von Tobias Kemberg
Tischtennis, Beachvolleyball, Judo, Fechten, Rudern und Hockey – insgesamt elf Sportlerinnen und Sportler aus dem TEAM 2021 Düsseldorf sind in sechs Sportarten bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Japan dabei. Und einige gelten als Medaillenkandidatinnen und -kandidaten. Außerdem schlagen zwei Golf-Asse in Asien ab, die für den GC Hubbelrath aktiv sind.
33 Sportarten, 51 Disziplinen, 339 Wettkämpfe, 434 deutsche Sportlerinnen und Sportler, keine Zuschauer vor Ort – am Freitag, 23. Juli, beginnen in Tokio die Olympischen Sommerspiele. Viel wurde in den zurückliegenden Wochen und Monaten diskutiert. Über eine endgültige Absage nach der terminlichen Verschiebung aus dem Jahr 2020, über Sicherheits- und Hygienekonzepte vor Ort und darüber, ob die Athletinnen und Athleten geimpft nach Japan reisen.
Jetzt aber geht es tatsächlich bald los. Und mittendrin sind elf Mitglieder aus dem TEAM 2021 Düsseldorf – acht sind bei den Olympischen Spielen dabei, drei bei den Paralympics und damit insgesamt so viele wie nie zuvor. Die Sportstadt stellt die Sportlerinnen und Sportler vor und blickt auf ihre Chancen in Tokio.
OLYMPISCHE SPIELE (23. Juli bis 8. August)
Timo Boll
Der im Alphabet erste Olympia-Starter ist zugleich der Älteste und darf mit Fug und Recht als Aushängeschild des Düsseldorfer Aufgebots bezeichnet werden. Nach dem „Triple“ mit seinem Verein Borussia Düsseldorf krönte sich der 40-Jährige Ende Juni zum achten Mal zum Europameister. Beim Vorbereitungsturnier im CASTELLO vor einigen Tagen musste Timo Boll aufgrund einer Blessur an der Hüfte jedoch vorzeitig aussteigen. Eine olympische Einzelmedaille fehlt dem Superstar noch. Diese bei seiner sechsten Olympia-Teilnahme noch zu holen, ist aufgrund der starken Konkurrenz aus Asien nicht unbedingt zu erwarten, auch wenn Boll zuletzt in starker Form spielte und sich viel zutraut. Mit der Mannschaft ist nach 2008, 2012 und 2016 aber wieder Edelmetall im Teamwettbewerb drin.
Karla Borger/Julia Sude
Mit ihrem Sieg bei den „Timmendorf Qualifiers“ in Düsseldorf im Juni sind Karla Borger (32) und Julia Sude (33) ihrer Olympia-Form ein großes Stück näher gekommen. Die Auslosung für das im Shiokaze Park stattfindende Beachvolleyball-Turnier hat es mit dem für die DJK Tusa 06 startenden Duo allerdings nicht besonders gut gemeint. In Gruppe A bekommen es Borger/Sude (Foto oben) unter anderem mit den amtierenden Weltmeisterinnen Sarah Pavan/Melissa Humana-Paredes aus Kanada zu tun. Außerdem geht es gegen die Schweizerinnen Joana Heidrich/Anouk Vergé-Dépré, die bei der letzten Europameisterschaft Gold gewonnen haben. Ein Sieg gegen Katja Stam/Raisa Schoon aus den Niederlanden ist daher schon Pflicht, um in die K.o.-Runde einziehen zu können. Ein Vorrundenaus wäre trotz starker Gruppe eine Enttäuschung.
Johannes Frey
In der Judo-Klasse über 100 Kilogramm geht Johannes Frey an den Start. Der 24-Jährige vom Judo-Club 71 erreichte Anfang 2020 beim Grand Slam in Düsseldorf den zweiten Platz und kam nach überstandener Corona-Infektion im Mai dieses Jahres beim Grand Slam in Kasan auf Rang drei. Für die Olympischen Spiele hat er sich hohe Ziele gesetzt: „Ich fahre da nicht hin, um eine Runde im Stadion zu laufen. Ich fahre dahin, um um die Medaillen zu kämpfen. Platz eins bis fünf ist drin. Ich habe es auch schon bewiesen, habe schon viele starke Leute geschlagen.“ Wenn alles passt, ist eine Medaille tatsächlich im Bereich des Möglichen.
Benjamin Kleibrink
Der Florettfechter aus Düsseldorf weiß, wie sich ein Olympiasieg anfühlt. 2008 gewann Benjamin Kleibrink in Peking die Goldmedaille. Nach dem Gewinn der Bronzemedaille mit der Mannschaft vier Jahre später in London erklärte der heute 35-Jährige seinen Rücktritt vom Leistungssport. Ende 2015 gab er sein Comeback, nun zählt er zum neunköpfigen deutschen Fecht-Aufgebot für Tokio. Für den Routinier sollen die Spiele in Japan der letzte große Höhepunkt werden, an eine Medaille glaubt er aber nicht so recht. „Es wird schwieriger, je älter man wird“, sagt Kleibrink.
Leonie Menzel
Ihr Debüt auf der größten sportlichen Bühne feiert die Ruderin vom RC Germania. Leonie Menzel (22) ist mit der 14 Jahre älteren Annekatrin Thiele im Doppelzweier dabei. Düsseldorfs Sportlerin der Jahre 2018, 2019 und 2020 möchte von den Olympia-Erfahrungen Thieles, die 2016 Gold im Doppelvierer gewann, profitieren und in Tokio so weit vorne wie nur möglich landen. Als Favoriten gelten die Teams aus Neuseeland, Rumänien und Russland. Aber Menzel und Thiele haben nicht zuletzt bei der Olympia-Qualifikation im Mai in Luzern bewiesen, dass sie vorne mitfahren können. Eine Überraschung ist also nicht ausgeschlossen.
Selin Oruz/Nathalie Kubalski
Zu den großen Medaillenhoffnungen aus dem TEAM 2021 Düsseldorf zählen die amtierenden Deutschen Meisterinnen Selin Oruz und Nathalie Kubalski. Während Oruz (24, Foto) zum festen Kader von Hockey-Bundestrainer Xavier Reckinger gehört, reist Kubalski (27) „nur“ mit der sogenannten P-Akkreditierung nach Asien. Das bedeutet, die DHC-Torhüterin käme erst im Verletzungsfall einer Teamkollegin zum Einsatz. Die „Danas“ zählen in Tokio in jedem Fall zum Kreis der Medaillenanwärterinnen. Im Vorrundenpool A bekommen es Oruz, Kubalski und Co. mit Topfavorit Niederlande und dem Titelverteidiger Großbritannien zu tun. Die weiteren Gegnerinnen kommen aus Irland, Indien und Südafrika. Gleich zum Start des Turniers gibt eine echte Standortbestimmung, wenn es gegen Großbritannien geht. Bei der EM holte die Nationalmannschaft zuletzt Silber, unterlag im Finale den Niederlanden mit 0:2.
PARALYMPISCHE SPIELE (24. August bis 5. September)
Valentin Baus, Sandra Mikolaschek, Thomas Schmidberger
Das Rollstuhltischtennis-Trio von Borussia Düsseldorf ist auf nationaler Ebene seit vielen Jahren das Maß aller Dinge und sicherte sich bereits mehrere Deutsche Meistertitel. Während der Pandemie gab es jedoch so gut wie keine Wettkämpfe für alle drei. Mehr als trainieren und den Fokus halten war in der Vorbereitung auf das Großereignis folglich nicht drin.
Rund zwei Wochen nach dem Ende der Olympischen Spiele geht es für Valentin Baus (25, Wettkampfklasse 5), Sandra Mikolaschek (24, WK 4) und Thomas Schmidberger (29, WK 3) dann aber auch endlich los. „Meine Form ist aktuell echt gut“, sagt Mikolaschek, die zum zweiten Mal nach 2016 bei den Paralympischen Spielen dabei sein wird. „Eine Medaille zu erspielen ist das große Ziel.“ Das gilt auch für Baus und Schmidberger. Baus gewann vor fünf Jahren in Rio de Janeiro Silber, Schmidberger hat bereits vier Mal Edelmetall aus London und Rio zurückgebracht (3x Silber, 1x Bronze). In Tokio soll nun der ganz große Coup gelingen.
GOLFPROFIS MIT DÜSSELDORFER STARTRECHT
Caroline Masson, Maximilian Kieffer
Neben den Sportlerinnen und Sportlern aus dem TEAM 2021 Düsseldorf sind mit Caroline Masson und Maximilian Kieffer zwei Golf-Asse für die Olympischen Spielen nominiert, die für den GC Hubbelrath gemeldet sind. Nach Paris (1900), St. Louis (1904) und Rio de Janeiro (2016) ist Golf überhaupt erst zum vierten Mal im Programm, für die Frauen sogar erst zum dritten Mal. Sowohl die 32-jährige Masson als auch der 31 Jahre alte Kieffer zählen im Olympischen Turnier zu den Außenseitern, denen aber durchaus eine Top-20- oder Top-10-Platzierung zuzutrauen ist.
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