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Fortuna-Desaster in der zweiten Hälfte

Falsche Einstellung und vier Gegentore

Foto: Wolff

von Norbert Krings

Dass sich Fortuna Düsseldorf gegen eine höhere Niederlage mit allen Kräften gestemmt hat, war am Montagabend in Bochum in den zweiten 45 Minuten nicht mehr zu sehen. Nur Torhüter Florian Kastenmeier tat alles, um Gegentore zu vermeiden.

Es war ein trauriges Bild, dass sich den wenigen Beobachtern des Spiels nach 92 Minuten auf dem Rasen des Ruhrstadion bot. Die Spieler der Fortuna schlichen mit gesenktem Kopf eilig zur Treppe, die in die Kellergewölbe des Stadions führt. Nur Rouwen Hennings und Andre Hoffmann mussten an den Mikrofonen der TV-Sender noch Interviews geben, um die krasse 0:5-Pleite ihrer Mannschaft in Bochum zu erklären.

Vierter Platzverweis im fünften Auswärtsspiel

Alles nur mit dem frühen Platzverweis und den Rückstand bereits nach sechs Minuten zu begründen, wäre nicht nur viel zu einfach, sondern auch weit an der Wahrheit vorbei. Dass Spiele gegen einen dezimierten Gegner normalerweise sehr unangenehm sein können, bemerkten die Spieler des neuen Tabellen-Zweiten der 2. Liga vor allem nach der Pause keineswegs. Im Gegenteil, sie hatten leichtes Spiel, weil die Aggressivität, der Kampfgeist, die Laufbereitschaft und die Spielfreude bei den Profis der Fortuna nur noch sehr eingeschränkt zu sehen waren. 

„Es passiert zum wiederholten Male, dass wir einen Platzverweis kassieren und einen Elfmeter gegen uns bekommen“, sagte Rouwen Hennings. „Es ist einfach bitter und macht es nicht leichter, Punkte zu holen.“ Obwohl es für Fortunas Stürmer „kein normales Fußballspiel“ gewesen sei, habe man sich lange gut gehalten. „Wir haben dann versucht, durch  Umschaltaktionen selbst zu Chancen zu kommen. Aber das ist uns dann nicht gelungen.“

 

„Eine 0:2-Niederlage hätte man noch akzeptieren können. Aber ein 0:5 geht an die Ehre – bei mir zumindest.“

Uwe Rösler, Fortunas Trainer

Fortunas Trainer war maßlos enttäuscht, weil seine Mannschaft sich zum Schluss noch vorführen ließ, ohne richtig dagegenzuhalten. Sein Team habe es erneut nicht geschafft, das Spiel mit elf Mann zuende zu bringen. „Das hat dann letztlich auch nichts mehr mit Pech oder Entscheidungen gegen uns zu tun“, sagte Uwe Rösler. „Das ist kein Zufall. Da muss man sich individuell und auch als Mannschaft hinterfragen.“ Bis zur Pause war der Trainer mit der Leistung und der Mentalität seiner Spieler noch halbwegs zufrieden gewesen. Die Ansage in der Pause war eindeutig, so ähnlich weiter zu spielen. Dass dann ausgerechnet nach einer Standard-Situation Ex-Fortune Robert Tescche zum 2:0 einköpfen konnte, ärgerte Fortunas Trainer sehr, weil dann auch der Glaube an einen Punktgewinn verschwunden war. 

Natürlich bemerkte das Trainerteam, dass der Fortuna die Felle davonschwammen. „Was danach passierte, ist für mich nicht akzeptabel. Was wir dann gesehen haben, müssen wir im Hinblick auf das Spiel am Freitag gegen Darmstadt genaustens bewerten“, sagte Rösler. Die häufigen System- und Personalwechsel hätten wohl zu einer mangelnden Balance geführt. „Das kann aber nicht die einzige Erklärung sein, dass wir immer noch nicht richtig eingespielt sind.“

In der Schlussphase wurden Spieler für Freitag geschont

Ein wenig zur Aufgabestimmung hatte auch der Trainer beigetragen, als er nacheinander wichtige Spieler wie Edgar Prib, Rouwen Hennings sowie Shinta Appelkamp auswechselte, wohl in der Meinung, sie für das wichtige Heimspiel am Freitag gegen Darmstadt schonen zu müssen.

Kenan Karaman enttäuschte in Bochum sehr. Foto: Wolff

Dabei hätten andere Spieler eher ausgewechselt werden müssen. Für einen Austausch von Kenan Karaman bereits zur Pause hätte wohl jeder Fortune Verständnis gehabt, denn beim türkischen Nationalspieler fehlte offensichtlich von Beginn an die richtige Einstellung.

Zudem muss man auch Fortunas Rotsünder Kristofer Peterson einen Vorwurf machen, weil er in der spielentscheidenden Szene nicht engagiert genug mit nach hinten abgedeckt hatte und dem Gegner nicht richtig gefolgt war. Ein Schnelligkeits-Defizit gab es für ihn jedenfalls nicht. So hat er seiner Mannschaft einen Bärendienst erwiesen, an dem sich in den letzten 20 Minuten – leider auch einige erfahrene Spieler ein Beispiel nahmen. Vielleicht war es ein zu großes taktisches Wagnis, den Schweden auch mit der Absicherung der linken Seite vor der Dreierkette zu beuaftragen.

Passiert bei Fortuna bis Freitag noch etwas?

Die Konsequenz für das Spiel am Freitag ist ganz klar: Es muss ein Sieg her, sonst wird die Lage für den Trainer und die Mannschaft prekär. Und das liegt dann nicht nur an der Tabellensituation sondern auch an den zuletzt gezeigten Leistungen und der zumindest teilweise mangelnden Einstellung.

Der Aufsichtsrat ist natürlich überhaupt nicht von der sportlichen Entwicklung angetan. Klaus Allofs und Uwe Klein sind wohl am Dienstag zum Gespräch mit dem Kontrollgremium gebeten worden, um die Lage zu analysieren. Ob es tatsächlich bereits und sofort personelle Konsequenzen geben wird, sei einmal dahingestellt. Und ob sich Nico Michaty, als Interimslösung tatsächlich anbietet, falls man sich zum Schnitt auf der Trainerposition entscheidet, ist ebenfalls nur ein Gedankenspiel. Besser wäre es, den Freitag abzuwarten, um erst einmal eine entsprechende Reaktion des Teams auf das Bochum-Desaster abzuwarten.

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