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Sophie Witt ebnet sich den Weg zum Profi selbst

Die 18-Jährige Hubbelratherin hat große Ziele

Foto: DGV

von Norbert Krings

Sophie Witt weiß genau, was sie will. Sie ist klar, in positivstem Sinne ehrgeizig und verfolgt einen Weg, der ihr viele Möglichkeiten für die Zukunft lässt. Die Düsseldorfer Juniorsportlerin des Jahres 2020 möchte Golfprofi werden, weil sie diesen Sport liebt.

Die 18-Jährige „powert sich gerne aus“, wie sie es in ihrer sympathischen Art ausdrückt. Als junges Mädchen ist Sophie Witt geschwommen, hat im Verein Tennis und gerne Fußball gespielt sowie Gitarre gelernt. „An Golf hat mich dann fasziniert, dass man in diesem Spiel nie perfekt sein kann“, sagt sie.  „Es gibt selbst Dinge, wenn du zehn Schläge unter Par spielst, die du hättest besser machen können.“

Man könne allein üben und auf die Bahn gehen, oder mit den Eltern spielen, sich einfach messen und Spaß haben. Inzwischen ist der Golfclub in Hubbelrath zu ihrem zweiten Zuhause geworden. Da Sophie auch gerne wandern geht, passt das zu ihrem Sport, weil sie gerne in der Natur ist. „Als ich im Lernstress vor dem Abi war, konnte ich auf dem Golfplatz alles um mich herum vergessen und völlig abschalten“, sagt sie, die sich den Wecker auf sieben Uhr stellt und dann bis zum Mittag auf dem Golfplatz Schläge übt, „weil ich morgens am produktivsten bin.“

„Außer meiner Familie und meinen Freunden liebe ich Golf über alles.“

Sophie Witt

Allerdings muss auch ein großes Golftalent viel üben und trainieren. „Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch. Wenn ich was gerne mache und Ziele habe, mache ich alles, um besser zu werden und die Ziele zu erreichen“, erklärt die 18-Jährige, die sich dabei sehr von ihrer Familie und ihren Freunden unterstützt fühlt. „Da sagt niemand etwas, wenn ich abends mal nicht mitgehe, sondern früh schlafen gehe, um am nächsten Tag ein Turnier ausgeruht spielen zu können.“

Die Erfolge geben ihr recht. Sie hat im vergangenen Jahr die Deutschen U18-Meisterschaften gewonnen und stand auch bei der Team-EM mit der der deutschen Mannschaft ganz oben auf dem Podest. So viel ihr das auch bedeuten mag, ist sie fast noch lieber mit Freunden auf der Bahn unterwegs und spielt um den Gewinn auf jeder Bahn.

„Ich bin eine Zockerin, zocke dann mit den Jungs um Geld“, sagt Sophie lachend. „Ich muss langsam mal die Spardose aufmachen und denen was davon zurückgeben.“ Sie plagt das schlechte Gewissen, ihren Konkurrenten zu viel Geld abgenommen zu haben, obwohl sie von den gleichen Abschlägen den Ball aufs Fairway schlägt wie ihre männlichen Konkurrenten in diesem Fall. Da kommt ihre Stärke der langen Drives natürlich zum Tragen.

Im Dezember geht es um die Spielberechtigung für die European Tour

Auch nach dem Training am Pitching Grün, in den Bunkern auf dem Putting Green und auf der Range mit den Abschlägen freut sie sich, wenn sie jemand Bekannten sieht, der mit ihr auf die Runde geht. „Wenn ich dann mal zuhause bin, arbeite ich das auf, was bei den Turnierrunden-Analysen als nicht gut aufgefallen war“, sagt die Golferin, die auch mit ihrem Heimtrainer Roland Becker arbeitet und dann auch beim Technik-Training „der Jungs“ dabei ist.

Die Europameisterin Sophie Witt zeigt ihre Trophäen. Foto: DGV

Weil sie sich vor einem Monat bei der Qualifying School der LPGA-Damen-Tour an der Rippe verletzt hat, muss sie einen neuen Anlauf zu ihrer Profikarriere nehmen. „Ich bin auf dem Weg, spiele im Dezember das Qualifying für die European Ladies Tour“, sagt Sophie und wartet dann ab, welche Möglichkeiten sich daraus ergeben und ob sie eine vollständige Spielberechtigung für die Turnierserie erhält. 

Doch trotz ihres Traumes, einmal olympisches Gold im Golf zu gewinnen, will sich Sophie Witt nicht komplett auf eine hoffentlich erfolgreiche und einträgliche Profikarriere konzentrieren. Sie hat die besten Abitur-Prüfungsnoten ihres Jahrgangs erzielt, „weil ich damals richtig Zeit hatte, mich vorzubereiten. Zum Glück musste ich wegen Corona nicht in die Abweichprüfungen“, sagt die junge Sportlerin.

Danach hat sie ein Fernstudium aufgenommen. Im Fach Betriebswirtschaft hat sie angefangen, weil das Studium „International Management“ für Spitzensportler erst in diesem Oktober anfängt. Einige Kurse der beiden Semester BWL werden ihr angerechnet. „Ich lerne gerne und freue mich sehr darauf.“ Das Studium und die Inhalte seien den Zeiten der Sportler angepasst. Klausurtermine können verschoben werden oder an der Partner-Uni in Köln geschrieben werden. „Ich kann auch morgen vom Auto angefahren werden, und dann brauche ich einen Plan B.“

Sandra Gal und Lars Bender sind ihre Vorbilder

Sophie Witt ist im Team Germany, nun im ersten Jahr im Damen-Kader und fühlt sich sehr gut unterstützt, genau wie die drei Jahre zuvor im Mädchen-kader. „Ohne diese ganzen Lehrgänge und die Trainer wäre ich wohl nicht so weit gekommen“, lobt sie die Förderung durch den Verband. „Jetzt wird man auf die Profikarriere vorbereitet. Man kann viel mitnehmen. Es ist echt krass, was ich da gelernt habe, aber nichts geht über Roland (Becker, Anm. der Redaktion).“

Die Erfolge sind ihr nicht zu Kopf gestiegen, dieser Eindruck verfestigt sich im Gespräch mit ihr immer mehr. Dass sie Juniorsportlerin des Jahres in Düsseldorf geworden ist, hat sie gerade mal ihren Eltern und dem Trainer berichtet. Bei den Freunden mit Erfolgen anzugeben, ist nicht ihr Ding. „Mich freut es, aber ich würde damit nicht prahlen“, sagt sie.

Sandra Gal, die 36 Jahre alte Golfspielerin, die ebenfalls in Hubbelrath gespielt hat, ist so etwas wie Vorbild und große Schwester zugleich. „Seitdem ich mal mit ihr gespielt habe, hat es einfach gepasst“, sagt sie, die auch einen guten Kontakt zu Lars Bender, dem Fußball-Profi aus Leverkusen hat. Auch mit ihm hat sie ein Pro AM-Turnier gespielt und erkannt, dass sie sportlich auf einer ähnlichen Wellenlänge liegen. Sophie bezeichnet ihn inzwischen als guten Freund. „Ich lerne von beiden sehr viel in Sachen Fairness, Kampfgeist und Persönlichkeit.“

Info: Sophie Witt ist Mitglied im Junior Elite Team der Stiftung Pro Sport. Die Stiftung möchte den Düsseldorfer Vereinen helfen, ihren besten Talenten eine langfristige Perspektive in der Sportstadt Düsseldorf zu bieten. Dazu hat die Stiftung das Junior Elite Team ins Leben gerufen. Im Junior Elite Team erhalten junge Spitzensportlerinnen und –sportler aus Düsseldorfer Vereinen in olympischen und paralympischen Sportarten eine ganzheitliche Förderung. Neben einer finanziellen Unterstützung erhalten die Athletinnen und Athleten bei Bedarf Beratung und Unterstützung für ihre sportliche und schulische Entwicklung.

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