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Sehr frei nach Tolkien: Wir leben in der „Zwischenzeit“

„Zwischen“ kann sich ja ganz nett weihnachtlich lesen, so wie “zwischen den Jahren” (was immer das auch bedeuten mag), hat mitunter etwas nahrhaft „burgerliches” – sofern damit nicht der Salat und die Mayonnaise gemeint sind – kann eine Tageszeit sein – ich denke da an die so entspannt wabernde twilight-zone – oder auch an die pubertierende Jugend, die erste Erfahrungen der zwischenmenschlichen Art sammelnd, im Freibad eng aneinander rückt und darauf achtet, nicht ganz außen zu liegen, denn den beißen bekanntermaßen die Hunde.

Das Wörtchen “zwischen” hat aber für Freunde des schwarzen Hartgummis oder der luftgefüllten Leder- oder Kunststoffhülle auch eine ganz tragische Bedeutung.

Bezeichnet es doch die Zeit „zwischen“ des letzten kollektiven Jubelns und des ersten Anpfiffs aus der Trillerpfeife des zebra- oder andersfarbiggewandeten unparteiischen Spielleiters, also genau die Zeit, die die oben genannten Freunde als sportlich unausgefüllte – oder schlicht „tote Hosen“ – Zeit trompeten.

Das ist genau die Zeitspanne, in der der Fan das wieder gutmachen kann, was er – in Folge dauernder körperlicher Absenz, während einer laufenden Saison – angestellt hat.

Endlich mal gemeinsame Wochenenden mit der Familie, es fallen ihm auch wieder die Namen seiner Kinder ein und seine Frau hat jemanden um sich herum, den sie für Knechtdienste durch die Regale der monströsen schwedischen Möbelhäuser oder Gemüseauslagen der örtlichen Shoppingtempel verpflichten kann.

Eine herrliche Familienzeit.

Hier könnten nun meine Ausführungen enden, für die meisten Menschen ist diese Harmonie in den Familien, diese so erholsame Langeweile oder auch spießige Selbstverständlichkeit die pure Erfüllung des Lebens und es braucht nicht mehr, um glücklich zu sein.

Für die „meisten“ Menschen, aber eben nicht für alle.

Der wahre Sport-Junkie leidet sich einen Wolf in den gut 4 Monaten, er quält sich zu Familienfesten, Kirmes- oder Freibadbesuche werden verlangt, Urlaube müssen abgearbeitet werden – ich wage es kaum auszuschreiben – Spaziergänge in irgendwelchen Waldgebieten mit irgendwelchen Omas und irgendwelchen Hunden, finalisiert – man kann auch sagen, auf die Spitze getrieben – mit abschließender Kaffeetafel zwischen Wespen und lärmenden Menschen auf Lichtungen, die seit jeher Cafés zweifelhafter Qualität beheimaten.

Erschütternd, wirklich erschütternd.

Das alles wird erduldet, nur um endlich die Liste der Tage füllen zu können, bis der Puck oder der Handball seine Bahnen wieder zieht.

Der Fan stiehlt sich ab und an förmlich davon, nur um seine Sucht nach Aktion zu erfüllen, wenn es auch nur als Zaungast reicht, um beim Trockentraining der Eishockey-Cracks oder beim schweißtreibenden Sprinttraining der Handballer dabei zu sein.

Besser als nichts und verkürzt einem die Zeit bis in den August, wenn es dann wieder heißt:

Aufs Eis oder in die Halle, die ersten Vorbereitungs- oder Pflichtspiele stehen an.

Geschafft, wieder einmal überlebt!

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber wenn der Monat August beginnt, dann ändert sich meine Laune zusehends und es ist unschwer zu erkennen, warum das so ist.

Viel Spaß an alle „Durchhalter“, ihr seid auf der Zielgeraden.

Euer Heiko Sauer

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