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Positiv überrascht

DEG-Verteidiger Geitner im Interview

Fotos: Birgit Häfner

von Bernd Schwickerath

Nicolas Geitner ist nicht nur mit der alten Saison der Düsseldorfer EG zufrieden, auf die neue freut er sich umso mehr. Von den Zugängen sei er „positiv überrascht“, was man auch über den 23-Jährigen selbst sagen konnte, als der DEG in den Play-offs die Verteidiger ausgingen. Zur Belohnung gab es einen neuen Vertrag.

Herr Geitner, wie waren die ersten Einheiten an der Brehmstraße? Macht es schon wieder Spaß oder hätten Sie noch ein paar Wochen ohne Eis-Training vertragen können?

Nicolas Geitner: Klar macht es wieder Spaß. Ich bin froh, dass es so langsam wieder losgeht. Zwei Wochen Urlaub waren jetzt sehr schön, aber die haben gereicht. Und wir haben immer noch ein paar freie Tage vor den Fitnesstests. Aktuell ist es eigentlich ganz geil, wieder auf dem Eis zu sein.

Also sind Sie eher froh, dass das ewige Gewichtestemmen und Laufengehen der letzten Wochen ein Ende hat?

Geitner: Das bleibt uns leider nicht ganz erspart, Krafttraining machen wir eh das ganze Jahr über, und ein paar Laufintervalle haben wir noch in den nächsten zwei Wochen. Aber Eistraining finde ich für die Kondition eh besser.

Diese Woche soll es in NRW fast bis zu 40 Grad heiß werden. Ist es schwierig, sich da auf Wintersport zu konzentrieren oder ist das für Eishockeyprofis einfach wie jeden Sommer?

Geitner: Ach, wir sind das alle gewohnt. Sobald man in die Eishalle geht, ist so man so drin im Tunnel. Und wenn man wieder rausgeht, freut man sich, dass schönes Wetter ist und man den Sommer genießen kann.

Die vergangene DEG-Saison gilt als Erfolg. Ist auch die Mannschaft mit einem guten Gefühl in die Pause gegangen oder gab es Gedanken, dass mit weniger Ausfällen gegen München mehr drin gewesen wäre?

Geitner: Nein, wir waren sehr zufrieden. Wir haben das von außen gehört, aber natürlich wussten wir auch selbst, dass wir eine gute Saison mit einem guten Endergebnis gespielt haben. Klar, wenn wir in der Abwehr etwas fitter gewesen wären… Uns ging ja wirklich sehr viel ab, bei mir mit dem Gesicht, Zitterbart mit dem Fuß, Cumiskey und Nowak waren beide raus, beim Ebner kam das Kind. Das war schon viel, was es schwerer gemacht hat. Vor allem gegen München, die einen sehr tiefen Kader haben. Aber gegen München im Viertelfinale auszuscheiden, das ist jetzt keine Schande.

Wo Sie die Szene ansprechen, in der Sie den Puck ins Gesicht bekamen: Ist das in den Play-offs einfach so, dass man dann zwei Tage später trotzdem spielt? Oder hätten Sie auch in der Hauptrunde direkt wieder auf dem Eis gestanden?

Geitner: Ich würde schon sagen, dass die Play-offs da etwas ausgemacht haben. Und halt, dass sonst keiner mehr da war, der mich hätte ersetzen können, weil ja Kyle (Cumiskey) und Nowi (Nowak) raus waren. Also ja, Play-offs und dass der Kader eh schon knapp war, haben es ausgemacht.

Man hört ja häufiger in den Play-offs, dass Spieler schwer angeschlagen spielen. Ist man da als Spieler zu sehr im Moment und denkt nicht an seine langfristige Gesundheit?

Geitner: Bei mir war es so, dass es schlimmer aussah, als es wirklich war. Ich hatte das Vollvisier drauf, da hätte es nicht mehr schlimmer werden können. Aber es gibt mit Sicherheit Spieler, die nur an den Moment denken und den Erfolg über die Gesundheit stellen.

Blicken wir nach vorn: In der Sommerpause gab es bis auf Marco Nowak keinen prominenten Abgang, es kamen sogar einige große Namen, die Ansprüche sind gestiegen. Merkt man das auch innerhalb des Teams?

Geitner: Wir haben noch nicht so viel drüber geredet. Wir hatten auch noch kein großes Meeting mit den Coaches, bei dem wir unsere Ziele besprochen hätten. Aber ich persönlich bin positiv überrascht von den Entscheidungen, auch mit unserer Verpflichtung im Tor (Henrik Haukeland). Ich glaube, dass auf dem Papier mehr drin ist als letztes Jahr. Aber natürlich muss man erst mal sehen, wie es harmoniert und zusammenpasst. Es kann auch ganz anders laufen, hinterher passt es nicht zusammen und man spielt unten irgendwie um die Pre-Play-offs. Aber wie gesagt: Auf dem Papier sieht es sehr vielversprechend aus, ich bin sehr zuversichtlich.

Eine Unbekannte ist der neue Trainer. Inwiefern hatten Sie schon Kontakt zu Roger Hansson?

Geitner: Der Roger war ab und zu mal da, auch am Anfang des Sommertrainings. Er war aber noch nicht mit uns auf dem Eis oder hat uns seine Taktik und Spielphilosophie vorgestellt. Aber er macht einen netten Eindruck, sehr ruhig und gesammelt. Ich bin mal gespannt, was dann ab August auf uns zukommt.

Aktuell gibt es sieben Verteidiger, einer soll noch kommen. Wo sortieren Sie sich da ein, welche Ansprüche haben Sie für Ihre vierte Saison bei den DEG-Profis?

Geitner: Ich hoffe und glaube, dass ich Stammspieler werde, also unter den ersten Sechs. Ich hoffe auch, mehr Unterzahl spielen zu können. Ich nehme natürlich die Spielzeit, die ich bekomme, und hoffe, dass es immer mehr und mehr wird. Und wenn ich dann gute Leistungen zeige, soll das auch belohnt werden.

Was soll und muss in Ihrem Spiel besser werden?

Geitner: Ich will weiter hinten dichthalten, versuche aber, mich nach vorne zu bessern. Mehr Scheiben zum Tor bringen, gute Vorlagen geben, damit die offensive Seite verbessert wird.

Auffällig war in den Play-offs bei Ihnen und anderen, die durch die Ausfälle mehr Verantwortung bekamen, dass es dann deutlich besser lief. Ist es so einfach: mehr Eiszeit, mehr Leistung?

Geitner: Das kommt immer auf den konkreten Spieler an, aber bei mir ist es auf jeden Fall so. Im Sturm hast du vier Sturmreihen, da geht es genau auf. Aber in der Verteidigung hast du sieben Spieler, einer ist immer überzählig, dann muss rotiert werden. Dann hast du nicht immer den gleichen Verteidigungspartner, du stehst nicht immer auf derselben Seite, spielst mal links, mal rechts. Dann hast du aufgrund der Rotation die Pausen, in denen du dann vielleicht mehr nachdenkst. Als wir am Ende nur noch sechs Verteidiger waren, hattest du deinen festen Partner, deine feste Seite, kannst dich besser absprechen, die Chemie wächst innerhalb eines Paares, wenn man länger zusammenspielt. Und der Rhythmus ist auch leichter, wenn man gar nicht über die vergangenen Wechsel nachdenkt. Für mich war das mit sechs Verteidigern sehr geil, es macht mehr Spaß, ich fühle mich wohler. Aber man muss natürlich das nehmen, was man kriegt und auch mit sieben Verteidigern performen.

Auch bei Verträgen müssen viele das nehmen, was sie bekommen. Waren Sie überrascht, einen neuen bei der DEG zu bekommen? Gerade für Ü23-Spieler aus hinteren Reihen wird es ja schwieriger.

Geitner: Hundertprozentig klar war es nicht, aber ich habe damit gerechnet. Ich habe durch meinen Spielerberater David Mondt, der ja direkt an der Quelle sitzt, mitbekommen, dass der Niki (Sportdirektor Mondt) zufrieden mit mir ist. Ich hatte mich schon drauf eingestellt zu bleiben und habe mich dann sehr gefreut, als das Angebot kam.

Ist es immer noch etwas Besonderes, als Düsseldorfer bei der DEG zu spielen oder ist man da irgendwann ganz Profi?

Geitner: Auf jeden Fall, ich bin schon froh, dass ich meinen Heimatverein vertreten kann. Ich bin vielleicht noch ein bisschen mehr mit dem Herzen dabei, weil es nicht irgendein Verein ist, zu dem ich gewechselt bin.

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