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Die Tormaschine vom DHC

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Fotos: Kenny Beele

von Bernd Schwickerath

Mabel Brands erlebt gerade ihre erste Hallenhockey-Saison in Deutschland. Und schon ist die Niederländerin vom DHC die mit Abstand beste Torjägern der Liga. Was macht sie so gut?

Es hat nicht lange gedauert, da fühlte sich Mabel Brands bereits als richtige Düsseldorferin. Zwar lebt die 24-Jährige erst ein paar Monate am Rhein, aber als sie im Dezember auf den Weihnachtsmarkt ging, „waren da so viele Niederländer, da war sich etwas genervt. Ich denke, ich bin hier schon echt zu Hause“, sagt Brands und fängt unweigerlich an zu lachen. Natürlich hat sie nicht wirklich etwas gegen die Weihnachtsmarktgäste aus den Niederlanden, sie kommt ja selbst daher, aus Enschede.

In Düsseldorf ist sie zum Hockeyspielen, gehört zum Erfolgsteam des DHC. Fünf Meisterschaften gewann das in den vergangenen fünf Jahren, besonders in der Halle ist das Team vom Seestern nahezu unschlagbar. 2022 und 2023 wurde der DHC jeweils Deutscher Meister, und auch in dieser Saison stehen nach zehn Gruppenspielen zehn Siege. Weswegen die Düsseldorferinnen an diesem Samstag (14 Uhr) ihr Viertelfinale gegen München daheim bestreiten dürfen. Und Mabel Brands freut sich ganz besonders drauf: „Alles oder nichts – solche Spiele sind der Grund, warum ich in der Bundesliga spiele.“

Gelobtes Hockey-Land

Allein, dass sie das tut, ist eine Besonderheit. Die Niederlande sind ja seit Jahren das Maß aller Dinge im Hockey, vor allem bei den Frauen. Ob WM, EM oder Olympia – zuletzt jubelte am Ende immer Oranje. Und auch die heimische Liga gilt als Nonplusultra. Wobei das Image des gelobten Hockey-Lands im Sommer 2023 Kratzer erhielt, da kritisierten die Nationalspielerinnen Maria Verschoor und Josine Koning öffentlich die ungleiche Bezahlung im niederländischen Hockey: „Frauen in der Hoofdklasse verdienen fünf bis zehn Mal weniger als Männer.“ Das müsse endlich aufhören.

Zumindest sportlich gibt es dennoch nichts Besseres, im Feldhockey. „Die beste Hallenliga der Welt“, sagt selbst Mabel Brands, „ist aber die deutsche. Und ich liebe Hallenhockey. Deswegen wollte ich unbedingt mal in Deutschland spielen.“ Was umso besser passte, weil sich ihr Studium dem Ende neigte (mittlerweile hat sie es abgeschlossen), und weil der DHC im Sommer Verstärkungen suchte. Da war nämlich schon klar, „dass wir zwar wieder eine sehr gute Mannschaft haben werden, aber personell nicht so breit aufgestellt sind“, sagt Trainer Nico Sussenburger.

Der Grund sind Nationalmannschaftstermine. Selin Oruz, Lisa Nolte und Sara Strauss waren dieser Tage bei der Olympia-Qualifikation gefragt und haben deswegen die komplette Hallensaison ausgesetzt. Lilly Stoffelsma, Sophia Schwabe, Rieke Heusgen und Marie Hahn mussten im September zur U21-WM.

Einfach mal angerufen

Also benötigte Sussenburger Ersatz. Und erinnerte sich daran, dass es da doch diese 24-jährige Niederländerin gibt, die ihm bei Freundschaftsspielen immer wieder positiv aufgefallen war. „Die Hockeywelt ist ja sehr familiär, ich habe dann einfach mal angerufen und Mabel gefragt, ob sie sie vorstellen könnte, zu uns zu kommen.“ Sie konnte. Und kam. „Für alle eine gute Sache“, findet Sussenburger nun ein paar Monate später.

Gut ist wahrscheinlich noch untertrieben. Dass Mabel Brands ein Ausnahmetalent ist, war schon vorher bekannt, bereits als Zwölfjährige debütierte sie bei den Erwachsenen, zuletzt war sie sechs Jahre beim SV Kampong aus Utrecht aktiv. Aber wie schnell sie sich in der Bundesliga zurechtfindet, überrascht dann doch. In der Gruppenphase war sie die alles überragende Spielerin der ganzen Liga. „Sie weiß, wo das Tor steht“, sagt Mitspielerin Annika Sprink. 33 Tore schoss Brands in nur zehn Spielen, steht derzeit mit zehn Treffern Vorsprung ganz oben in der Torjägerliste. „Und würden wir weniger wechseln, hätte sie noch sieben, acht Tore mehr“, ist sich ihr Trainer sicher, lobt sie für ihren Abschluss, besonders bei kurzen Ecken und bei Siebenmetern.

Teamspielerinnen: Mabel Brands klatscht mit Luisa Steindor und Maike Schaunig (l.) ab.

Fragt man Mabel Brands selbst, gibt sie das Lob gleich mal weiter: „Ich habe eine sehr gute Verbindung zu Elli, Lulu, Annika und Pia, die haben so viel Erfahrung, da kann ich viel lernen“, sagt Brands und meint damit Elisa Gräve, Luisa Steindor, Annika Sprink und Pia Lhotak – zusammen bilden sie einen Block. Geht es nach Mabel Brands, einen überragenden Block: „Hallenhockey ist ein Spiel des Gefühls und des Passens, ein Connection-Game. Man braucht eine enge Verbindung zu den Mitspielerinnen. Und die haben wir.“ Ihre überragende Torquote von 3,3 Treffern pro Spiel sei viel mehr eine Gemeinschaftsproduktion: „Ich bin keine Spielerin, die gern Einzelaktionen macht, ich bin eher eine Passspielerin.“

Kein Egoshooter

Eine Passspielerin, die 33 Tore schießt? Klingt kurios. Aber das sei wirklich so, sagt Annika Sprink: „Sie bildet mit Elli Gräve ein super Sturmduo. Sie setzt gern ihre Mitspielerinnen in Szene und hat einen super Instinkt dafür.“ Auch Trainer Sussenburger besteht darauf, dass er da keine reine Torjägerin verpflichtet hat: „Ihre vielen Tore gehen auch mit ihrer Position einher. Sie ist überhaupt kein Egoshooter. Sie hat ganz viel Blick für freie Leute. Das ist ja Teil unserer Philosophie, sei es aus dem kontrollierten Spielaufbau oder aus Kontern. Sie hat unser Spiel verstanden.“

Generell scheint Mabel Brands wie gemacht fürs Hallenhockey mit seinen eher kurzen Wegen und vielen schnellen Entscheidungen: wendig, explosiv, gutes Spielverständnis, genaue Pässe und ein überragender Abschluss. Zudem sei sie „super fleißig, man kann sich auf sie verlassen“, sagt Annika Sprink.

Auch das bestätigt der Trainer, gerät regelrecht ins Schwärmen: „Menschlich ein absoluter Glücksgriff, sie passt super in die Truppe, ist freundlich, trainingsfleißig, wissbegierig.“ Und sie sei eben eine „Hallenexpertin, sie ist ja auch Weltmeisterin geworden“. Nicht etwa als Mitläuferin im niederländischen Starensemble, im 7:0-Finalerfolg über Österreich vergangenes Jahr erzielte sie drei Treffer.

Selbstbewusst ins Viertelfinale

So ging das nun auch beim DHC weiter. Und im besten Fall läuft es am Samstag im Viertelfinale gegen München genauso. Mabel Brands ist optimistisch: „Wenn wir spielen wir in den letzten Wochen, werden wir ein gutes Spiel machen. Ich habe großes Vertrauen in unser Team.“

So geht das allen im DHC. München sei zwar eine „sehr talentierte, junge Mannschaft mit einer ordentlichen kurzen Ecke“, sagt Sussenburger, zudem gab es das Duell in der Halle zuletzt vor vier Jahren, da gäbe es eine gewisse „Überraschungskomponente“. Aber er bleibe „entspannt, weil wir in den letzten Jahren besonders gutes Hallenhockey gespielt haben. Ohne großmäulig zu werden, wissen wir, was wir können.“ Und im Zweifel gibt es da immer noch eine Mabel Brands, die weiß, wo das Tor steht.

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