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Sturmtief führte Fortuna in die Flaute

Kownacki bricht Training nach Knieblessur ab

Foto: Christof Wolff

von Norbert Krings

Anspruch und Wirklichkeit passen bei Fortuna Düsseldorf (noch) nicht zueinander. Platz 7 in der 2. Fußball-Bundesliga und ein zu großer Abstand auf die Aufstiegsplätze sind das Resultat einer insgesamt wenig begeisternden Hinrunde. Auch angesichts der eigentlich vorhandenen Offensiv-Qualitäten war die Mannschaft als einer der Aufstiegskandidaten in die Saison gegangen. Doch gerade im Angriff fehlt es inzwischen an der nötigen Durchschlagskraft.

Die guten Leistungen von Dawid Kownacki mit fünf Toren aus den ersten acht Spielen folgte die Flaute im Sturm. Das ist sicherlich ein Grund dafür, warum das Team von Daniel Thioune derzeit weit davon entfernt ist, auf Aufstiegskurs zu sein. Dass eine erneute Verletzung derzeit ein erneuter Rückschlag wäre, ist Fakt. Umso bitterer ist es, dass sich Kownacki im Training an diesem Dienstagnachmittag eine Knieblessur bei einem Zusammenprall mit Benjamin Böckle zuzog. Die Schwere der Verletzung war allerdings nicht direkt absehbar.

Der  große Sturmwirbel von Fortunas Angreifern in der 2. Liga hält sich (inzwischen) in überschaubaren Grenzen. Dabei hat die Fortuna den Namen nach einen glänzend aufgestellten Angriff, der in der Liga eigentlich seinesgleichen sucht. Doch  Verletzungen, Ladehemmung und oft fehlende Zuarbeit haben inzwischen die Fortuna in ein Sturmtief geführt. Übergroßen Respekt vor der Abteilung Attacke bei der Fortuna hat kaum noch eine Mannschaft, die gegen das Thioune-Team antritt. 

Außer den inzwischen sechs Treffern und ebenso vielen Torvorbereitungen von Dawid Kownacki sind die Angreifer der Fortuna zu harmlos. Rouwen Hennings, der drei Treffer (ein Elfmetertor) erzielte, Daniel Ginczek mit einem Liga-Treffer und Emmanuel Iyoha mit ebenfalls einem erzielten Tor sorgen für eine Bilanz, die nicht gerade für begeisternden Offensiv-Fußball spricht. Auch die Außen Felix Klaus und Kristoffer Peterson mit jeweils zwei Treffern sind nicht gerade das, was man als torgefährlich bezeichnen würde.

Zu selten konnte sich Felix Klaus bisher am rechten Flügel durchsetzen. Foto: Kenny Beele

Warum schießt die Fortuna zu wenig Tore? Die einfache Erklärung ist, dass die Spieler zu selten in Abschluss-Positionen kommen. Tore von außerhalb des Strafraums sind absolute Mangelware. Flanken von den Flügeln zählen im Gegensatz zur vergangenen Saison auch nicht mehr zu den Stärken der Fortuna. Doppelpässe, schöne Kombinationen und eine Vielzahl von Chancen sind vom Thioune-Team zu selten zu sehen. Und gibt es dann eine klare Chance, ist die Effizienz nicht hoch genug, um vor allem auf ein gutes Defensivkonzept zu setzen.

Fortuna hat nur ein Tor weniger als der Tabellenführer erzielt

Ist die Fortuna letzlich vorne zu harmlos? Die Zahlen sprechen eigentlich eine andere Sprache. Darmstadt hat nur sechs Torschüsse und einen Treffer mehr in der Bilanz als die Fortuna – hat daraus aber zehn Punkte aus den 17 Spielen mehr herausgeholt als die Fortuna mit ihren 26 Toren. Der Tabellenführer hat allerdings auch fünf Tore weniger kassiert als das Thioune-Team. Darmstadt hat zudem nur ein Spiel in der Hinrunde verloren, weil diese Mannschaft deutlich effektiver gespielt hat.

Fortuna muss aber mehr Tore erzielen, weil die Mannschaft es nicht schafft, in der Defensive über 90 Minuten fehlerfrei zu agieren. Nur dreimal stand hinten die Null in 17 Spielen. Das bedeutet, dass die Offensive dafür sorgen muss, die Probleme in der Defensive auszugleichen. Nur auf die Stabilität der Abwehr zu setzen, kann also keine geeignete Taktik für die Fortuna in der Rückrunde sein. Da hilft zur Torvermeidung auch keine noch so gut einstudierte Dreierkette.

Rouwen Hennings hat bisher nicht seine beste Saison gespielt. Foto: Kenny Beele

Was tut der Trainer, um wieder für mehr Torgefahr zu sorgen? Eine seiner Erkenntnisse ist, das Flügelspiel zu aktivieren. Felix Klaus fehlt das Durchsetzungsvermögen und die Fähigkeit, zielgenaue Flanken von rechts zu schlagen. Kristoffer Peterson strebte auf dem linken Flügel immer wieder zu sehr in die Mitte, um zum Abschluss zu kommen. Beide Flügelstürmer waren zu leicht auszurechnen. Sie benötigen mehr Unterstützung, den Mut und die Fertigkeit, sich auch mal in Zweikämpfen durchzusetzen und zur Grundline zu kommen. Flanken aus dem Halbfeld waren nicht das richtige Mittel, meistens kamen diese ohnehin zu kurz und waren ungefährlich.

Dawid Kownacki fehlte zuletzt die passende Unterstützung. Als alleinige Spitze tut sich der Pole schwer. Ob er angesichts seiner Abwanderungspläne mit großem Ehrgeiz und sehr motiviert in die Rückrunde gehen wird, bleibt abzuwarten. Sein Ziel, in der Bundesliga zu spielen, sieht er offensichtlich nicht mit der Fortuna als realisierbar an. Er hat die Technik, den Torriecher und den Instinkt. Allerdings steht dem Polen auch oft genug sein Phlegma und seine nicht immer mannschaftsdienliche Art im Weg.

Der Vertrag von Rouwen Hennings läuft am Ende der Saison aus. Fortuna wird sicherlich versuchen, den 35-Jährigen zu halten. Er ist Publikumsliebling und hat immer noch seine Qualitäten. Wird er entsprechend eingesetzt und angespielt, ist er immer für ein Tor gut. Nur vier Torbeteiligungen in der Hinrunde – trotz einer Fersenverletzung – können den Vollblutstürmer jedoch nicht zufriedenstellen. Er muss nun beweisen, dass er immer noch eine ernst zu nehmende Alternative in Fortunas Angriff ist. Dazu darf er aber nicht nur auf Bälle warten, sondern er muss insgesamt aktiver werden.

Ein gesunder Daniel Ginczek ist ein Hoffnungsträger für die Rückrunde

Emmanuel Iyoha sollte langsam mal bei der Fortuna zum Sprung aus dem Schatten ansetzen. Das Fortuna-Eigengewächs hat das Talent, bei ihm liegt es wohl eher am Willen, sich durchsetzen zu wollen. Er muss deutlich mehr Kampfgeist und Entschlossenheit zeigen, um eine Chance zu erhalten, mehr als nur ein Ergänzungsspieler zu sein. Ein Hoffnungsträger für die Rückrunde ist auch Daniel Ginczek, der unbedingt nach seiner schweren Sehnenverletzung zeigen möchte, dass er mehr ist als nur ein Spieler, der von den Vorschusslorbeeren aus einer besseren Vergangenheit lebt. Seine Cleverness und sein Killerinstinkt könnten Fortuna helfen, deutlich gefährlicher und unberechenbarer vor dem gegnerischen Tor zu werden.

Ein erfolgreicheres und schwungvolleres Offensivspiel kann ein Schlüssel zum Erfolg werden. Dazu muss die Defensive noch konsequenter agieren und die Mannschaft insgesamt von Verletzungen verschont bleiben. Aber letztlich ist die Einstellung der entscheidende Faktor. Glaubt die Mannschaft noch an die Möglichkeit, oben einzugreifen, ist etwas möglich. Dann wird auch mit dem steigenden Selbstvertrauen die Torgefährlichkeit automatisch größer werden.

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