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Patient Ginczek muss weiter Geduld haben

Fortuna-Stürmer zum Rückenrundenbeginn nicht fit

Foto: Kai Kuczera

von Norbert Krings

Für alle Fortunen war die Szene in Heidenheim ein Schockmoment. Am 2. September in Heidenheim haben die Mitspieler, der Trainer und die Fans kurz den Atem angehalten, als Daniel Ginczek auf die Linie zustürmte, um den Ball noch vor Überschreiten ins Seitenaus zu erreichen. Das plötzliche Abstoppen und das unvermeidliche Hinfallen auf den Rasen verdeutlichte allen Zuschauern, dass da etwas Schlimmes passiert war. Drei Monate später schaut der 31 Jahre alte Stürmer wieder nach vorne und freut sich auf das Trainingslager. Aber es ist wohl noch zu früh, um das gesamte Programm wieder mitzumachen – weiterhin ist auch dann noch Geduld angesagt.

„Wenn ich mich verletzte, dann ist das fast immer eine ernsthafte Blessur“, sagt Ginczek, der sich allerdings dank seiner Erfahrung, auch wieder zurückkommen zu können, nicht zu sehr von dem Sehnenriss im linken Oberschenkel runterziehen lässt. „Ich bin schmerzfrei und auf einem guten Weg zurück“, sagt der Ex-Wolfsburger. Doch ihm ist anzumerken, dass er noch mit der Verletzung hadert und am liebsten so schnell wie möglich wieder auf dem Platz stehen möchte, um es allen zu zeigen, die ihn als „ewig Verletzten“ sehen.

Ein komplettes Einsteigen ins Mannschaftstraining ab dem Start der Vorbereitung am 2. Dezember in Düsseldorf und eine Woche später im Trainingslager in Marbella bezeichnet Ginczek als Wunschdenken, ohne es offensichtlich vollends auszuschließen. „Es ist etwas komplizierter. Ich glaube nicht, dass ich da komplett mitmachen kann“, sagt er. „Teile des Mannschaftstraining werde ich sicherlich absolvieren können.“ Es ist im Profi-Fußball die allgemein gültige Maßgabe, dass ein Spieler genauso lange braucht, um wieder seine Höchstleistung zu bringen, wie er auch pausieren musste. Das bedeutet im Fall von Daniel Ginczek, dass ihn die Fans frühstens im März wieder in Bestform auf dem Rasen erwarten können.

Daniel Ginczek freut sich auf seine Art über ein erzieltes Tor. Foto: Kai Kuczera

Im Hinterkopf hat er den Gedanken, im ersten Rückrundenspiel in der MERKUR SPIEL-ARENA gegen Magdeburg bereits wieder auf der Bank zu sitzen. Am meisten freut er sich aber darauf, wieder bei der Mannschaft zu sein. „Es ist schön, dieses Feeling wieder zu haben, dazuzugehören“, sagt er. „Aber das ist kein Wunschkonzert, ich bin dann vier Monate rausgewesen. Trotzdem habe ich den Wunsch, der Mannschaft helfen zu können.“ Oberstes Gebot sei aber, wieder völlig gesund zu werden und auf dem Weg zum Comeback nicht zu viel zu riskieren.

Ein solche Zeit nach einer Verletzung ist für einen Profi nicht leicht. Auch für einen Spieler, der schon öfter längere Zeit verletzt ausgefallen ist, wie Daniel Ginczek. „Zuerst ist es okay, weil man dann auch mal etwas anderes trainieren kann wie die obere Muskulatur“, sagt der Fortuna-Profi. Dann aber würde sich die Zeit im Reha-Training ziemlich dahinziehen. „Da ist es normal, wenn man dann nachmittags auf den Platz geht, es früh dunkel wird, dass man dann auch mal einen Durchhänger hat.“ Das bedeutet auch, dass ein richtiger Urlaub im Dezember ausfallen wird. „Ich bin hier und werde weiterhin daran arbeiten, richtig fit zu werden.“, sagt Ginczek.

Abseits von der Fortuna hatte der 31-Jährige jetzt genügend Zeit, sich die Spiele der WM in Katar anzuschauen. Er freut sich, dass die Diskussion um die „falsche Neun“ wieder in Gang gekommen ist und viele Mannschaften, einschließlich des deutschen Teams, wieder einen echten Mittelstürmer aufbieten. „Ich will niemandem zu nahe treten, aber auch Stürmer wie Gnabry und Sane werden letztlich an Toren gemessen“, sagt Ginczek und hofft auf eine Rückbesinnung auf eine Taktik mit echten Spitzen. „Spieler wie Lewandowski oder Füllkrug wollen Tore schießen. Das gibt dem Spiel eine andere Ausrichtung.“ Es wird deutlich, dass Ginczek die Taktik mit falschen Neunern nicht besonders mag. So wäre die Stelle des echten Mittelstürmers auch wegrationalisiert. „Ein echter Neuner hat einfach andere Qualitäten vor dem gegnerischen Tor.“

Daniel Ginczek ist immer in der Lage, ein Tor zu erzielen – auch per Strafstoß. Foto: Kuczera

Auf die Frage zu Fortunas Chancen, doch noch oben eingreifen zu können, weicht Ginczek erst einmal aus und lobt seine Mannschaft. „Dafür, dass wir so viele Spieler zwischenzeitlich verletzt hatten, muss ich den Jungs ein großes Kompliment aussprechen, war da geleistet wurde“, sagt Fortunas Stürmer. Dass die Spieler hinterher ein wenig müde geworden seien, ist ganz normal in Ginczeks Augen. „Das Team hat klasse dagegengehalten und der Rest war Jugend forscht.“ Die beiden letzten Niederlagen beschreibt der 31-Jährige mit dem Begriff „bitter“, sonst sei man jetzt immer noch oben dabei: „So ist es aber für uns auch nicht schlecht, weil wir jetzt in der Rolle des Jägers sind.“ Jetzt habe Fortuna nichts mehr zu verlieren, wobei das für die Topteams nicht gilt. „Wir haben die Qualität, um da oben noch ganz schnell mit reinzurutschen und oben zu bleiben“, sagt Ginczek, der hofft, den Konkurrenzkampf in Fortunas Sturmspitze zu beleben.

Gerade in den Topspielen müsse Fortuna mehr Tore schießen, was in der Hinrunde nur gegen Paderborn so richtig gelungen ist. „Da wir die vier Topteams noch zuhause erwarten, wollen wir da viel mehr erreichen als in den Spielen dort“, sagt der Stürmer, der es seinen Kritikern in der Rückrunde beweisen will, dass er nicht ständig verletzt ist und auch wieder an sein altes Leistungsvermögen herankommen kann. „Aufgeben war noch nie eine Option. Schließlich habe ich das Privileg, den schönsten Job der Welt zu haben.“

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