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Was für Lehren Fortuna ziehen muss

Auch nächste Saison ist Erfolg nicht so leicht planbar

Foto: C. Wolff

von Norbert Krings

ANALYSE: Die Saison ist gelaufen, der Blick geht schon wieder nach vorne auf das nächste Spieljahr. Und für Fortuna Düsseldorf gibt es viel Arbeit, denn man wird sich selbst das Ziel stecken, besser abzuschneiden als in der gerade beendeten Saison. Und das bedeutet, dass man einen Aufstiegsplatz anstrebt oder zumindest die Möglichkeit haben möchte, die Relegation zu spielen.

Daniel Thioune hält weiterhin an seinem Traum fest, samstags um 15:30 Uhr an der Seitenlinie bei einem Spiel in der Bundesliga als Trainer zu stehen. Um dieses Ziel ab sofort auf dem schnellsten Weg zu erreichen, dafür muss die Fortuna jetzt und in den nächsten Wochen die Grundlagen legen. Und das passiert nicht nur auf dem Trainingsplatz ab dem 24. Juni und im Trainingslager (ab 11.Juli) sondern vor allem auch hinter den Kulissen und an den Telefonen, bei den Gesprächen und Verhandlungen der sportlichen Leitung der Fortuna, um zum Beispiel die richtigen Transfer-Entscheidungen zu treffen.

Aber es gibt insgesamt viele weitere Anforderungen an Fortuna und Veränderungen, um sich weiter zu steigern, und sich die Chancen auf einen Aufstieg zu erarbeiten. Was alles passieren muss und welche Lehren der Verein, der Trainer und die Mannschaft aus der jüngeren Vergangenheit ziehen müssen, wollen wir hiermit aufzeigen.

Rouwen Hennings wird der Fortuna fehlen. Foto: Imago

Transfers: Exorbitant größere wirtschaftliche Power als im vergangenen Jahr hat die Fortuna jedenfalls nicht. Zwar wird das Projekt Fortuna für alle neue Möglichkeiten eröffnen, und einige Spielerberater werden neugierig sein, was die Fortuna nun an Transfers und Spielergehältern stemmen kann. Aber als Krösus der Liga wird Fortuna wohl nie gelten. Zudem müssen Sportvorstand Klaus Allofs und Sportdirektor Christian Weber zuallererst für den Ersatz im Sturm, deutlich tiefer in die Tasche greifen, als dies bei anderen Spieler-Positionen nötig wäre. Denn es ist wichtig, die Treffer und Scorer-Punkte von Dawid Kownacki und Rouwen Hennings zu ersetzen. Und das wird schwer genug. Das ist also für den Transfer-Sommer die größte Herausforderung. Diese Personalie muss sitzen. Da gibt es kein Wenn und Aber. Zudem braucht die Mannschaft einen (zweiten) Torhüter, einen weiteren linken Außenverteidiger, torgefährliche Mittelfeldspieler und noch einen Außenstürmer mit hohem Tempo. Und es bleibt dabei: Mit Rouwen Hennings hätte man eine Lösung zum Verbleib des Stürmers finden müssen.

Mannschaft: Bei einem Blick in die Statistik fällt auf, dass Fortuna unbedingt an der Laufstärke arbeiten muss. Kilometerleistung im Spiel, Sprints und intensive Läufe zählten nicht zur Stärke des Teams. Heidenheim war in diesen Kategorien übrigens führend. Das Gegenteil bot der SV Darmstadt, der läuferisch offensichtlich sehr effektiv, aber nicht besonders viel unterwegs war. Mangelhafte Zweikampfführung und Fehlpassquote sprechen in der Statistik auch nicht für die Mannschaft von Daniel Thioune. Zudem muss das Team deutlich konstanter werden. So erklären sich auch die acht Punkte Differenz zwischen Platz drei und Platz vier in der abgelaufenen Saison, in der die Spitzenmannschaften unglaublich viele Zähler im Vergleich zu anderen Aufsteigern früherer Jahre gesammelt haben. Komplettausfälle wie gegen und in Nürnberg, in Fürth oder Sandhausen darf sich die Fortuna nicht mehr leisten. Und dazu braucht die Mannschaft auch Spieler auf dem Platz, die den Ton gerade in solchen Krisenmomenten deutlicher angeben.

Die Fans sind für Fortuna ein großes Pfund. Foto: Kenny Beele

Fans: Erst einmal ein großes Kompliment an die Anhänger der Fortuna, die die Mannschaft dauerhaft so unterstützen und nicht fallen lassen, wie es andere Fans mit ihren Mannschaften auch schon bei großen Enttäuschungen, wie bei einem unnötigen Ausscheiden im Pokal getan haben. Die Unterstützung ist ein Pfund, worauf sich Trainer und Spieler verlassen können. Die Mannschaft weiß das auch zu schätzen. Man muss aber von der Vereinsführung fordern können, dass sich Fans und Spieler mehr begegnen. Und da ist es nicht nur mit Autogrammschreib-Aktionen getan. Auch die Wahl des Trainingslagers sollte neu überdacht werden. In Marbella kommt es kaum zum Miteinander, weil die Fans sehr weit wegstehen und dem Training von dort kaum folgen können. In Bad Leonfelden erscheint es im Sommer fast so, als wolle man die Fans, die dann doch die Reise antreten, möglich weit weghalten. Auch wenn es in Bad Leonfelden wirtschaftlich passt, kann die entrückte Ferne zu den Fans nicht im Sinne des Vereins sein. Denn so verprellt man diejenigen, die man im Stadion so dringend braucht.

Verletzungen: Über 100 Spieltags-Ausfälle von Spielern, die wegen Verletzungen und Krankheiten nicht zur Verfügung standen, das ist eine deutlich zu hohe Zahl. Auch der Trainer hat dies angemerkt und ein Umdenken für die Trainingsplanung und die Spielnominierungen angekündigt. Denn es mussten auch zu viele Spieler bereits auflaufen, ehe sie zu 100 Prozent wiederhergestellt waren. Das spricht nicht unbedingt für eine (qualitativ) ausreichende Kadergröße und auch in Sachen Trainingssteuerung sollte etwas passieren. In wichtigen Spielen haben dem Trainerteam einfach Spieler gefehlt, die Qualitätsunterschiede vielleicht aufgefangen hätten. Der Vorteil, dass dadurch auch junge Spieler Verantwortung übernehmen konnten, zielt zu kurz, weil letztlich allein in Elione Fernandes Neto ein Talent auf dem Weg zum Durchbruch steht.

„Fortuna für alle“: Falls die Umsetzung des Projektes funktioniert, könnte „Fortuna für alle“ sicherlich Rückenwind für Mannschaft und Verein erzeugen. Dazu sollte ganz schnell mehr von dem deutlich werden, wie es umgesetzt werden soll. Das gilt für das Ticketing genauso wie für die (hoffentliche) Aufstockung des Etats für die Profiabteilung. Der Verein darf durch dieses Projekt nicht in mehrere Teile gerissen werden, nur weil da Gelegenheitszuschauer in der ersten Zeit kommen, die sich das Ganze mal anschauen wollen und dann danach wieder wegbleiben. Es muss dafür gesorgt werden, dass die Fanbase größer wird, niemand von den treuen Anhängern vergrault wird, weil manche keine Tickets mehr bekommen, da die MERKUR SPIEL-ARENA schon „ausverschenkt“ ist. Auch die gewohnten Sitzplätze müssen quasi für diejenigen garantiert werden, die immer kommen. Alles andere muss so geregelt werden, dass ein Besuch der Fortuna-Heimspiele nicht ein beliebiges Vergnügen wird in der Hinsicht, heute gehe ich mal hin und nächstes Spiel habe ich trotz der erworbenen Karte aber keine Lust, da regnet es nämlich.

Fazit: Ein Selbstläufer wird die kommende Saison sicherlich nicht. Es kommt schon darauf an, ob die sportliche Leitung ein glückliches Händchen bei den Neuverpflichtungen hat, die Fans das neue Konzept annehmen und weitere Sponsoren den Weg zu Fortuna finden. Letztlich hängt aber alles vom sportlichen Erfolg ab. Und der ist wohl nur beim FC Bayern allen Problemen zum Trotz halbwegs planbar. 

Falls Fortuna so heimstark bleibt, wird man diese Bilder in der kommenden Saison auch oft sehen. Foto: Kenny Beele

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