von Norbert Krings
Für Fortuna Düsseldorf gibt es keine Alternative. Der Verein sieht kein „Weiter so“, sondern sucht neue Wege, um wirtschaftlich und sportlich erfolgreicher zu werden. „Wir wollen ein sympathischerer und empathischer Verein werden“, sagte Fortunas Vorstandvorsitzender Alexander Jobst. Der Weg dahin ist revolutionär und bisher einmalig im Fußball-Profi-Geschäft. An einem denkwürdigen Tag stellte die Vereinsführung gemeinsam mit Oberbürgermeister Stephan Keller das Konzept vor. Weil bereits einen Abend zuvor die eigentliche Nachricht „durchgesickert“ war, erlebte Düsseldorf ein Medien-Interesse wie seit dem Platzsturm zum Aufstieg 2012 nicht mehr. Selbst in englischen und italienischen Zeitungen war zuvor berichtet worden.
Der Verein plant, künftig bei allen Pflicht-Heimspielen den Zuschauern, auch den Gäste-Fans, freien Eintritt zu gewähren. Das wird allerdings nicht für die Hospitality-Bereich gelten. Das soll mit der Unterstützung der Stadt und gemeinsam mit möglichst vielen Partnern und Sponsoren funktionieren. Mit einer Pilotphase von drei Spielen wird in der kommenden Saison begonnen. „Wir haben mit unseren neuen Sponsoren ein Finanzvolumen von 45 Milionen für die kommenden fünf Jahre zur Verfügung“, erklärte Fortunas Finanzvorstand Arnd Hovemann. Hewlett Packard, die Targo Bank, die Provinzial Versicherung und common goal sind die neu gefundenen Partner, die sich gemeinsam mit dem Verein und der Stadt auf das Projekt bisher eingelassen haben. Das aktuelle Finanz-Volumen reicht allerdings noch nicht, um bereits jetzt 17 Heimspiele ohne Eintritt zu gewähren. Dazu will man weitere Sponsoren finden. „Wir sind froh, diese Unternehmen am Bord zu haben, und sind uns sicher, dass wir weitere Partner auf dem Weg finden werden“, sagte Arnd Hovemann.
Denn es geht nicht nur um den freien Zugang zu den Spielen, sondern auch darum, wie sich der Verein künftig in der Stadt präsentieren will. Das heißt, erlöste Gelder werden nicht nur in die Profi-Abteilung fließen. Es geht auch darum, den Nachwuchs, den Frauenfußball, die Sichtbarkeit des Vereins in Düsseldorf und im Stadion sowie die Infrastruktur auch in Zusammenarbeit mit dem Stadttochter D.LIVE in Bezug auf die Nutzung der MERKUR SPIEL-ARENA zu verbessern. „Die Einnahmen werden wir also transparenter verteilen“, führt Alexander Jobst aus. „20 Prozent gehen in den Nachwuchs und Mädchenfußball, 20 Prozent in die Infrastruktur und digitale Investitionen in der Arena und 10 Prozent gehen in nachhaltige und soziale Projekte.“ Zudem will der Verein die MERKUR SPIEL-ARENA zu einem rot-weißen Zuhause machen.
Wir haben einen Weg gefunden, um im wirtschaftlich rückläufigen Fußball-Markt auf eine positive Zukunft hoffen zu dürfen“, sagte Alexander Jobst über das Konzept, das der Vorstand erarbeitet hat. „Dabei stellen wir den Menschen in den Vordergrund.“ Die Fans sollen davon profitieren und brauchen zudem keine Angst haben, dass sie künftig nicht zu Geltung kommen. An den Plätzen für die Fanszene und für die Dauerkarten-Inhaber wird nicht gerüttelt. Auch deshalb unterstützt der Aufsichtsrat dieses Konzept maximal, wie es Björn Borgerding als Aufsichtsrat-Vorsitzender ausdrückte.
Die Zielsetzung des Weges beruht auf drei Zielen. „Fortuna soll erstklassigen Fußball bieten, es soll deutlicher werden, wofür der Verein steht, und wir möchten Fortuna noch mehr in der Stadt zu verankern“, erklärte Jobst. Man habe mit Fans, Mitgliedern, Mitarbeitern und ehemaligen Spielern gesprochen, um Meinungen einzuholen. So sollte auch deutlich werden, dass es nicht ein Projekt ist, dass von oben aufgepflanzt wurde. Zudem will der Verein die Arena als ein „rot-weißes Zuhause“, was aber nur durch einen Schulterschluss mit der Stadt funktionieren kann. Außerdem möchte die Fortuna, und das sei für das Vorstandsteam unverhandelbar, ein langfristiges Konzept, in dem alle Fortunen zur Mitgestaltung aufgerufen sind. So können in den sozialen Medien konkrete Vorschläge gemacht und diskutiert werden. „Auch so öffnen wir den Fußball für alle“, sagte der Vorstandsvorsitzende. „Das ist ein maßgeschneidertes Konzept für Fortuna und die Stadt.“
OB Keller: Das Projekt passt zu Düsseldorf
Die Stadt habe ein fundamentales Interesse daran, dass Fortuna wieder ein erstklassiger Fußballverein wird. „Endlich wurde uns einmal nicht die Frage gestellt, was kann die Stadt für Fortuna tun, sondern ich hatte sofort den Eindruck, nach der ersten Präsentationsfolie, dass wir eine Revolution im Profifußball starten“, sagte Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller. „Ich war zuerst etwas ungläubig – aber ich habe die Chance erkannt.“ Die erhoffte größere Identifikation mit der Fortuna in der Stadt, die Verzahnung der Mittel, die Hilfe bei der Partner-Akquise – alles half, um das Projekt endgültig auf die Beine zu stellen.
„Das Projekt passt zur Stadt, es ist ein innovatives Konzept und es wird der Fortuna maßgeblich helfen – daran haben wir keine Zweifel mehr“, sagte das Düsseldorfer Stadtoberhaupt. Keller war angetan war von der nach und nach deutlich werdenden Faszination der Gesprächspartner und Sponsoren bei der Vorstellung der Ideen. „Das hat eine Durchschlagskraft, da sind wir als Stadt gerne dabei und werden das zu einem guten Ende bringen.“ Die Freude über dieses Statement war allen Fortunen anzumerken. Selbst Klaus Allofs glaubt an den Erfolg des Weges, obwohl nicht alle irgendwie verfügbaren Mittel in den sportlichen Sektor fließen werden. „Wir sind keine Wohltäter, sondern wollen tatsächlich auf diesem Weg den Erfolg und die Bundesliga erreichen“, sagte Allofs – und das wollen auch alle Fans.
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