von Norbert Krings
Fortuna Düsseldorf lässt sich einfach nicht vom Erfolgsweg abbringen. Auch im 21. Ligaspiel in Folge blieb das Team von Daniel Thioune ungeschlagen und sicherte sich erneut in der Schlussphase den 2:1 (1:1-)Erfolg beim Auswärts-Angstgegner in Fürth. Isak Johannesson erzielte per Elfmeter eiskalt das 2:1 in der 89. Minute und beendete damit eine lange Durststrecke im Spiel bei diesem Gegner.
Daniel Thioune hat seiner Ankündigung Taten folgen lassen. Drei Spielern gab er eine Pause: der unter der Woche leicht angeschlagene Emma Iyoha, Danny Schmidt und der zuletzt etwas müde wirkende Felix Klaus saßen zunächst auf der Bank. Für Klaus auf der echten Angriffsseite begann Fortunas schnellster Spieler, Jona Niemiec, der wohl immer noch die Glückshormone der vergangenen Begegnung und dem späten Ausgleich gegen Köln in sich spürt. Valgeir Lunddal kam auf der Position des rechten Außenverteidigers zu seinem Startelf-Debüt, ebenso wie Giovanni Haag neben Matthias Zimmermann auf der Sechs. Somit spielte diesmal Isak Johannesson etwas weiter vorne im Mittelfeld.
Über die Taktik sprach Fortunas Trainer auch und meinte vor Spielbeginn, dass sein Team den Druck des Gegners diesmal etwas besser aushalten müsse als im rheinischen Derby, als seine Spieler im Aufbau teilweise hilflos wirkten. Es könne ein Geduldsspiel werden, meinte der 50-Jährige und hoffte, dass man auch mit den Einwechslungen dann spät das Spiel entscheiden könnte. Und diese Vorhersage sollte sich tatsächlich erfüllen. Die Fürther begannen im Vergleich zum 0:2 in Braunschweig mit Marco Meyerhöfer, Gian-Luca Itter und Dennis Srbeny anstelle von Reno Münz und den beiden Ex-Fortunen Nico Gießelmann sowie Marlon Mustapha, die alle auf der Bank saßen.
Nach einem leichtfertigen Ballverlust von Giovanni Haag (4. Minute) gab es die erste Aufregung am Ronhof. Aber mit gemeinsamer Anstrengung der Defensivspieler, die den Schuss von Hrgota abblocken konnten, gab es dann nur eine Ecke für die Gastgeber. Fortuna stand erwartungsgemäß tief und überließ den Gastgebern den Ball, um dann bei Ballgewinn schnell umzuschalten. Das gelang in der elften Minute nach einem kapitalen Abwehrfehler der Fürther. Dawid Kownacki bediente Niemiec, doch dem gelang es trotz guter Abschlussposition nicht, den Ball so zu kontrollieren, um die Fortuna in Führung zu bringen.
Fortuna hielt sich mit dem Risiko zurück, auf mehr Offensive zu setzen
Fortuna variierte beim Anlaufen und griff dann bereits an der Mittellinie an. Zudem hatten die Gäste nach den ersten zehn Minuten das Spiel beruhigt und nun deutlich mehr Spielanteile als zuvor. Es bewahrheitete sich, dass beide Teams sehr geduldig agierten. Fortuna wartete ab, Fürth fiel wenig ein, um in der Abwehrformation der Gäste irgendwelche Lücken zu finden. Auf der anderen Seite gab es aber auch keine besonderen Anstrengungen, die Offensive zu forcieren.
Die beste Chance der Franken sahen die eigenen Fans in der 37. Minute, als plötzlich Noel Futkeu aus sieben Metern frei zum Kopfball kam. Das Spielgerät flog aber noch relativ weit am linken Pfosten des Fortuna-Tores vorbei. In der Folge kamen die Fürther kurzzeitig mit mehr Schwung vor das Tor der Gäste, ohne von einer richtigen Druckphase sprechen zu können. Und dann nutzte die Fortuna die erste Chance und ging in Führung. Giovanni Haag nutzte nach einem konsequenten Angriff der Gäste diese Möglichkeit und köpfte nach einer Maßflanke von Gavory zum 1:0 ein. Doch lange hielt die Führung nicht, weil Tim Oberdorf zwei Minuten später, kurz vor dem Pausenpfiff, ein völlig unerklärlicher Fehler unterlief. Statt den Ball wegzuschlagen, wollte er wohl seinen Torhüter Flo Kastenmeier das Spielgerät wegschlagen lassen. Den erwischte er auf dem falschen Fuß, Dennis Srbeny bedankte sich und konnte den Ball locker zum 1:1 einschieben.
Somit hatte das Spiel zum Ende der ersten Hälfte noch einmal zwei Höhepunkte parat, eigentlich hatte das 1:0 den Düsseldorfern so sehr in die Karten gespielt. So ging es also nach der Pause in unveränderter Aufstellung mit dem Geduldsspiel weiter. Großes Risiko gingen beide Teams weiterhin nicht ein, die wohl auf die oder den nächsten Fehler des Kontrahenten warteten. Das Spiel war nicht besonders attraktiv, es blieb zwar in einer gewissen Weise spannend, weil alle darauf warteten, dass etwas mehr und Entscheidendes passiert. Fortuna konnte jedenfalls geduldig sein. Notfalls würde halt auch ein Punkt beim Auswärts-Angstgegner reichen. Doch etwas mehr Zielstrebigkeit in der Offensivbewegung hätte man sich bei Fortuna schon gewünscht, weil die Fürther nicht unbedingt komplett sattelfest in der Defensive erschienen.
Und dann kam sie, die Riesenchance für die Fortuna. Da tauchten dann gleich drei Spieler der Gäste nach einem langen Schlag vor Fürths Keeper Nicolas Noll auf. Gavory kam auch an ihm vorbei und hätte nur noch ins leere Tor schieben müssen. Doch der Franzose traf den Ball nicht richtig und dieser flog dann über das Tor (73.). Die direkte Auswechslung von Gavory (Iyoha kam) hatte aber wohl wenig mit dieser Situation zu tun. Auch Myron van Brederode kam für Rossmann ins Spiel. Das Spiel schien allerdings danach eher auf die Seite der Fürther zu kippen. Fortuna verlor wieder im Aufbau die Bälle zu schnell und hatte irgendwie auch die Fäden nicht mehr in den Händen.
Isak Johannesson sorgt mit einem Elfmeter für die Entscheidung
Das Spiel lief auf ein Unentschieden hinaus, mit dem wohl letztlich auch beiden Mannschaften zufrieden gewesen wären. Dann spielten die Fortunen doch in diesem Plan nicht mit. Emmanuel Iyoha eroberte den Ball an der linken Seite kurz vor der Auslinie nach einem schlampigen Pass der Fürther. Er lief damit auf den Strafraum zu, bediente den eingewechselten Vincent Vermeij. Der Niederländer spielte einen wohl temperierten Pass auf Isak Johannesson. Der Isländer stürmte in den Strafraum und wurde von Itter einfach umgerempelt. Nach einer VAR-Überprüfung entschied Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck auf Foulelfmeter. Johannesson schnappte sich den Ball und verwandelte eiskalt und sehr sicher zum 2:1-Erfolg. Damit war auch Tim Oberdorf erlöst, der nach seinem Fehler und einem Punktverlust wohl untröstlich gewesen wäre – wie auch Nicolas Gavory nach seinem bitteren Fehlschuss. Das große Plakat der Fortuna-Fans in der Kurve hatte sich damit erneut als sehr treffend erwiesen: „Bis zur letzten Sekunde“ hieß es dort – und so war der vierte Auswärtssieg spät eingetütet worden.
Statistik:
Fürth: Noll – Meyerhöfer (86. Münz), Jung, Dietz – Bansé (87. Müller), Green – Massimo, Itter – Hrgota – Srbeny (71. Mustapha), Futkeu (61. Motika)
Fortuna: Kastenmeier – Lunddal (80. Mbamba), Hoffmann, Oberdorf, Gavory (73. Iyoha) – Zimmermann, Haag – Niemiec (67. Klaus), Johannesson, Rossmann (73. van Brederode) – Kownacki (80. Vermeij)
Kader Fortuna: Kwasigroch – de Wijs, Schmidt, Appelkamp
Schiedsrichter: Matthias Jöllenbeck (Freiburg/Note: 3, diskutierte viel, machte wenig Fehler. Aber nicht alle Schiedsrichter pfeifen diesen Strafstoß wohl, eine Fehlentscheidung war das trotzdem nicht.)
Zuschauer: 13.200
Tore: 0:1 (43.) Haag, 1:1 (45.) Srbeny, 1:2 (90. +1/FE.) Johannesson
Gelbe Karten: Jung / Hoffmann (4.)
Gelb-Rot: Azzouzi (Manager der Fürther)
Spielnote: 3,5 (hatte einige Längen, nur wenige spannende Phasen und Tormöglichkeiten)
Beste Spieler: Haag, Zimmermann / Green
Besonderheit des Spiels: Natürlich war dies der Spielzug, der zum Elfmeter führte. Kompliment an Iyoha, Vermeij und Johannesson, diese Chance zu erkennen.
Spielfazit: Fortuna machte das Spiel, dass sich der Trainer erhofft hatte. Geduldig wartete die Mannschaft auf die entscheidenden Fehler des Gegners. Natürlich war es ein glücklicher Sieg, aber die Mannschaft glaubte an diesen Erfolg bis zuletzt.
Noten der Fortuna-Spieler:
Kastenmeier 3 – Lunddal 2,5, Hoffmann 2,5, Oberdorf 4, Gavory 3- Zimmermann 2,5, Haag 2,5 – Niemiec 3,5, Johannesson 3,5, Rossmann 3- Kownacki 3,5
Reaktionen:
„Ich habe noch in dieser Szene gerufen, Du hast Zeit Nicolas, nachdem er mir den Ball nicht überlassen wollte. Ich kann die Fürther verstehen, dass sie nach der Elfmeterentscheidung nicht glücklich waren. Man kann den Strafstoß aber geben. Ich freue mich jedenfalls sehr über diesen Sieg.“
Felix Klaus, kommentiert den Fehlschuss von Teamkollege Nicolas Gavory und den Elfmeter
„Das war schon bitter. Ich kann mich mit unsererLeistung absolut identifizieren, die Jungs haben sehr viel Intensität im Spiel gezeigt. Dass man dann das so verliert, nach den unschönen Begleitumständen ist schon sehr bitter. Der Weg zum Respekt ist offensichtlich eine Einbahnstraße, was den Schiedsrichter angeht. So darf sich ein Unparteiischer nicht verhalten. Er hat zuletzt nur auf eine solche Situation gewartet, Elfmeter zu pfeifen. Das war doch ein ganz normaler Körperkontakt.“
Alexander Zorniger, Trainer der Fürther
„Es ist schwierig, nach diesem Spiel von einem verdienten Sieg zu sprechen. Es schon top, top, top, wie wir verteidigen. Natürlich geht noch mehr nach vorne, aber ich bin sehr stolz auf diese Mannschaft. Es war eine sehr ausgeglichene Partie – es war typischen Zweitligaspiel, das auch unentschieden hätte enden können. Man muss lange aushalten und dann am Ende zuschlagen. Es freut mich, dass wir auch erneut mit den Einwechselspielern zulegen konnten. Heute durfte man nach dem Derby an so etwas glauben. Vielleicht sind wir für Dinge aus der Vergangenheit belohnt worden.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna
Auch interessant
Nicht chancenlos, aber glück- und punktlos
Herkules-Aufgabe im 100. Spiel
„Wir glauben bis zur letzten Sekunde dran“