D.SPORTS

Home of Sports

Wenig Aufs und viele Abs

D.SPORTS INSIDE

Foto: Birgit Häfner

von Tobias Kemberg

Die Saison der Düsseldorfer EG geht zwar erst am Freitag zu Ende, doch weil es sportlich um nichts Entscheidendes mehr geht, darf der Blick schon einmal zurückgehen. Auf eine Spielzeit, die sich viele rund um und bei den Rot-Gelben sicherlich ganz anders vorgestellt hatten.

Mit dem Heimspiel gegen die Löwen Frankfurt am Freitagabend endet für die Düsseldorfer EG eine Eishockey-Saison, die für Mannschaft, Trainer, Verein und Fans zweifellos als eine enttäuschende in die Chroniken eingehen wird. Das erklärte Ziel Play-off-Teilnahme wurde verpasst, doch zumindest konnte mit dem 3:1-Auswärtssieg in Augsburg am vergangenen Sonntag die noch bestehende Abstiegsgefahr gebannt werden. Bevor bei der DEG in den kommenden Wochen die fälligen Aufräum- und Umbau-Arbeiten beginnen, ziehen wir in unserem aktuellen D.SPORTS INSIDE schon einmal ein Fazit – inklusive kurzem Blick in die Sommerpausen-Glaskugel.

Hauptrunde in Zahlen
Auch wenn statistische Werte nicht immer die ganze Wahrheit erzählen, so lässt sich an diesen doch einiges ablesen. Daher seien an dieser Stelle nur ein paar grundlegende Zahlen aufgeführt. Die DEG ging in 20 von bisher 51 Hauptrundenspielen als Sieger vom Eis. Nur 13 Mal holte sie die volle Punktzahl, schlechter war in diesem Bereich nur Tabellenschlusslicht Augsburg. 12,36 Prozent als Erfolgsquote im Powerplay bedeuten ebenso den schlechtesten DEL-Wert wie die Tordifferenz in Über- und Unterzahl (-18). Zudem erzielten die Düsseldorfer die wenigsten Treffer im ersten Drittel (35) und lagen nur 24,8 Prozent der Spielzeit in Führung (Platz zwölf von 14).

Verletzungen der Topspieler
Mehrere Faktoren haben dazu geführt, dass die DEG zum vierten Mal seit 2017 die heißeste Saisonphase verpassen wird. Welcher Grund mehr oder weniger bedeutsam ist, lässt sich im Nachgang oft nicht ganz genau ausmachen, doch die zahlreichen Verletzungen von Topspielern haben durchaus eine entscheidende Rolle gespielt.

„Ich bin kein Freund davon, immer die Verletzungen als wichtigsten Grund zu benennen. Das klingt immer so nach Ausrede. Aber mit Stephen MacAulay und zuletzt Phil Varone haben uns zwei Top-Center gefehlt. Und unser Nummer-eins-Torjäger Brendan O’Donnell fiel ebenso lange aus wie unser Nummer-eins-Verteidiger Kyle Cumiskey. Deswegen waren die Verletzungen zumindest der bitterste Faktor“, sagt Sportdirektor Niki Mondt. Und auch Andere im Kader fielen immer mal wieder oder über einen längeren Zeitraum aus, so dass das Lineup sehr dünn wurde.

Foto: Birgit Häfner

Spieler blieben hinter den Erwartungen
Während nachverpflichtete Stürmer wie Kenny Agostino (47 Punkte in 47 Spielen) oder Adam Payerl (sechs Tore in 14 Einsätzen) wichtige Säulen waren und die Rückkehrer O’Donnell (36 Punkte in 33 Spielen) und Cumiskey (16 Punkte in 17 Spielen) dem Team noch einmal Auftrieb geben konnten, erfüllten andere Profis die Erwartungen nicht. „Einige Jungs mussten im Lineup aufrücken und Rollen übernehmen, für die sie so ursprünglich nicht eingeplant waren“, erklärt Mondt.

Namen nennt der Sportdirektor dabei keine. Doch während ein Routinier wie Torsten Ankert im Rahmen seiner Möglichkeiten noch ganz ordentlich spielte, enttäuschten andere Verteidiger wie Sinan Akdag oder Bernhard Ebner merklich. Auch die noch über das Saisonende hinaus an die DEG gebundenen Oliver Mebus und Moritz Wirth zählen zu denjenigen, für die die größeren Aufgaben dann eben doch eine Nummer zu groß waren. Hinzu kommt, dass junge deutsche Stürmer wie Jakub Borzecki oder Josef Eham in ihrer zweiten Saison bei der DEG nicht den erhofften nächsten Schritt in ihrer Entwicklung gegangen sind.

Kritik an Mannschaft, Trainerteam und Sportdirektor
Gab es bei Heim- und Auswärtsspielen in den meisten Spielen fast immer breite Unterstützung für die DEG, so ließen vor allem in den sozialen Netzwerken viele Anhänger ihrem Frust oftmals freien Lauf – vereinzelt schossen diese Kommentare sowohl inhaltlich als auch von ihrer Form her über das Ziel hinaus. Doch wie ist eine Saison zu bewerten, in der die Düsseldorfer EG am Ende zwar die Play-offs verpasst, aber mit Blick auf die leider immer etwas spekulative Etat-Tabelle der DEL eigentlich gar nicht so weit weg von dem Platz landen wird, auf dem sie von den finanziellen Mitteln her landen müsste?

„Wir haben in den vergangenen Jahren immer überperformt und besser abgeschnitten, als das mit unseren Möglichkeiten zu erwarten gewesen wäre. Setzt man alle Faktoren und Entwicklungen dieser Saison ins aktuelle Gesamtbild, dann schneiden wir dieses Mal in etwa so ab, wie das von unserem Etat her erwartbar ist“, sagt Mondt. Doch vier Top-Neun-Plätze in den vergangenen fünf Jahren sowie drei Viertelfinalteilnahmen haben Begehrlichkeiten geweckt. Bei den Fans und auch im Klub. Und wenn Harald Wirtz davon spricht, dass die DEG in absehbarer Zeit mal wieder ins Halbfinale vorstoßen möchte, dann hören zu viele nur das Wort Halbfinale und lassen außer Acht, dass der Geschäftsführer damit nicht zwingend die Saison 2023/24 oder 2024/25 gemeint hat.

Foto: Birgit Häfner

Für Mondt und Cheftrainer Thomas Dolak war es „ein hartes Jahr, dass ich niemandem wünsche“, sagt der Sportdirektor. Als Kaderplaner nimmt Mondt einen Großteil der Verantwortung für das Verpassen des Saisonziels auf die eigene Kappe, betont aber auch: „Ich verstehe die Kritik vieler Leute an Thomas, der Mannschaft und auch meiner Person. Wenn aber gesagt wird, dass Thomas Dolak nicht während der Saison gefeuert wurde, weil wir befreundet sind, dann ist das ein Stück weit unfair. Dass ich mit Daniel Kreutzer meinen besten Freund inmitten der Saison rauswerfe, ist doch Beweis genug, dass das nicht die entscheidende Rolle spielt.“

Veränderungen kommen – aber welche und wie viele?
Was für eine Sommerpause ist bei der DEG also zu erwarten? Mindestens eine Veränderung im Trainerteam ist realistisch, ob es auch auf der Position des Cheftrainers einen Wechsel geben wird, bleibt noch abzuwarten. „Es wird alles sachlich und sauber analysiert. Natürlich wird es Veränderungen im Kader geben, aber es gibt auch eine ganze Reihe von Spielern, die wir behalten möchten. Am Ende ist es natürlich auch eine Frage unserer Möglichkeiten“, sagt Mondt.

Nicht auszuschließen ist, dass der 45-Jährige auch die Trennung von dem einen oder anderen Profi mit laufendem Vertrag anstreben wird. Doch wie sieht es mit den besten Leuten aus? Eine Verlängerung mit Top-Verteidiger Kyle Cumiskey und dem verletzten Phil Varone erscheint aktuell eher möglich als eine Weiterbeschäftigung von Kenny Agostino. Gerne behalten würde Mondt natürlich auch Top-Torjäger Brendan O’Donnell, der aufgrund seiner Scoring-Qualitäten allerdings bei anderen Vereinen begehrt sein dürfte.

„Es gibt viele Entscheidungen zu treffen. Aber es wird noch ein paar Tage dauern, bis wir etwas zu verkünden haben. Sowohl in die eine als auch in die andere Richtung“, erklärt Mondt. Als fast gesichert gilt aktuell nur, dass 2024/25 nicht alle Top-Stürmer das DEG-Trikot tragen werden.

Teilen

Verpasse keine News mehr und abonniere unseren Newsletter