von Norbert Krings
Endlich mal wieder zurück in der Heimat. Sophie Witt ist vom letzten Turnier in Singapur nun wieder daheim in Deutschland. Die 20 Jahre junge Golfspielerin hat nun etwas mehr Ruhe, um sich auf die nächsten Profi-Turniere vorzubereiten. Die meiste Zeit davon verbringt sie mit der Familie und mit ihren Freunden, weil die Pause erstaunlicherweise in der Serie der Ladies European Tour (LET) fast zwei Monate dauert und es dann erst in Frankreich weitergeht. So kann Sophie auch noch die Gelegenheit nutzen, uns zu berichten, wie sie ihr Leben als Golf-Proette führt.
Der erste Weg nach der Landung des Rückflugs aus Singapur führte sie und ihre Familie direkt zum „Italiener unseres Vertrauens“, wie sie es ausdrückt. „Das ist bei uns Standard, und darauf freue ich mich immer sehr, wenn ich nach Hause komme“, sagt die Leistungssportlerin. Dabei durfte Sophie erst einmal erzählen, wie gut sie bei dem Turnier „Aramco Team Series“ in Asien abgeschnitten hatte. Mit 214 Schlägen nach den drei Runden hatte sie nur knapp die Top Ten verfehlt, aber mit dem Team einen geteilten dritten Platz erreicht. So war sie sehr zufrieden mit ihrem Ergebnis und zum größten Teil da auch mit ihrer Leistung.
Aber auch das Essen war ein Thema, denn es ist sehr international bei den Turnieren. „Ich esse eigentlich ziemlich viel“, erklärt sie, meint aber damit, dass sie keine Berührungsängste mit Speisen in anderen Kulturen hat. „In manchen Ländern ist das kompliziert, wie jetzt in Singapur, wo das Essen recht fettig ist.“ Da sie vom Turnier in Südafrika einen stomach-bug, wie sie ihre Magenverstimmung bezeichnet, mitgebracht hatte, musste sie vorsichtig sein und hatte sich dann in Singapur vor allem auf das für die Spielerinnen ausgesuchte Speisenangebot im Laguna National, dem dortigen Golf Club, konzentriert. „In der Players Lounge ist das Essen meist sehr international, und man bekommt alles, was man sich wünscht, unter anderem von einem Pasta Buffett“, erklärt die 20-Jährige.
Spielerisch war es keine schlechte Woche für Sophie Witt in Asien. „Für das Gefühl, danach in die ungewohnt lange siebenwöchige Pause zu gehen, war das richtig gut“, sagt sie, die nicht unbedingt einen idealen Start in die Saison hingelegt hatte. „Für den Kopf war es wichtig, ein gutes Ergebnis zu erzielen, so konnte ich mich auf die Pause richtig freuen, nachdem ich in der Winter-Saison sehr viel für die Uni gemacht habe und keine wirkliche Regeneration hatte.“ Sophie Witt studiert „nebenbei“ Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt „International Management“. Im Januar hatte sie die letzte Klausur geschrieben und vier Tage später ging es dann zum Turnier nach Kenia. Sie verlangt viel von sich und möchte auf jeden Fall neben der Golfkarriere zweigleisig für die Zukunft planen. Schließlich weiß sie nicht, ob sie so erfolgreich sein wird, wie beispielsweise ihr Vorbild und ihre Freundin Sandra Gal.
Sportlich war es zuvor im Neuen Jahr nicht optimal gelaufen. „Es ist noch Luft nach oben“, sagt sie. Aber Sophie ist als fleißig und ehrgeizig bekannt. Sie will mehr und hat daher auch die Konsequenz gezogen, ihren Schwung umzustellen. Mit Trainer Chris Webers, mit dem sie jetzt zusammenarbeitet, wurden die Feinheiten bei der Änderung einstudiert. Doch das ist kein Umlernen, das von heute auf morgen komplett abgeschlossen ist.
„So eine Schwungumstellung braucht Kontinuität und Vertrauen“, berichtet die junge Golfspielerin. „Ich weiß, dass wir das Richtige tun, aber auf dem Platz muss das dann auch konsequent umgesetzt werden, und das ist noch einmal etwas anderes. „Zu Beginn der Saison waren die Ergebnisse mit nur einem überstandenem Cut nicht so gut, und daher war es schon wichtig, an der Umstellung weiterzuarbeiten.“ Geduldig zu sein und nicht so euphorische Erwartungen zu haben, sei für sie nicht so leicht gewesen.
Auf einem guten Weg: Die Fortschritte werden deutlich
Die negativen Ergebnisse zu verdrängen und die kleinen Fortschritte herauszustellen, war nicht so selbstverständlich. „Daher war das letzte Turnier so wichtig, dass der Knoten dabei aufgegangen ist.“ Sie sei auf einem guten Weg und vertraue ihrem Trainer zu 100 Prozent, auch weil die Fortschritte längst zu sehen sind. Zudem waren enge Freunde und die Familie in dieser Zeit, wo es nicht so gut lief, für sie da. „Sie glauben an mich, und das tut auch sehr gut“, sagte Sophie Witt, die sich sehr freut, dass auch die Zeit und die Entfernung nichts an den Freundschaften verändert. „Egal was auch ist, ich kann mich bei ihnen immer melden. Auch auf der Tour habe ich Menschen, mit denen ich mich über andere Dinge außerhalb des Sport und über jeden Bullshit unterhalten und mit ihnen Zeit verbringen kann.“
Für die lange Pause hat sie viele Sachen geplant. „Ich werde viel an meiner mentalen Stärke arbeiten und ein paar Kurse für die Uni absolvieren. Aber ich habe auch Sachen vor, die nichts mit Golf zu tun haben“, erklärt Sophie. Da sie auch vor drei Wochen Patentante geworden ist, gehört ein Besuch beim neuen Erdenbürger ebenfalls zu ihrem Kürprogramm in dieser Zeit. Und auch ein Besuch beim Fußball ist an diesem Freitag für das Spiel Fortuna Düsseldorf gegen den Hamburger SV in der Planung, da die Golferin auch sehr fußballbegeistert ist.
Aber dann kommt schon fast ein schlechtes Gefühl auf, wenn sie mal einen Tag keinen Schläger in der Hand hatte. Und dann ist sie wieder heiß, ein paar Bälle zu schlagen. Auch für ihren Körper an sich nutzt die 20-Jährige die Pause. Sie geht ins „Gym“, baut die Muskulatur weiter auf, um auch da eventuelle Schwächen auszumerzen und bei idealer körperlicher Konstitution wieder ins Turnierprogramm einsteigen zu können. Nach den Problemen mit dem linken Daumen geht es dann auch wieder mit Lust ins reine Golftraining. Und auf die Fortsetzung der Turnierserie freut sich die Golferin schon jetzt – denn Golf ist ein großer, schöner und fast der wichtigste Teil ihres Lebens.
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