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„Wir glauben bis zur letzten Sekunde dran“

Rams-Trainer Winzen vor den Play-offs

Foto: Kenny Beele

von Bernd Schwickerath

Von Ende der Achtziger bis Mitte der Neunziger waren die Düsseldorf Rams mit acht Meisterschaften in neun Jahren das Überteam des deutschen Skaterhockeys. Doch dann entwickelten sie sich zur Fahrstuhlmannschaft. Jetzt sind sie zurück in der Spitzengruppe der Bundesliga, haben die Hauptrunde sogar als Tabellenführer abgeschlossen. Können die Düsseldorfer also nach 28 Jahren wieder Meister werden? Trainer Markus Winzen erklärt vor dem Play-off-Start im Interview, warum es so gut läuft, was vom Viertelfinal-Gegner Iserlohn zu halten ist und warum er sein Saisonziel nicht nach oben korrigiert.

Herr Winzen, Ihre Spieler holen ja aktuell einen Titel nach dem anderen. Erst gewannen einige mit der Nationalmannschaft die EM, dann gewann ihr Team den Pokal. Was ist da los bei den Rams?

Markus Winzen: Ja, im Moment freuen wir uns natürlich, dass meine Mannschaft einen Lauf hat. Drei meiner Jungs sind Europameister geworden, ich selbst war in Österreich vor Ort. Denn wenn schon drei meiner Jungs da sind, die so mitgezogen haben, dann kann man das ja auch unterstützen und wertschätzen, dass sie sich das ganze Jahr den Arsch aufgerissen haben. Und nach einem mehr als anstrengenden Pokalwochenende letzte Woche haben wir uns mit dem Titel gekrönt. Das war übrigens der erste Pokalsieg für die Rams seit 26 Jahren.

Vor der Saison gaben sie als Ziele das Heimrecht im Play-off-Viertelfinale der Liga und das Halbfinale im Pokal aus. Das haben sie mit der Hauptrunden-Meisterschaft und dem Pokalsieg ja jetzt schon maximal übererfüllt. Ist Ihr Team besser als gedacht oder sind die anderen schlechter?

Winzen: Wie will man das jetzt hundertprozentig beantworten? Ich kann ja hauptsächlich nur über mein Team reden. Und die Jungs haben bisher bestmöglich alles mitgemacht. Egal, was für Trainingseinheiten anstanden. Egal, was ich vorgegeben habe. Sie haben alles angenommen. Ich kann aber nicht sagen, ob die anderen Team weniger oder schlechter trainieren…

Es geht nicht nur ums Training. Es können bei der Konkurrenz ja auch wichtige Spieler fehlen.

Winzen: Nein, das würde ich nicht sagen. Das ist bei allen Mannschaften gleich. Nachdem uns letztes Jahr noch ein Leistungsträger wie Christian Schmidt gefehlt hat, war es dieses Jahr Verteidiger Henk Ginsberg. Dazu gibt einen, der berufsbedingt erst jetzt wieder dazustößt.

Trainer Markus Winzen im Gespräch mit seinen Spielern.

Und warum läuft es dann so gut? Hatten Sie Ihre eigene Mannschaft unterschätzt?

Winzen: Nein, auf keinen Fall. Es ist einfach die Einstellung. Man glaubt an sich. Während man in den letzten Jahren Spiele knapp aus der Hand gegeben hat. Man führt kurz vor Schluss mit einem Tor und gibt das Spiel noch her, weil man in den letzten 30 Sekunden noch zwei Tore kassiert. Weil man sich gefühlt in die Hose gemacht. Weil man die Erfahrung noch nicht hatte. Düsseldorf war ja jahrelang eine Fahrstuhlmannschaft. Erste Liga, zweite Liga, erste Liga, zweite Liga, erste Liga. Da fehlten Erfahrung und Glauben. Daran haben wir intensiv gearbeitet, an der Mentalität, an der Einstellung. Jeder weiß, was er auf und neben dem Feld zu tun hat. Wir haben in mentalen Bereich viel geschafft. Und das ist gerade im Mannschaftssport sehr wichtig. Dass man sich gegenseitig unterstützt und für einander da ist.

Jetzt dreht also Ihr Team die Spiele?

Winzen: Man hat es jetzt im Pokalfinale gegen Duisburg gesehen. Wir haben in den ersten 40 Minuten nur ein Tor geschossen, liegen nach 45 Minuten 2:5 hinten und gewinnen am Ende 10:6.

Es ist mittlerweile also ein Grundvertrauen in die eigenen Qualitäten vorhanden?

Winzen: Ja, so kann man es sagen. In den letzten Jahren wären wir nahtlos auseinandergefallen. Dieses Jahr glauben wir bis zur letzten Sekunde dran.

Ein gewohntes Bild: die Rams im Angriff.

Jetzt ist aber nicht nur das Selbstverständnis groß, sondern auch die Erwartungen. Zehn der letzten elf Spiele gewonnen, Tabellenführer nach der Hauptrunde, und jetzt geht es im Viertelfinale gegen Iserlohn, das die Rams 15:4 und 15:5 geschlagen haben. Da kann man doch nur verlieren, oder?

Winzen: Da kann man nur verlieren. Weil man Iserlohn auf gar keinen Fall unterschätzen darf. Auch wenn die gerade noch so in die Play-offs gekommen sind, auch wenn wir zwei gute Spiele gegen die gemacht haben, haben die gegen die großen Mannschaften immer gut ausgesehen. Die haben in Kaarst nur knapp verloren, die haben in Krefeld nur knapp verloren. Generell darf man keine Play-off-Mannschaft unterschätzen, aber besonders Iserlohn ist eine unangenehme Mannschaft. Wir haben die dieses Jahr zweimal geknackt, aber in den Jahren zuvor haben wir uns auch schwer getan. Die werden uns sicherlich nichts schenken.

Trotzdem: Wer Erster ist, muss den Anspruch haben, das Viertelfinale gegen den Achten zu überstehen. Ist es nach den letzten Monaten auch der Anspruch, Meister zu werden? Werden die Ziele jetzt korrigiert?

Winzen: Auf keinen Fall. Das wäre auch nicht fair, die Mannschaft jetzt so unangenehm unter Druck zu setzen. Unabhängig vom Gegner wollten wir ins Halbfinale, das bleibt auch unser Ziel. Aber jetzt auszurufen, „Wir werden Deutscher Meister!“, wäre das falsche Signal. Dann würde ich die geschaffene Mentalität wieder kaputtmachen, indem ich die Spieler unter Druck setze. Ich hätte sicherlich nichts dagegen, es wäre schön und wir werden alles dafür tun. Aber es nicht so, dass ich jetzt sage: Wir müssen auf jeden Fall Meister werden.

Das Viertelfinale:
Spiel 1: Düsseldorf Rams – Samurai Iserlohn (5. Oktober, 19 Uhr, Sportpark Niederheid)
Spiel 2: Samurai Iserlohn – Düsseldorf Rams (12. Oktober, 18 Uhr, Heidehalle)
Spiel 3: Düsseldorf Rams – Samurai Iserlohn (20. Oktober, 17 Uhr, Sportpark Niederheid)*
* falls notwendig

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