D.SPORTS

Home of Sports

Zehn legendäre Derby-Trainer

Hinter der Bande bei DEG und KEC

Hans Zach. Foto: imago/Thomas Zimmermann

Für Roger Hansson wird das am Freitagabend im PSD BANK DOME eine Premiere: sein erstes rheinisches Eishockey-Derby zwischen der Düsseldorfer EG und den Kölner Haien. Da haben ihm andere eine Menge voraus, denn ebenso legendär wie die bislang 235. Duelle zwischen DEG und KEC oder einzelne Spieler sind die Trainer. Für uns Grund genug, einige davon vorzustellen. Hier kommen zehn legendäre Derby-Trainer. (Eigentlich sind es elf, aber dazu später mehr.)

Chuck Holdaway: 1973-76 (DEG)
Wer gewann das allererste Derby? Chuck Holdaway am 21. September 1973, die DEG siegte mit 3:2 an der Kölner Lentstraße. Das war zwar nicht das erste Eishockeyspiel zwischen Teams aus Düsseldorf und Köln, aber halt die Premiere für DEG gegen KEC. Der hatte sich 1972 vom Kölner Eisklub von 1936 abgespalten. Gleich im ersten Jahr ging es hoch in die Bundesliga, direkt im September 1973 stieg das erste Duell gegen Düsseldorf. Insgesamt waren sie bei der DEG aber nicht zufrieden mit Holdaways Premierensaison. Der Kanadier war vor allem geholt worden, weil das Team mal wieder eine härtere Hand vertragen könnte. Der neue Trainer geriet auch schnell mit seinen Spielern aneinander, schon um die Weihnachtszeit suchten zwei das Weite. Doch im zweiten Jahr lief alles besser, am Ende der Saison 1974/75 wurde der Meistertrainer auf Händen übers Eis getragen. Lange hielt die Liebe aber nicht mehr, Holdaway soll irgendwann seine Autorität verloren haben, nach zwei krachenden Niederlagen wurde er im Oktober 1976 entlassen.

Ondrej Bendik: 1972/73, 1974-1976 (Haie)
Schauen wir auf die andere Seite: Wer stand bei den ersten Derbys hinter der Haie-Bande? Ondrej Bendik. Der ehemalige Verteidiger aus der Tschechoslowakei arbeitete bereits ab 1969 in Köln. Bendik trainierte also zunächst den Kölner EK und schloss sich, nach dessen Abspaltung, dem Kölner EC an. Der Bronzemedaillengewinner der Olympischen Spiele von 1964 führte den neu gegründeten Verein gleich im ersten Jahr seiner Tätigkeit in die Bundesliga und war der erste Derby-Trainer des KEC – allerdings weniger erfolgreich. 1974 kehrte Bendik noch einmal zurück, musste 1976 aber dann während der Saison gehen. Dem KEC blieb er lange verbunden. Bis 2009 betreute Bendik die Haie-Traditionsmannschaft.

Gerhard Kießling: 1976/77 & 1978/79 (Haie), 1979-82 (DEG)
Die Haie gab es nun schon vier Jahre, aber eins hatten sie noch nicht geschafft: an der Brehmstraße zu gewinnen. Das gelang erst am 19. September 1976, Trainer Gerhard Kießling führte die Kölner zu einem 2:1-Sieg. Der war gerade erst nach Köln gekommen, gemeinsam mit Sohn Udo. Zudem holte der KEC Erich Kühnhackl nach wochenlangem Transfer-Hickhack aus Landshut. Möglich machte das der schillernde Präsident und Mäzen Jochem Erlemann, der den Klub entschuldete und aus ihm einen Titelkandidaten machte. Das klappte sofort, Kießling führte die Haie 1977 zu ihrer ersten Meisterschaft. Trotzdem wurde er aus bis heute öffentlich unbekannten Gründen direkt danach gefeuert. Ein Jahr später war er wieder da, und wurde erneut Meister. Doch dann verabschiedete sich Mäzen Erlemann, das Team fiel auseinander, Kießling ging 1979 für drei Jahre zur DEG. Einen weiteren Titel gewann er da nicht, gehörte aber zu den ersten Trainern, die das Derby von beiden Seiten kennenlernten.

Otto Scheitberger: 1978/79 (DEG), 1979/80 (Haie) & 1984-87 (DEG)
Ein weiterer ist Otto Schneitberger. Der ging im Sommer 1979 den entgegengesetzten Weg: Erst stand er bei der DEG hinter der Bande, dann beim KEC. Was ihm nicht nur Freunde einbrachte. Schneitberger war ja nicht irgendwer, sondern der erste richtige Star der DEG, bis heute finden sich genügend Menschen, die ihn als größten DEG-Spieler der Geschichte sehen. Aber schon als Spieler war er am Ende nach Krefeld gegangen, trainierte den KEV auch, ehe er 1978 zurück nach Düsseldorf kam. Zwar gewann auch er keinen Titel, aber gerade bei seinem zweiten Engagement holte er die DEG wieder hoch. Die steuerte Mitte der 1980er auf den Abstieg zu und spielte die Halle leer, ehe Schneitbeger sie noch in die Play-offs führte. 1985 kam es dann zum ersten Play-off-Duell der rheinischen Rivalen, die Haie gewannen das Viertelfinale 3:1. Im Jahr drauf auch das zweite, diesmal im Finale mit 3:0. Und auch 1987 trafen sich die beiden Klubs in den Play-offs, und auch im Halbfinale behielt der KEC die Oberhand. Danach hörte Otto Schneitberger auf.

Hardy Nilsson. Foto: imago/Horstmüller

Hardy Nilsson: 1985-1992 (Haie), 1995-1997 (DEG)
In 50 Jahren Kölner Haie und 87 Jahren Düsseldorfer EG ist es nur einem Trainer gelungen, mit beiden Vereinen Deutscher Meister zu werden. Hardy Nilsson übernahm zur Saison 1985/86 den KEC. Der spätere Nationaltrainer Schwedens prägte die erfolgreichste Phase der Kölner Vereinsgeschichte maßgeblich mit. Gleich in seiner ersten Saison hinter der Bande wurden die Haie Meister – und wiesen dabei im Play-off-Finale die DEG in ihre Schranken. Nilsson und Köln verteidigten 1987 ihren Titel und machten 1988 das „Triple“ perfekt. Nachdem Nilsson 1994 mit Hedos München triumphierte, holte der Schwede 1996 mit der DEG den für die Rot-Gelben bis heute letzten Meistertitel – passenderweise im Play-off-Finale gegen die Haie.

Hans Zach: 1990-95 & 1997 (DEG), 2002-06 (Haie)
Sein Foto ziert nicht umsonst diesen Artikel. Wenn es einen Mann gibt, der für Derby-Emotionen hinter der Bande steht, dann ist das Hans Zach. Die Liste der Anekdoten ist schier endlos, allein seine Jubel, wenn er nach Finalsiegen über die Haie Tore umstieß oder wie verrückt übers Eis sprintete. Zach konnte jedes Derby noch mal ein Stück mehr anheizen. Dabei kommt er nicht mal aus dem Rheinland, ist Ur-Bayer. Und an die Brehmstraße kam er aus der zweiten Liga. Aber er war erfolgreich wie kein anderer DEG-Trainer: Dreimal wurde Zach Meister, 1991 und 1993 jeweils im Finale über die Haie. Zach prägte eine ganze Ära. 1998 wurde er dann Bundestrainer, führte die Nationalmannschaft wieder zur A-WM, parallel dazu auch Kassel mehrfach ins Halbfinale. 2002 ging er zum Meister nach Köln, lernte das rheinische Duell von der anderen Seite kennen. Für mehr als eine Vizemeisterschaft reichte es mit den Kölnern nicht, dafür aber für noch ein legendäres Derby: Halbfinale 2005/06, Spiel fünf, letztes Duell an der Brehmstraße. Da coachte Zach die Haie, mehr dazu aber bei Don Jackson. Zach wurde 2010 noch mal mit Hannover Meister.

Bob Murdoch: 1995-1997 (Haie)
Springen wir aber erst noch mal zurück in die 90er, zu Haie-Trainer Bob Murdoch. Als Spieler schnürte der Mann aus Ontario in der NHL für die Montreal Canadiens, Los Angeles Kings, Atlanta Flames und nach dem Umzug für die Calgary Flames die Schlittschuhe. 1994 kam Murdoch dann nach Europa und übernahm in der ersten DEL-Saison die Mad Dogs München, die als letzter Meister der Eishockey-Bundesliga jedoch pleitegingen. Also ab nach Köln, dort löste Murdoch den erfolglosen Wladimir Wassiliew ab und führte die Haie von Platz sechs nach der Vorrunde zur Deutschen Meisterschaft. Im Jahr darauf verloren Murdoch und die Haie die Finalserie gegen die DEG und Ex-Haie-Trainer Hardy Nilsson. Damit ist Murdoch der letzte Haie-Trainer, der der DEG beim Jubeln zuschauen musste.

Don Jackson: 2005-2007 (DEG)
Sowohl die Fans der DEG als auch die Anhänger der Haie werden beim Namen Don Jackson wohl immer an die legendäre Play-off-Halbfinalserie der Saison 2005/06 zurückdenken. Im letzten Brehmstraßen-Jahr nahm Jackson im fünften und alles entscheidenden Duell zwischen den ewigen Rivalen acht (!) Minuten vor Schluss den Torhüter vom Eis und setzte alles auf eine Karte – mit Erfolg. Die DEG machte, auch dank einer fragwürdigen Fünf-Minuten-Strafe gegen Kölns Eduard Lewandowski, aus einem 2:3 ein 5:3 und zog ins Finale ein. Dort unterlagen Jackson und die Düsseldorfer aber den Eisbären Berlin. Im Jahr darauf führte der Mann aus Minnesota die Rot-Gelben immerhin bis ins Halbfinale. Inzwischen stehen für Berlin und München acht Deutsche Meisterschaften in der Vita Jacksons, der mittlerweile mehr als 1000 DEL-Spiele gecoacht hat. Mit der DEG gewann der ehemalige NHL-Profi den Pokal, doch die Serie im Frühjahr 2006 gegen die Haie wird wohl für immer in den Köpfen der Fans präsent bleiben.

Christof Kreutzer. Foto: imago/Norbert Schmidt

Christof Kreutzer: 2014-17 (DEG)
Eine große Play-off-Serie gegen die Haie oder gar eine Meisterschaft erlebte Christof Kreutzer als Spieler zur Genüge. Als Trainer war ihm das nicht vergönnt. Und dennoch gehört er in diese Liste. Erstens wusste er seine Teams als Mann mit langer DEG-Geschichte für die Derbys immer besonders heißzumachen – und gewann acht seiner 13 Duelle mit den finanziell deutlich besser ausgestatteten Haien. Zweitens darf er einen exklusiven Titel führen: Sieger des größten Derbys überhaupt. 15. Januar 2015, Winter Game, mehr als 50.000 Fans waren dabei, als die DEG in der Arena 3:2 gegen die Kölner gewann. Extrapunkt für Kreutzer: Sein passendes Outfit mit College-Jacke und Hut. Und ganz nebenbei war das Spiel auch so etwas wie eine Wiedergeburt für die DEG. Nach harten Jahren mit Metro-Ausstieg und zwei Saisons als Schlusslicht war die DEG durch das Winter Game wieder da.

Harold Kreis (2008-10 & 2018-22 DEG) und Uwe Krupp (2011-14 & seit 2020 Haie)
Wir hatten oben ja angedeutet, dass unsere „zehn“ Trainer eigentlich elf sind. Denn Uwe Krupp und Harold Kreis fassen wir hier zusammen. Und das nicht nur, weil die jeweils zweimal in Köln oder Düsseldorf aktiv waren und deswegen besonders viele Derbys erlebt haben. Nein, es geht um ein ganz spezielles Spiel: Saisonauftakt 2020/21, das erste Spiel der jahrzehntelangen Derbygeschichte ohne Zuschauer in der Halle. Wegen der Corona-Pandemie musste der DEL-Start zweimal verschoben werden, lange war gar nicht klar, ob es überhaupt ohne Hallenpublikum geht. Irgendwann ging es doch los, und die DEL wollte natürlich mit dem größtmöglichen Spiel starten. Also setzte sie auf KEC gegen DEG. Die Düsseldorfer gewannen 5:4 nach Penaltyschießen, hinterher sollten Krupp und Kreis vor allem darüber sprechen, wie es so war ohne Fans. Kurz gesagt: nicht schön. Nun ist das zum Glück wieder anders. Wenn die DEG an diesem Freitag die Haie empfängt, werden mehr als 12.000 Fans im PSD BANK DOME dabei sein.

(Bernd Schwickerath und Tobias Kemberg)

Teilen

Verpasse keine News mehr und abonniere unseren Newsletter