sich nicht viel im Spielgeschehen. Die Fortuna hatte weiterhin nicht die Dominanz und Spielkontrolle, die sie sonst so auszeichnet. Der Gegner machte aber auch ein starkes Spiel, was man neidlos anerkennen musste. Allerdings ließ bei den Hachingern nun die Kraft nach, was man an einem ungenaueren Spiel der Gastgeber erkennen konnte. Johannesson wäre dann fast schon wieder zur Stelle gewesen – nach einem Doppelpass mit Tzolis – aber Schifferl rettete auf der Linie (97.). Auf der anderen Seite musste nach einem Freistoß von Alexander Maier Fortuna-Keeper Niemczycki zur Stelle sein.

Das Spiel blieb spannend,  in dem auch Vermeij (104.) endlich mal einen gefährlichen Abschluss hatte. Für Verdruss sorgte der Schiedsrichter, der offensichtlich versuchte, jedem Fortunen eine Gelbe Karte zu präsentieren. Davon ließ sich das Thioune-Team zum Glück nicht beirren. Nach der Einwechslung benötigte Dennis Jastrzembski nicht allzu lange, um das 4:3 vorzubereiten. Mit einer harten Hereingabe von links stellte er Hachings Torhüter vor unlösbare Probleme. Vollath konnte den Ball nur abklatschen und damit auf den Kopf von Johannesson legen. Der staubte zum 4:3 ab und brachte damit die Fortuna erstmals in Führung. Zum dritten Mal in Folge hatten die Düsseldorfer in einem Spiel (bereits) vier Tore erzielt.

Jetzt ging es nur noch darum, den Sieg auch über die Zeit zu bringen. Doch das gelang dann überraschend komfortabel gegen völlig kraftlose und nun auch unkonzentrierte Gastgeber. Erst erzielte Tzolis das 5:3, als er nach einem Pass von Sobottka auch von vier Hachingern nicht zu stoppen war. Dann profitierte beim 6:3 Jastrzembski nach einem weiten Schlag von einem Torwartfehler der Gastgeber. Vollath verpasste orientierungslos, den Ball im eigenen Strafraum in die Hände zu nehmen. Letztlich war es ein verdienter Erfolg, weil die Fortunen doch die Nerven behielten, mehr Kraft hatten und ihre Cleverness ausspielten. 

Statistik:
Unterhaching: Vollath – Schwabl, Schifferl, Stiefler, Waidner – Skalartidis (90. +4 Krattenmacher), Maier, Welzmüller (83. Westmaier), Mashigo (74. Keller) – Hobsch, Fetsch
Fortuna: Niemczycki – Uchino (87. Sobottka), Siebert, Oberdorf, Iyoha (106. Jastrzembski) – Engelhardt – Klaus (118. Suso), Tanaka, Tzolis (115. Corsten) – Vermeij, Niemiec (46. Johannesson)
Fortuna-Kader: Gorka – Bird, Bunk, King Manu, Suso, Jastrzembski
Schiedsrichter: Alexander Sather (Grimma/Note: 4,5, er übersah doch einiges, was auf dem Feld passierte, zückte völlig überflüssige Gelbe Karten und ließ sich auf unnötige Diskussionen ein)
Zuschauer: 10.000
Tore: 1:0 (34.) Hobsch, 2:0 (57. FE.) Hobsch, 2:1 (65.) Klaus, 2:2 (66.) Johannesson, 3:2 (71.) Skarlatidis,  3:3 (79.) Johannesson, 3:4 (107.) Johannesson, 3:5 (114.) Tzolis, 3:6 (117.) Jastrzembski
Gelbe Karten: Unterberger (Trainer), Stiefler, Hobsch / Siebert (1.), Engelhardt (1.), Uchino (1.), Johannesson (1.), Sobottka (1.), Tanaka (1.)
Beste Spieler: Hobsch, Schwabl / Tanaka, Johannesson
Spielnote: 2,5
Besonderheit des Spiels: Der Ausgleich vom 0:2 zum 2:2 innerhalb von einer knappen Minute war das Highlight aus Fortuna-Sicht.
Spielfazit: Fortuna kam lange nicht aus dem Quark und profitierte dann von einem Doppelschlag, um wieder ins Spiel zu kommen. Und die Gäste kamen nach einem erneuten Rückstand zum zweiten Mal zurück.

Noten für die Fortunen:
Niemczycki 3 – Uchino 4, Siebert 3, Oberdorf 3, Iyoha 3,5 – Engelhardt 4 – Klaus 3, Tanaka 2, Tzolis 3 – Vermeij 4,5, Niemiec 4,5 / Johannesson 1

Reaktionen:
„Wir haben den Gegner eigentlich gut analysiert und waren vorbereitet auf die langen Bälle des Gegners. Wir waren aber zunächst nicht bereit und haben die zweiten Bälle nicht gewonnen, jeder zweite Ball war bei Haching. Wir sind aber einfach ein geiler Haufen und hören nicht auf. Wir zaubern trotzdem das dahin, obwohl ein paar von uns zu Hause bleiben mussten. Der Wunsch ist nun Borussia Dortmund daheim. Ach egal, Hauptsache, wir sind weiter.“
Felix Klaus, Fortunas Torschütze zum 1:2

„Wir wussten, dass es ein hartes Stück Arbeit wird. Die Mentalität in diesem Team ist aber großartig. Gut, dass wir das Spiel in der zweiten Hälfte anders gestalten konnten. Und toll, dass wir so noch zurückgekommen sind. Wir haben einfach die Qualität.“
Yannik Engelhardt, Mittelfeldspieler der Fortuna

„Ich habe nicht erwartet, drei Tore zu erzielen und zwei vorzubereiten. Das ist mir in meiner Karriere noch nie gelungen.“
Isak Johannesson, Matchwinner der Fortuna

„Kompliment an den Gegner. Es waren 120 Minuten Schwersarbeit für uns. Wir können zwar immer ein Tor schießen, aber nach dem 0:2 habe ich schon gedacht, dass es schwierig wird. Isak Johannesson hat einen wunderbaren Abend erwischt. Wir sind ein glücklicher Sieger, aber wir haben auch die Qualität, um zurückzukommen. Dieses Spektakel brauche ich aber nicht jede Woche.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna

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