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Trotz und Frust in positive Energie wandeln

Fortuna muss nach Nackenschlag stärker werden

Foto: Imago

von Norbert Krings

ANALYSE: Schlimmer hätte es für Fortuna Düsseldorf kaum kommen können. Die letzten Sekunden des Hinrunden-Abschlusses gegen den 1. FC Kaiserslautern hatten es in sich. Erst eine Fehlerkette, dann ein dummes Foul, ein nur hauchdünn verwandelter Elfmeter zur 1:2-Niederlage, unbedachte Spieler aus Kaiserslautern beim provozierenden Jubel direkt vor der Fantribüne sowie auch noch geistig verwirrte Fans, die nicht verlieren können, über die Banden sprangen und die gegnerischen Spieler bedrohten…

Die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf hätte sich mit einem ganz bitteren Gefühl in die lange Winterpause verabschiedet, wenn sie es so machen würde wie die Gäste aus der Pfalz, die direkt nach dem Spiel und den langen Jubelfeiern direkt in den Urlaub abdüsten. Die Fortunen hingegen bekommen noch Zeit für eine Frustverarbeitung und trainieren noch knapp zwei Wochen weiter, bevor sie dann die verdiente Freizeit bis Anfang Januar halbwegs genießen können. 

Die kurze gemeinsame Zeit muss der Trainer nutzen, um ein Team aufzurichten, das insgesamt eine durchaus passable Hinrunde in der 2. Fußball-Bundesliga gespielt hat. Noch ist es zu früh für ein Fazit, zu nahe sind noch die Szenen eines Spiels, in dem eine insgesamt aktivere Mannschaft unglücklich alle Vorteile und letztlich auch die Punkte aus den Händen gegeben hat. Daher ist es für die sportliche Leitung sehr wichtig, die Spieler nicht mit dieser heftigen Enttäuschung allein zu lassen.

Vor allem in diesem Spiel ist deutlich geworden, dass die Fortuna noch nicht so weit ist, um ganz oben in der Liga mitzuspielen. Immer wieder wurde auf die mangelnde Konstanz über die gesamte Hinrunde hingewiesen. Und das ist nicht von der Hand zu weisen: Starke Auftritte wie in Magdeburg, Karlsruhe oder daheim gegen Rostock, Bielefeld und St. Pauli wechselten sich ab mit Pleiten wie in Hamburg, Hannover oder zuhause gegen Nürnberg oder nun gegen Kaiserslautern. 

Fortuna darf nicht so radikal die Kontrolle über ein Spiel verlieren

Doch auch in den Spielen selbst fehlt diese Durchgängigkeit und da sind wir wieder beim Beispiel, der Partie gegen den 1. FC Kaiserslautern. In der ersten Hälfte spielte die Mannschaft um den gegen die Pfälzer starken Jorrit Hendrix souverän, fast fehlerlos und dominierte das Spiel, weil die Taktik stimmte, die Mehrzahl der Zweikämpfe gewonnen wurden und viel Ruhe in den Aktionen zu bemerken war. Die vom Trainer vorgegebenen Hinweise wurden umgesetzt, das eigene Tor kam kaum in Gefahr.

Dass Kaiserslautern etwas nach der Pause ändern würde, kam jetzt für einen Fußball-Profi nicht ganz so überraschend. Und Daniel Thioune hatte sicherlich auch davor gewarnt und darauf hingewiesen, dass nun ein anders spielender Gegner aus der Kabine kommt. Als hätten seine Spieler auf Durchzug gestellt, präsentierte sich das Team der Fortuna. Fast zehn Minuten wirkten die Gastgeber verwirrt, hilf- und orientierungslos. In dieser Phase hätte der Gegner das Spiel schon für sich entscheiden können. Fortuna fing sich und spielte wieder mit.

Hat noch viel Arbeit vor sich: Daniel Thioune. Foto: Kenny Beele

Doch die Spielweise der Mannschaft war in der zweiten Hälfte nicht mehr darauf ausgerichtet, dieses Spiel unbedingt gewinnen zu wollen. Der Trainer erklärte es mit einer verständlichen Müdigkeit, die er auch beim Gegner ausgemacht haben wollte. Doch der Gast hätte zwar auch den einen Punkt ohne Klagen mitgenommen, wartete aber bis zum Ende geduldig auf den Fehler, den eine Mannschaft macht, die noch nicht ein vollständig harmonierendes und erfahrenes Team ist. Das trifft auf Fortuna zu. Bei manchen Spielern reicht die individuelle Klasse nur bis zu einem gewissen Punkt, bei anderen fehlt tatsächlich noch die Erfahrung.

So schön das Tor auch von Michal Karbownik war, so bitter war seine letzte Aktion in diesem Spiel. Das Foul war so etwas von unnötig und ungeschickt. Dass er sofort auf dem Platz in dieser Situation wusste, was er da angerichtet hatte, macht deutlich, dass auch er, der mit hervorragenden Fähigkeiten ausgestatte Spieler noch viel lernen muss, um sich weiterzuentwickeln. Das kann er und das können auch andere Spieler im Team weiterhin in der 2. Bundesliga tun. Denn jetzt noch an den Aufstieg zu glauben, dazu müsste es zu einer ominösen Blitzheilung kommen. Dafür gibt es jedoch noch zu viele Baustellen, die auch in der Rückrunde trotz einer Veränderung der Personallage, nicht geschlossen werden können.

Dennoch ist es unglaublich wichtig, jetzt weiter aufzubauen, jede mögliche Stellschraube in die richtige Richtung zu drehen und vor allem den Frust und die Trauer in Trotz und positive Energie zu drehen. Die Rolle des Partycrashers liegt den Fortunen im Augenblick doch mehr als die des Jägers oder Aufstiegsfavoriten. Die Möglichkeiten, die Mannschaft zu verbessern, liegen nicht nur darin, den Kader weiter personell zu verstärken. Das Lernen in dieser Saison muss intensiviert werden. Die nächste, vielleicht dann erfolgreichere Saison, die eher zum Aufstieg führen könnte, muss jetzt vorbereitet werden. Aus den Fehlern zu lernen, wäre ideal. Und da dient das Spiel gegen Kaiserslautern als Blaupause, um die Hebel an der richtigen Stelle anzusetzen.

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