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Fortuna muss Nägel mit Köpfen machen

Verein sollte sehr zeitnah mit Daniel Thioune verlängern

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Im vierten Spiel der Rückrunde der Saison 2023/24 will und muss die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf ihre Bilanz aufbessern und den ersten Sieg im Jahr 2024 landen, um nicht ganz in die Bedeutungslosigkeit der 2. Fußball-Bundesliga abzusacken. Wenn der Abstand zur Spitze weiterhin wächst, dann kann der Aufstieg endgültig abgeschrieben und das Augenmerk allein auf den Pokal gerichtet werden.

Das wäre auch deshalb unglaublich schade, weil mit Daniel Thioune, der jetzt genau zwei Jahre in Düsseldorf arbeitet, deutlich mehr drin gewesen ist und noch sein wird, wenn ihm die Chance gegeben wird, auch mehr zu erreichen. Mit den schmalen Mitteln und dem engen Spielerkader wurde diesem außerordentlich fähigen Trainer jedoch bisher nicht das an die Hand gegeben, was er für einen konstanten Höhenflug brauchen würde.

Daniel Thioune muss immer wieder improvisieren, sein Team umstellen und sogar in der Vergangenheit sogar oft einen Spieltagskader aufbieten, der die Sitze der Ersatzbank nicht vollkommen füllen konnte. Wenn Fortunas Cheftrainer in Paderborn eine Viererkette mit vier völlig gesunden, fitten und mit ausreichender Spielpraxis ausgestatten Spielern hätte aufbieten können, wäre die Begegnung gegen einen nicht gerade überragenden Gegner sicherlich kaum verloren worden. Zu oft passierte es Thioune, dass er nicht nach Qualität aufstellen konnte, sondern nur Lücken füllen musste. Die immer wiederkehrende Kritik an der Zusammenstellung des Kaders und der inzwischen (viel zu spät) erfolgten Ergänzung ist berechtigt und hat dem Trainer das Leben und den Erfolg sehr schwer gemacht.

Daniel Thioune kann mehr, als mit dieser Mannschaft Fünfter in der Zweitliga-Tabelle zu sein. Das hat sich angesichts einiger taktischer Meisterleistungen in den zurückliegenden zwei Jahren im deutschen Profi-Fußball längst herumgesprochen. Am Samstagabend werden ihn viele Fußball-Fans deutschlandweit im ZDF-Sportstudio erleben. „Es war ein Kindheitstraum, auf die Torwand schießen zu dürfen. Ich würde mich freuen, wenn ich sie treffen werde“, sagte Thioune.

Seine sympathische Art, seine Integrität und sein einfühlsamer Umgang mit teilweise nicht so einfach zu führenden Profis ist längst deutlich geworden. Das heißt auch, dass Thioune von größeren und erfolgreicheren Vereinen inzwischen beobachtet wird. Er könnte angesichts seiner Arbeit und seiner Erfolge trotz aller Widrigkeiten schnell ein Kandidat für einen Bundesligisten werden. Darauf muss sich die Fortuna vorbereiten und möglichst bereits vorzeitig den wichtigsten Mann im Verein länger an die Fortuna binden. Sein aktueller Vertrag läuft Ende der nächsten Saison aus. „Ich habe alles, was in den zwei Jahren hier passiert ist, mit maximaler Überzeugung getan und sicherlich auch eine Handvoll Fehler gemacht“, sagte Thioune. „Es war ein stetiger Prozess mit einer guten Entwicklung, zu dem ich einen kleinen Teil beitragen konnte.“ Zu viel träumen, will er allerdings nicht. Gegen mehr Konstanz hätte er allerdings auch nichts.

Daniel Thioune engagiert sich für sein Team, den Verein und den Erfolg. Foto: Kai Kuczera

Der Trainer hat aber nie geklagt, allenfalls auf Probleme hingewiesen. Er war bisher stets loyal gegenüber der sportlichen Leitung, der wohl die Hände gebunden sind, um dem Trainer mehr Möglichkeiten zu verschaffen. Es ist aber nicht so ganz nachzuvollziehen, warum man nicht wie bei Yannik Engelhardt vor Saisonbeginn mindestens zwei weitere entwicklungsfähige Spieler aus der 3. Liga geholt hat, um Kader-Engpässen vorzubeugen. Zwar hat niemand damit gerechnet, dass es die Fortuna verletzungstechnisch erneut so beuteln könnte wie im Vorjahr, aber eine verantwortungsvolle Kaderplanung hätte auch anders aussehen können. So wurde erst im Winter nachgelegt und offensichtlich haben Klaus Allofs und Christian Weber da ein gutes Händchen bewiesen, was sich aber auch schon eine Transferperiode früher hätte zeigen müssen – trotz der Schnäppchen mit Tzolis, Johannesson, Vermeij und eben Engelhardt.

Thioune hat beweisen können, dass er in der Lage ist, Spieler zu formen und besser zu machen – sogar auf anderen Positionen, als man es erwartet hätte. Fortunas Cheftrainer kann motivieren, verloren geglaubte Spiele durch taktische Veränderungen in eine andere Richtung lenken. Schade, dass der Verein nicht andere Möglichkeiten hat, um die Fähigkeiten dieses Trainers noch besser zu nutzen. Thioune ist ein Glücksfall für die Fortuna, vielleicht klappt mit ihm auch ein struktureller Aufbau, der irgendwann nicht nur für ein kurzes Jahr in die Bundesliga führt.

So sieht die Lage vor dem Elversberg-Spiel an diesem Samstag aus

Es hat sich längst als „lästige Gewohnheit“ ergeben, dass zu Beginn jeder Pressekonferenz vor dem Spiel die Ausfallliste durchgegangen wird. Das war nun vor dem Spiel am 21. Spieltag gegen Elversberg nicht anders. Die Hoffnung ist da, dass Yannik Engelhardt nach einem grippalen Infekt noch rechtzeitig zurückkehrt und am Spiel teilnehmen kann. Bei Taka Uchino sieht es hingegen nicht so aus, als würde er dabei sein können. Der japanische Außenverteidiger war und ist wohl auch noch krank. Tim Oberdorf steht wieder zur Verfügung, obwohl es auch für ihn nach nur wenigen Tagen Training besser wäre, noch zu pausieren. „Aber wenn jemand ausfällt, müssen wir ihn wohl ins kalte Wasser werfen“, erklärte der Trainer. Emma Iyoha, Felix Klaus und Shinta Appelkamp sind hingegen noch keine Option und werden wohl erst am Sonntag wieder dosiert ins Training einsteigen. „Die Liste ist schon lang genug, da auch die Langzeitverletzten Marcell Sobottka und Jamil Siebert weiterhin fehlen werden.“

Bei zwei weiteren Spielern fiel der mangelnde Fitnesszustand nicht nur dadurch auf, dass sie auf dem Platz 45 Minuten größere Probleme hatten. „Es wurde auch dadurch deutlich, dass ich beide zur Pause ausgewechselt habe“, erklärte Thioune und sprach dabei über Nicolas Gavory und Jordy de Wijs. „Bei Jordy hat man gesehen, dass die vergangenen Wochen unheimlich viel Kraft gekostet haben. Grundsätzlich würde ich die Auswechslungen aber nicht nur mit ihrer Leistung, sondern eher mit taktischen Veränderungen erklären.“ Jetzt müsse es wieder darum gehen, die nötigen Balleroberungs-Qualitäten an den Tag zu legen. Dem Trainer wäre es lieber, wenn sich zwei Spieler darum streiten, wer als Erster in den Zweikampf geht und nicht zögerliche Zauderer auf dem Rasen zu haben.

Der Gegner ist sehr beweglich und hat viele fußballerische Ansätze. „Wir wollen nicht zum gefühlten 263 Mal in Rückstand geraten, sondern das Spiel diktieren, ja auch defensiv diktieren“, sagte Daniel Thioune. Die Blaupause des Hinspiels ist da mit dem 5:0-Erfolg in Elversberg gegeben. Dazu gehörte auch die gute Vorstellung damals von Christos Tzolis, der zuletzt keine optimalen Leistungen gezeigt hat. „Wir bekommen unfassbar viel von ihm, müssen ihm aber auch aufzeigen, was wir defensiv von ihm erwarten“, sagt der Trainer, den die negative Berichterstattung über den Griechen etwas gestört hat. Auch das zeichnet Daniel Thioune aus, dass er sich immer vor seine Spieler stellt.

Wahrscheinliche Aufstellung der Fortuna:
Kastenmeier – Zimmermann, Hoffmann, de Wijs, Quarshie – Engelhardt – Niemiec, Tanaka, Johannesson, Tzolis – Vermeij
Kader: Niemczycki – Jastrzembski, Mustapha, Gavory, King Manu, Oberdorf, Suso, Daferner, (Bunk)
Es fehlen: Sobottka, Siebert, Uchino, Iyoha, Klaus, Appelkamp

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