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Fortuna und die dünne Personaldecke

Mannschaft macht aus der Situation das Beste

Foto: Imago

von Norbert Krings

ANALYSE Die Stimmung bei den Fortunen war auf dem Platz und auf den Rängen schon fast zu gut. Das 3:1 gegen den VfL Bochum im letzten Testspiel am Freitagabend hat gezeigt, dass der erste Anzug sitzt, die Fans die Spieler feiern und wie eine Wand hinter ihnen stehen, und alle wirtschaftlichen Probleme des Vereins zumindest für 90 Minuten in den Hintergrund gedrängt wurden. Dieser Erfolg gegen einen Bundesligisten, der in seiner Vorbereitung mindestens zwei Wochen später dran ist als die Fortuna, sollte nicht überbewertet werden, wie es auch alle Spieler nach einer insgesamt gelungenen Vorbereitung ansprachen. Aber ein gewisses Maß an Selbstvertrauen dürfte die Leistung dennoch geben.

Es war der Schreckmoment des Abends, als Jordy de Wijs, der zur zweiten Hälfte eingewechselt worden war, nach einem Befreiungsschlag ohne gegnerische Einwirkung am Boden liegen blieb und nach ärztlicher Betreuung verlangte. Der Niederländer hatte zuvor auf der eigenen Torlinie gerettet, das Tor zum 2:0 per Kopf erzielt und einen Ball nach einem Freistoß ans Gebälk des Bochumer Tores geköpft. Endlich schien er auf dem Weg zu alter Wucht und Klasse zu sein. Er musste ausgewechselt werden und es kam ein Spieler in Benjamin Böckle auf den Platz, dem der Trainer offensichtlich nicht so viel zutraut.

Nur 20 Feldspieler reichen dem Trainer nicht

Wer es mit der Fortuna hält und auf die Kaderliste für dieses Spiel geschaut hat, dem wurde etwas blümerant. Denn dort waren neben den beiden Torhütern nur noch sieben Profis aufgelistet. Wenn man den noch angeschlagenen Tim Oberdorf dazurechnet und vielleicht noch Daniel Bunk mitzählt, kommen die Fortunen inklusive Verkaufskandidat Ao Tanaka auf 20 Feldspieler. Das mag reichen, wenn die Mannschaft ohne weitere Verletzungen und Sperren durch die Saison kommen würde. Aber das wäre wohl viel zu positiv gedacht. 

Fortuna Düsseldorf fehlt das Geld für Kaderergänzungen. Klaus Allofs versichert zwar, dass noch Spieler kommen werden, aber die Personaldecke wird dünn bleiben, und Ausfälle werden kaum adäquat zu ersetzen sein. Das ist keine Panikmache, aber ein Verein, der aufsteigen will, müsste anders investieren. Und genau das wollen die Fortunen eigentlich. Doch dem Sportvorstand Allofs und Sportdirektor Christian Weber sind offensichtlich die Hände gebunden. Und die finanzielle Lage ist wohl angespannter, als es sich besonders die ungeduldigen Fans vorstellen können. Die Allofs-Andeutung, dass die rund zwei Millionen Ablöse-Ertrag aus dem Verkauf von Christoph Klarer nicht wieder so einfach reinvestiert werden können, spricht wohl Bände. Und kreative Lösungen der Vergangenheit, wie zum Beispiel bei Benito Raman, scheint es auch aktuell nicht zu geben.

Fortuna-Trainer Daniel Thioune wird wohl auch jungen Spielern wie Daniel Bunk – Nr. 35 – und David Savic eine Chance geben. Foto: Imago

Die Vorbereitung lief gut, die Mannschaft macht einen fitten Eindruck, die Stimmung ist bestens. „Die Situation hat uns zusammengeschweißt“, sagte Jordy de Wijs vor dem Spiel in einem Interview und zeigt, dass die Spieler um die wirtschaftlichen Probleme des Vereins wissen und sich davon eher motivieren, statt runterziehen zu lassen. Aber auch Daniel Thioune spricht die Probleme an, dass man in Sachen Quantität des Kader so nicht durch die Saison kommen würde. Der Trainer des Fußball-Zweitligisten wünscht sich noch mindestens einen Außenstürmer, einen treffsicheren Innenstürmer und im Falle des Falles auch einen Ersatz im Mittelfeld, falls Ao Tanaka – wie erwartet – noch gehen sollte.

„Fortuna für alle“ bedarf weiterer Unterstützung

Man kann dem Verein nur wünschen, dass sich die wirtschaftlichen Probleme, die wohl auch mit dem Projekt „Fortuna für alle“ in Zusammenhang stehen, in Zukunft lösen lassen. Der Rückzug der Provinzial aus dem Kreis der Projekt-Sponsoren ist jedoch kein gutes Zeichen. Allerdings gehört dieses Unternehmen als Versicherer der Sparkassen zu einem Konkurrenten des Trikotsponsors Targobank. Die Düsseldorfer Stadtsparkarkasse kann also nicht begeistert von diesem Trikot-Deal gewesen sein und ist wohl als langjähriger Partner und wichtiger Unterstützer enttäuscht, dass man nun auf eine andere Bank setzt. Die „Fortuna-Card“ der Sparkasse wird es vielleicht auch deshalb so nicht mehr geben. Der Reduzierung der Unterstützung durch Henkel scheint da andere, eher persönliche Hintergründe zu haben. Es wäre schade, wenn eine gute Idee des Vereins an solchen Problemen scheitern würde.

Ob Fortuna gut gerüstet ist für das kommende Wochenende, kann nicht so einfach erklärt werden. Wenn die MERKUR SPIEL-ARENA am kommenden Samstag (fast) bis auf den letzten Platz gefüllt sein wird, sollte die Fortuna-Familie in jedem Fall zusammenhalten, um der Mannschaft, dem Trainer und dem Verein einen guten Saisonstart zu ermöglichen. Die Spieler werden genauso kämpfen müssen wie alle im Verein, um eine erfolgreiche Saison zu ermöglichen. Um den Aufstieg mitzuspielen, kann da zunächst wohl kaum ein Ziel sein. Spannend dürfte die kommende Spielzeit aber in jedem Fall für Düsseldorf werden.

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