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Spiel, Satz, Sieg – und Meisterschaft

Rochusclub gelingt der Titelcoup

Foto: Kenny Beele

von Tobias Kemberg

Weil der Tennis-Bundesligist auch an den beiden letzten Spieltagen ohne Niederlage blieb, durfte die Mannschaft um Teamchef Detlev Irmler nach dem 4:2 in Ludwigshafen den Meister-Champagner aufmachen. Der erste Triumph für den seit 1991 ununterbrochen in der Bundesliga aktiven Verein ist allerdings nicht nur dem im Saisonverlauf aufgestockten Etat zu verdanken.

Vom Abstiegskandidat zum Deutschen Meister – 2022 wird als eine ganz besondere Saison in die Vereinschroniken des Düsseldorfer Rochusclubs eingehen. Der Grund ist ebenso simpel wie erfreulich: Erstmals seit seiner Zugehörigkeit zur Tennis-Bundesliga stand das Team vom Rolander Weg am Ende ganz oben in der Tabelle. „Angesichts dieser unglaublichen Konkurrenz in der Bundesliga nun den Titel gewonnen zu haben, ist schon eine einmalige Geschichte“, freute sich Detlev Irmler.

Der Teamchef, seit mehr als drei Jahrzehnten für die sportlichen Geschicke des Rochusclubs verantwortlich, war Anfang Juli wieder einmal mit der Prämisse angetreten, die Mannschaft irgendwie vor dem Abstieg bewahren zu wollen. Fehlende finanzielle Mittel und die typischen Unwägbarkeiten im Laufe einer Saison wie Nicht-Verfügbarkeiten aufgrund von Einzelerfolgen der Spieler auf der ATP-Tour oder Verletzungen erlaubten nicht für fünf Sekunden einen Gedanken an das, was am vergangenen Wochenende nun Wirklichkeit wurde.

Foto: Kai Kuczera

„Jedes Jahr haben wir eigentlich immer primär darum gespielt uns zu retten. Ich denke da an die Saison 2021, als wir es erst auf den letzten Metern am letzten Spieltag geschafft haben“, sagte Irmler. „Nachdem wir aber in diesem Jahr die ersten drei Spiele gewonnen hatten, haben sich viele Menschen engagiert. Dieser Titel ist auch dem Engagement des Klubs zu verdanken.“

Meistertitel als Lohn für den „Strippenzieher“

Sich selbst nimmt der 81-Jährige auch im Moment des großen Erfolgs nicht so wichtig. Dabei ist die Deutsche Meisterschaft ebenso ein Lohn für Irmler, der sich mit seinem Knowhow und seiner unvergleichlichen Liebe zum Tennissport seit den 90er Jahren für den Rochusclub einsetzt. Nicht ohne Folgen, denn Irmler griff angesichts vieler stressiger Momente vor und an den Spieltagen auch 2022 hin und wieder zur Zigarette.

„Ich muss zugeben, dass ich diesbezüglich wieder schwach geworden bin. Aber bis zur neuen Saison ist damit jetzt wieder Schluss. Ein bisschen Akupunktur hilft mir beim erneuten Abgewöhnen“, erzählt der einstige Davis-Cup-Kapitän mit einem Lachen, der in seinem langen Tennisleben viele Talente entdeckt, begleitet und gefördert hat.

Eine Bundesligasaison ist immer mit „unheimlich viel Stress“ verbunden, wie Irmler selbst sagt. Dieses Jahr vielleicht sogar noch etwas mehr als sonst – vor allem abseits der Plätze. Denn bei der Spieltagsplanung glühte nicht nur das Smartphone. Irmler rauchte auch der Kopf. So standen dem Rochusclub beispielsweise kurz vor dem Auswärtsspiel in Krefeld nur zwei einsatzfähige Profis zur Verfügung. Also organisierte der Teamchef kurzerhand ein Privatflugzeug und ließ seine Sandplatz-Asse noch schnell einfliegen.

Teamgeist und Top-Form der Stars sind Schlüssel zum Erfolg

Die großen Trümpfe des Rochusclubs in dieser Saison waren aber nicht nur der im Verlauf des Sommers aufgestockte Etat, der einen regelmäßigen Einsatz der Top-Spieler ermöglichte. Der Meistertitel ist zum einen auf den exzellenten Teamgeist und zum anderen auf die konstante Top-Form der Leistungsträger zurückzuführen.

Irmler: „Filip Horansky hat einst vier Jahre bei meiner Frau und mir gewohnt. Pablo Andujar ist seit fast 15 Jahren bei mir und spielt immer für uns, obwohl er woanders mehr Geld bekommen könnte. Das sind die Dinge, die unsere Mannschaft und den Zusammenhalt besonders machen.“ Andujar und Horansky griffen auch am entscheidenden Wochenende der Saison wieder für den Rochusclub zum Schläger. Dank zweier 4:2-Siege gegen Mannheim und am letzten Spieltag in Ludwigshafen hielten die Düsseldorfer den Verfolger TC Großhesselohe um die deutschen Spitzenspieler Jan-Lennard Struff und Philipp Kohlschreiber auf Distanz.

„In Ludwigshafen war jedes Match auf der Kippe“, blickte Irmler auf die Entscheidung am Sonntag zurück. „Das war nichts für schwache Nerven.“ Nach den vier Einzeln stand es 2:2. Angesichts des schon vor den beiden Doppeln feststehenden Erfolgs im Parallelspiel von Konkurrent Großhesselohe musste also mindestens eines davon gewonnen werden, um das erstrebte 3:3 und den Titel möglich zu machen.

Foto: Kenny Beele

Andujar und Horansky behielten die Ruhe und auch Andrea Pellegrino und der für den Rochusclub besonders wertvolle Doppelspezialist Sander Arends gewann ihr Match. Anschließend feierten Spieler, Trainer und Teamchef mit einer Champagner-Dusche sowie einem Abendessen. Danach zog jeder schon wieder seines Weges – wie das nach Bundesliga-Spieltagen und vor dem nächsten Turnierbeginn auf der Tour nun mal so üblich ist.

Teamchef denkt auch nach dem großen Erfolg nicht ans Aufhören

„Unsere Spanier Pablo Andujar, Roberto Carballes Baena und Jaume Munar haben uns mit den Siegen in den ersten Wochen der Saison die Tür geöffnet. Und am Sonntag sind die Jungs gemeinsam durchgegangen. Das war schon ein sehr schöner Moment auf dem Platz“, sagt Irmler, der hofft, dass die Meisterschaft einen nachhaltigen Effekt auf das Bundesliga-Tennis in Düsseldorf haben wird.

Und wie geht es für den Teamchef weiter? Ist der Titelgewinn nun der perfekte Abschluss? „So lange ich fit bin, halte ich den Laden zusammen“, erklärt Irmler. „Der Tennissport ist und bleibt mein Lebenselixier.“ 2023 werden sie sich beim Rochusclub wiedertreffen. In einer neuen Rolle als Titelverteidiger.

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