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„Wettbewerbsverzerrung ist für uns kein Thema“

Vor dem Darmstadt-Spiel wird auch Oliver Fink verabschiedet

Foto: Beele

von Norbert Krings

Ab diesem Freitag geht die 2. Fußball-Bundesliga in die vorletzte Runde. Fortuna Düsseldorf trifft an diesem Tag um 18.30 Uhr auf Darmstadt 98. Denn inzwischen wurde der sonst gültige Modus ad acta gelegt. Der vorletzte Spieltag wird wie in der Bundesliga auch nicht mehr zeitgleich ausgetragen.

Warum sich das die Fußball-Funktionäre ausgedacht haben, weiß auch nur Sepp Herberger, der mit Unverständnis auf den modernen Zeitvertreib um viel Geld aus dem Himmel herabschaut. Denn entschieden ist sowohl in der Bundesliga als auch in der 2. Liga längst nicht alles. Und nur für die Europapokal-Teilnehmer Traditionen der Spieltags-Ansetzungen aufzuheben, weil Frankfurt und Leipzig vielleicht unter der Woche noch ran müssen, erscheint etwas widersinnig.

Aber für Fortuna Düsseldorf geht es doch um nichts mehr. Eine Feststellung, die vielleicht Fußballfreunde treffen, die wenig Ahnung von diesem Spiel und diesem Geschäft haben. Also falsch gedacht! Die Mannschaft von Fortuna hat sogar sechs Aufgaben:
1. Es kommen mehr als 30.000 Zuschauer in die Arena zum letzten Heimspiel. Die Fans sollten mit Hinblick auf die kommende Spielzeit auf keinen Fall durch eine unterkühlte Vorstellung verprellt werden.

Florian Hartherz kam erst spät in Schwung. Foto: Kenny Beele

2. Es ist Zeit, Abschied zu nehmen. Für fünf Profis (siehe unten), die sich für Fortuna eingesetzt haben, verlassen den Klub endgültig. Auch sie haben einen Rahmen verdient, der nicht mit der Enttäuschung einer Heimniederalge verbunden ist.

3. Die Serie von Trainer Daniel Thioune schreit geradezu danach, fortgesetzt zu werden. Wie schön wäre es, wenn auch zum ersten Spiel in der kommenden Saison der Nimbus der Unschlagbarkeit noch erhalten wäre?

4. Fortuna darf sich keiner Wettbewerbsverzerrung schuldig machen. Darmstadt spielt um den Aufstieg, die Konkurrenz der Lilien schaut genau nach Düsseldorf und wäre zurecht mehr als sauer, wenn sich die Fortunen nicht das letzte Hemd ausreißen würden.

5. Jede bessere Platzierung in der Endtabelle der 2. Liga bedeutet beim TV-Ranking vielleicht sogar einen sechstelligen Betrag mehr vom großen Kuchen.

6. Der wichtigste Grund ist aber ein Karriere-Ende. Der große Oliver Fink hängt seine Fußballschuhe endgültig an den Nagel. Er hat eigentlich ein ausverkauftes Stadion verdient, das ihm huldigt. Niemand – außer Lumpi Lambertz – hat in diesem Jahrtausend seine Knochen so für die Fortuna hingehalten wie Oliver Fink. Auch sein Abschied darf nicht in Verbindung mit einer nachfolgenden Niederlage stehen.

In Sachen Wettbewerbsverzerrung hatte auch Trainer Daniel Thioune eine klare Ansage. „Darüber denke ich überhaupt nicht nach. Wir schauen auf uns und wollen den größtmöglichen Erfolg. Wir spielen ausschließlich gegen Darmstadt und nur für Fortuna Düsseldorf“, sagte der Cheftrainer, der alles andere ausblendet, „wie ich es zuletzt immer getan habe.“ Thioune würde allerdings bestimmt nicht ungern sehen würde, wenn sein Ex-Klub Hamburger SV von einer Niederlage der Darmstädter profitieren würde.

Dass die Serie ohne Niederlage nur auf ihn zurückzuführen sei, weist der 47-Jährige weit von sich. „Wir sollten mal wieder die Protagonisten auf dem Platz in den Mittelpunkt rücken“, sagt Daniel Thioune. „Die Jungs haben sich das verdient.“ Der Weg, den Mannschaft und Trainer eingeschlagen haben, scheint nicht der schlechteste zu sein. Ähnlichen Respekt hat Fortunas Cheftrainer auch vor der Leistung von Darmstadt 98. „Sie haben eine sensationelle Saison gespielt“, sagt er. So haben beide Mannschaften den Zuspruch von den Rängen verdient.

Dass nun andere Spieler zum Einsatz kommen oder auch die Spieler auflaufen, die verabschiedet werden, ist weder gewollt noch geplant. Zudem gibt es für Thioune kein endliches Ziel. „Ich finde Ziele sollten grenzenlos sein, und alles was über den 41 Punkten liegt, die wir im Augenblick haben, nehmen wir gerne mit, nachdem wir dafür alles gegeben haben.“ Es sei keine Zeit für irgendwelche Experimente. Es werden die Spieler auf dem Platz stehen, die sich das im Training verdient haben und für die größte Wahrscheinlichkeit sorgen, dass die Serie ohne Niederlage am besten mit einem Sieg fortgesetzt wird.

Aufstellung Fortuna:
Kastenmeier – Zimmermann, Hoffmann, Klarer, Gavory – Tanaka, Piotrowski – Klaus, Appelkamp, Peterson (Narey) – Hennings
Kader: Wolf – Pledl, Hartherz, Koutris, Ginczek, Bozenik, Oberdorf, Iyoha,
Es fehlen: Bodzek, Sobottka, de Wijs und Prib (gesperrt)

Ein zunächst letztes Mal die große Bühne für Oliver Fink

Fortuna wird sich vor dem Anpfiff von fünf Profis verabschieden, deren Abgänge bereits feststehen und die in der aktuellen Saison (und teilweise auch in vorherigen Spielzeiten) das Trikot des Traditionsvereins aus Flingern getragen haben. Die Verträge von Florian Hartherz, Thomas Pledl und Kai Eisele laufen aus. Die Leihen von Leonardo Koutris und Robert Bozenik sind nach der Saison beendet.

Tony Pledl hat nicht nur Glück in Düsseldorf erfahren. Foto: Wolff

Thomas „Toni” Pledl trägt seit 2019 das Trikot der Fortuna. In 35 Pflichtspielen für die Rot-Weißen erzielte der 27-Jährige zwei Treffer.
Florian Hartherz wechselte im Sommer 2020 aus Bielefeld nach Düsseldorf. Seitdem lief der Linksverteidiger 34 Mal für die Fortuna (ein Tor) auf.
Kai Eisele kam im November 2021 zur Fortuna. In Düsseldorf wurde der Torhüter zwei Mal in der Regionalliga-Mannschaft eingesetzt.
Leonardo Koutris ist seit Sommer 2020 von Olympiakos Piräus an die Fortuna ausgeliehen. Für die Rot-Weißen lief der Linksverteidiger bislang 28 Mal auf.
Robert Bozenik kam von Feyenoord Rotterdam zur Fortuna.  Der 22-jährige Mittelstürmer traf in 21 Spielen zwei Mal.

„Der letzte Heimspieltag ist oftmals ein sehr emotionaler Moment. Ich bedanke mich im Namen des ganzen Vereins bei den fünf Profis für den Einsatz, den sie für unsere Fortuna gezeigt haben, und wünsche ihnen für ihre Zukunft alles Gute“, sagte Sportvorstand Klaus Allofs. „Mit den restlichen Spielern, deren Verträge ebenso auslaufen, befinden wir uns derzeit noch in Gesprächen.“

Zusätzlich zu den fünf Profis verabschiedet sich die Fortuna am Freitagabend von einer Vereinslegende, die ihre Karriere in diesem Sommer beendet: Oliver Fink, der zuletzt seine Fußballschuhe in der Regionalliga-Mannschaft der Fortuna geschnürt hat, erhält ein letztes Mal eine große Bühne als aktiver Fußballer. Ab Oktober wird der 39-Jährige eine neue Rolle im Nachwuchsleistungszentrum der Fortuna übernehmen. Ein Abschiedsspiel wäre für ihn wie für Lumpi Lambertz die gerechte Belohnung für all den Schweiß, den die beiden in rot und weiß vergossen haben.

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