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Drei Gewinner mit Leistungs-Explosion

Diesen Spielern hat Fortuna besonders viel zu verdanken

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Fortuna Düsseldorf hat es als Mannschaft nicht geschafft, das große Ziel zu erreichen. Im letzten und wohl wichtigsten Spiel versagten die Nerven, und die Quittung war der Verbleib in der 2. Fußball-Bundesliga. Der Trost, dass in dieser Spielklasse sich in der nächsten Saison Vereine mit großen Namen tummeln werden, hilft da wenig. Immerhin gab es aber bei Fortuna mehrere Spieler, die eine besondere Entwicklung genommen haben. Bei Yannik Engelhardt, Christos Tzolis und auch Ao Tanaka kann sogar von einer Leistungs-Explosion gesprochen werden, die zu Beginn der Saison in dieser Form nicht zu erwarten war.

Auch wenn Christos Tzolis zuletzt wegen des Gewinns der Torjägerkanone der 2. Liga in den Schlagzeilen und in aller Munde war, ist der Spieler des Jahres für die Fortuna doch eher Yannik Engelhardt. Der 23-Jährige hat 3.215 Minuten in allen Pflichtspielen der Düsseldorfer auf dem Platz gestanden, nachdem er noch in den ersten drei Begegnungen der 2. Liga gerade einmal eingewechselt worden war. Ab dem vierten Spieltag war er aus der Mannschaft von Daniel Thioune nicht mehr wegzudenken.

Yannik Engelhardt mit Ballkontrolle. Foto: Kenny Beele

Yannik Engelhardt verpasste danach nur zwei Spiele. In einem musste er wegen der Gelbsperre passen und vor der Relegation erhielt er ein Spiel Pause, weil der Trainer nicht riskieren wollte, dass der Ex-Freiburger die zehnte Verwarnung kassieren würde. Die holte er sich erst im zweiten Relegations-Spiel – übrigens da als Einziger seines Teams. Der 23-Jährige war nicht nur der Dauerbrenner im Team nach Torwart Florian Kastenmeier, er hatte als Sechser auch den Vorzug vor Marcel Sobottka und Ao Tanaka erhalten und war in eigentlich allen Spielen der Spieler, der zuverlässig Top-Leistungen abrufen konnte.

Yannik Engelhardt ist eine Konstante im Team, von der Sorte, von der sich ein Trainer mehrere Spieler wünscht. Er hat gleich in seinem ersten Zweitliga-Jahr bewiesen, dass seine Einstufung als bester Mittelfeldspieler der Saison zuvor ein Spielklasse darunter für den SC Freiburg II keine Fehleinschätzung war. Mit seinem guten Auge, seinen strategischen Fähigkeiten hat er sich auch bei Fortuna zu einer Führungsfigur entwickelt. Zudem ist er auch in der Lage, bei Vorstößen in der Offensive zur Torgefährlichkeit beizutragen. Neben drei erzielten Toren in der Liga, eines in der Relegation konnte er auch noch zwei Treffer direkt vorbereiten. Er ist unser Spieler der Saison bei Fortuna Düsseldorf.

Christos Tzolis – ein Torjäger, dem man nicht böse sein kann

Die große Freude über die Torjäger-Kanone in der 2. Bundesliga für Christos Tzolis wird leicht getrübt, da klar ist, dass der treffsichere Grieche in der nächsten Saison wohl nicht mehr bei Fortuna Düsseldorf spielen wird. Ein Spieler, der 22 Tore in der 2. Liga erzielt, ist begehrt, wenn er auch bei seinem Stammverein, Norwich City, offensichtlich bisher keine so besondere Anerkennung erfahren hat. Der 22-Jährige ist bei Fortuna Düsseldorf aufgeblüht, fand zu seinem wahren Leistungsvermögen und überraschte damit fast alle, auch die, die von Anfang an auf ihn gesetzt hatten.

Der wohl beliebteste Fortune der Saison: Christos Tzolis. Foto: Kenny Beele

Was Tzolis brauchte, hat er in Düsseldorf bekommen. Der Trainer glaubt an ihn und hat ihm auch so manche Eigenart und seinen manchmal offenbarten Eigensinn vor dem gegnerischen Tor nicht extrem übelgenommen. Die zweite Voraussetzung, die sich für das Schlitzohr bei der Fortuna erfüllte, war das Team, das ihn so aufnahm, wie er war. Er wurde hier nicht als Exot belächelt, wie es offenbar in England nach seiner Verpflichtung für rund elf Millionen Euro passiert war. Er fand in Düsseldorf eine Mannschaft, die ihn stützte, sogar für ihn auf dem Feld gearbeitet hat. Er gab das mit seinen Toren zurück und nahm seiner Mannschaft oft genug den Druck. Denn wenn nichts ging, brauchte Fortuna ein Tor von ihm. Und die Leistungen, die auch im ersten Relegationsspiel noch gezeigt hat, sprachen für sich, brachten aber das Team weiter – vor allem, als ihm klar war, dass er nur für die Mannschaft spielen musste, um noch besser auszusehen.

Eine Zukunft wird es für Christos Tzolis in Düsseldorf wohl nicht geben. Der Grieche wird seine Karriere erstklassig fortsetzen. Falls ihn Norwich nicht zurückholt und er veräußert wird, kann er sich wohl vor Angeboten nicht retten. Er ist ein Unterschiedsspieler geworden, der sich sicherlich auch in der Bundesliga durchsetzen kann. Schade ist es für die Fortuna, dass sie keine Millionen für einen Spieler aufbringen kann, ohne die Mannschaft auf der anderen Seite zu schwächen. Der Verein kann sich den Verbleib, der dann auch mit einer Gehaltsaufbesserung verbunden wäre, schlichtweg nicht leisten. Da ist die Sammelaktion für Tzolis, die die Fans initiierten, leider nur ein Tropfen auf den heißten Stein. Ebenso wirkt der emotional vorgetragene Wunsch von Isak Johannesson, dass sein Kumpel und er doch bitte in Düsseldorf bleiben können, wie eine verzweifelte Hoffnung. Ganz wichtig ist aber, dass sich der junge Grieche in die Herzen der Fans gespielt hat. Und eine Torjägerkanone für einen Fortunen gab es letztmalig in der Saison 1988/89. Sven Demandt hatte damals 35 Treffer erzielt.

Auch der Abschied von Ao Tanaka würde schmerzen

In den vergangenen beiden Jahren stellte sich immer wieder eine Frage: „Warum spielt Ao Tanaka in der Nationalmannschaft so gut und bei der Fortuna ist er nur Durchschnitt?“ Das lässt sich kaum beantworten, allenfalls mit den zu hohen Erwartungen des Japaners, direkt um den Aufstieg mitzuspielen. Auch musste er erst integriert werden, und er die Bereitschaft dazu zeigen, dies auch zuzulassen. Der heute 25-Jährige kam in der ersten Saison auf 29 Ligaspiele, erreichte aber noch nicht die Leistungen, die ihn heute so auszeichnen. Im zweiten Jahr wurde er von einem Innenbandriss am Knie ausgebremst.

Ao Tanaka gelangen in dieser Saison sechs Tore. Foto: Kenny Beele

Diese Saison startete Tanaka endlich durch, zeigte in der ersten Saisonhälfte gute Leistungen und stand damit schon fast auf der Transferliste. Zum Glück für Fortuna, wie sich im Nachhinein herausstellte, waren die Forderung der Fortuna für ihn mit den Angeboten der Interessenten nicht übereinzubringen. Tanaka wurde vom potenziellen Wechselkandidaten zum absoluten Leistungsträger. Er arbeitete emsig für sein Team, gewann mit seiner Geschicklichkeit die wichtigen Zweikämpfe und konnte auch endlich seine großartige Schusstechnik gewinnbringend einsetzen. Nachdem ihm in den beiden ersten Spielzeiten für die Fortuna gerade einmal jeweils ein Treffer gelungen war, traf er in der gerade abgelaufenen Zweitliga-Saison gleich sechs Mal – unter anderem gelang ihm der so bejubelte Siegtreffer im Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern beim 4:3-Erfolg. Er wurde zum Führungsspieler und unverzichtbaren Mitglied seines Teams in der Liga.

Und doch muss die sportliche Leitung der Fortuna genau überlegen, ob ein Verbleib in Düsseldorf von Ao Tanaka Sinn ergibt. Denn er ist ein Spieler, der so wertvoll ist, dass er auf dem Transfermarkt eine Einnahme garantieren könnte, die der Fortuna helfen könnte, für die nächste Saison zwei oder gar drei vielversprechende Spieler zu verpflichten. Andererseits will auch Tanaka auf einer höheren Ebene beweisen, dass er ein Spieler ist, der erstklassig spielen und überzeugen kann. Fortuna befindet sich also im Dilemma, eigentlich einen Spieler mit diesen Qualitäten nicht abgeben zu wollen, und andererseits wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, weil Tanaka zuletzt in Topform (bis auf das Relegations-Rückspiel) mehr als überzeugende Leistungen gezeigt hatte.

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