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Auch diese Fans sollen nicht zuhause bleiben

Sobottka ärgert sich über Pfiffe der Zuschauer

Foto: Kai Kuczera

von Norbert Krings

KOMMENTAR Für Fortuna Düsseldorf – Spieler, Trainer und Fans – war das 2:2 gegen die SpVgg. Greuther Fürth trotz zwischenzeitlichem Rückstand kein gewonnener Punkt, sondern bedeutete eher eine Enttäuschung und zwei verlorene Zähler. Zum unsauberen Passspiel, Fehlern in der Abwehr und zu wenig offensiven Abschlüssen kam auch noch der Ärger der Spieler über die Pfiffe aus dem Publikum.

„Die Leute auf der Tribüne haben ein gutes Recht, ihre Meinung zum Spiel auch mit Pfiffen kundzutun. Geholfen hat uns Spieler das allerdings bestimmt nicht“, kommentierte Tim Oberdorf die Unmutsbekundungen von einigen Anhängern auf der Tribüne, die pfiffen, als der Ball von Fortuna-Torhüter Florian Kastenmeier mehrmals zu langsam nach vorne gespielt wurde.

Viel deutlicher sprach das Marcel Sobottka an: „Alle, die heute gepfiffen haben, können das nächste Mal zuhause bleiben. Dann habe ich lieber 21.000 als 23.000 Zuschauer im Stadion, die uns dann wirklich auch vollkommen unterstützen.“ Und der Vizekapitän der Fortuna nahm gleichzeitig auch seinen Torwart in Schutz: „Klar, Flo hatte in der ersten Halbzeit so ein Ding.“ Damit meinte Sobotka eine unnötige Dribbeleinlage von Fortunas Torhüter, die fast zum Gegentor geführt hätte. „Er ist trotzdem ein guter Torhüter, der uns so oft geholfen hat, im Spiel zu bleiben.“ Dass er da einmal in einer Szene unglücklich ausgesehen habe, müsse man da nicht mit Pfiffen quittieren. „Auf solche Anhänger kann ich auch verzichten.“

Sobottka ist etwas über das Ziel hinausgeschossen

Dass Sobottka damit etwas zu weit gegangen ist, dürfte der ersten Erregung nach dem Spiel geschuldet sein. Fortuna kann auf keinen einzigen Fan verzichten. Vielleicht sollte man da eher das Gespräch suchen als so „abzuledern“, wie es der Spieler getan hat. Sobottka kritisiert bei den Fans, die gepfiffen haben, dieses fehlende Gemeinschaftsgefühl, das die Fortuna unbedingt braucht. Diesen Zusammenschluss zwischen Fans und den Fortunen, die auf und neben dem Rasen agieren. Zudem wollte er vor allem seine Mitspieler in Schutz nehmen und ist dabei wohl etwas über das Ziel hinausgeschossen.

Natürlich richteten sich die Pfiffe teilweise auch gegen den umständliche und zu langsamen Spielaufbau. Fortunas Vortrag hakte an einigen Stellen und lief gegen einen an sich wenig überzeugenden, aber cleveren Gegner mehr als stockend und war fehlerbehaftet. Tatsächlich sollten sich da einige Fans fragen, welche Ansprüche sie haben. Jede Woche eine Gala und Top-Fußball zu verlangen, ist deutlich zu viel erwartet. Die Mannschaft ist, trotz der Eingespieltheit durch die wenigen personellen Veränderungen, noch in einem Findungsprozess. Daniel Thioune will eine Spielweise, die mit viel Energie nach vorne gerichtet ist und gleichzeitig auch defensiv Stabilität sichert. Und so weit ist die Mannschaft noch nicht, die auf entscheidende Stützen der vergangenen Saison wie Khaled Narey und Matthias Zimmermann aus unterschiedlichen Gründen nicht zurückgreifen kann.

Fortunas Torhüter Florian Kastenmeier beim Abschlag. Foto: Kenny Beele

Dennoch kann man Fans verstehen, die mit der Spielweise von Fortunas Torhüter Florian Kastenmeier nicht einverstanden sind. Es ist seine Art, aufreizend lässig zu agieren. Er kann mit dem Ball umgehen, ist teilweise aber deutlich zu risikobereit. Gegen Fürth wäre das fast gegen Ragnar Ache ins Auge gegangen. Diese Aktionen verunsichern seine Vorderleute, und sie sorgen nicht dafür, dass eine gewisse Souveränität in der eigentlich erfahrenen Abwehrreihe nicht zum Tragen kommt. Diese „Showeinlagen“ muss er unterlassen.

Dass Kastenmeier in der 2. Bundesliga kein absolut herausragender Torhüter ist, wissen alle Fortunen. Trainer Daniel Thioune hat dem Keeper aber das Vertrauen ausgesprochen, und es wäre hilfreich, wenn die Fans Kastenmeier trotz aller Schwächen unterstützen, statt ihn zu demontieren. Eine große Wahl hatte der Trainer bei der Nominierung von Fortunas Nummer 1 allerdings auch nicht.

Allerdings muss sich auch Kastenmeier die Kritik anhören und daraus die richtigen Schlüsse ziehen. Sich in fast jedem Spiel irgendeinen Bock zu leisten, hilft seiner Mannschaft nicht. Der 25-Jährige sollte sich auf sein Torwartspiel konzentrieren, auch wenn es manchmal hilft, ihn als Aufbauspieler hinter der Abwehr einzusetzen. Denn seine Pässe in den Fuß seiner Mitspieler kommen meist sehr genau an. Daniel Thioune ist gefordert, diese Baustelle möglichst schnell und mit klaren Worten gegenüber seinem Torhüter zu schließen.

Ansprüche sind schon unverständlich hoch

Es sind sicherlich nicht alle Fans, die die Mannschaft mit Pfiffen verunsichern. Auch da muss man unterscheiden. Es gibt zu viele Eventfans, die meinen, dass ihre Mannschaft jede Woche Topleistungen anbieten muss. Offensichtlich sind da einige Erwartungen im Umfeld derart in ungesunde Höhen gegangen, dass man sich nicht einmal mit einem Heimremis gegen eine normalerwiese so starke Mannschaft wie Fürth abfinden kann. „Der Vortrag war nicht gut, und wir haben zu wenig Lösungen angeboten. Dann kann ich mit den Pfiffen auch leben“, sagte Daniel Thioune.

Es ist in den Spielen unter dem aktuellen Fortuna-Trainer immer zu erkennen gewesen, dass sich alle Spieler für den Erfolg zerreißen. Die Energie ist vorhanden, der Wille auch. Dass nicht jeder Spieltag zu einem Erfolg führt, liegt in der Tatsache begründet, dass auch Profis nur Menschen mit Fehlern sind. Das sollte man auch mal verzeihen können und trotzdem hinter ihnen stehen. Auswärts funktioniert das übrigens. Die Pfiffe gegen Fürth waren unnötig, unangebracht und sind anscheinend sogar ein Zeichen von Arroganz, dass sich einige Fortunen-Fans schon zu den Topfavoriten in der Liga für den Aufstieg zählen. Der Unmut gegenüber Florian Kastenmeier ist da vielleicht noch verständlicher, aber diese Pfiffe helfen auch ihm nicht.

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