von Norbert Krings
Fortuna Düsseldorf fiebert geradezu diesem ersten Spiel und der Relegation insgesamt entgegen. „Den Schwung mitnehmen“ ist das Motto – aus 14 ungeschlagenen Spielen in Folge und aus einer Halbserie, in der Tainer und Mannschaft des Zweitligisten viele großartige Momente erleben durfte. Als krasser Außenseiter geht das Team von Daniel Thioune sicherlich nicht in diese Begegnung, obwohl der Trainer verdeutlichte, dass ein Bundesligist wie Bochum über „deutlich mehr spielerische Qualität“ verfügen müsste als seine Mannschaft. Doch der Kopf und die Leidenschaft, alles für das große Ziel Bundesliga-Aufstieg zu tun, werden wohl die größte Rolle in diesen beiden Endspielen der Erst- und Zweitliga-Saison spielen.
Trainer und Spieler der Fortuna haben die Unruhe mitbekommen, die in Bochum naturgemäß seit dem Abrutschen auf den Relegationsplatz herrscht. „Natürlich haben wir das registriert. Aber sich in dieser Hinsicht mit dem Gegner zu beschäftigen, verbietet sich“, sagte Fortunas Trainer. „Alles, was außerhalb der sportlichen Inhalte liegt, sollte uns nicht interessieren.“ Natürlich gebe es Unruhe, wenn man sich in dieser sportlichen Situation befindet, und das Ganze sei für das Selbstvertrauen nicht gerade förderlich. „Aber wir tun gut daran, uns nicht davon beeinflussen zu lassen.“ Auf die Tatsache, dass Stammtorwart Manuel Riemann nicht dabei sein wird, kann sich die Fortuna hingegen einstellen. Andreas Luthe, der wohl dafür im VfL-Tor stehen wird, hat zwar nicht die Spielpraxis, allerdings die große Erfahrung von über 90 Bundesligaspielen. Er stärkte übrigens angeblich seinem Konkurrenten Riemann den Rücken nach dieser Entscheidung des Vereins.
Das Kribbeln nimmt wenige Stunden vor dem Beginn der ersten Partie zu, die die Fortuna so gestalten möchte, dass sie vier Tage später noch eine große Chance zum Aufstieg hat. Selbst eine knappe Niederlage wäre für Daniel Thioune keine Katastrophe. „Wenn jetzt nicht die Anspannung wachsen würde, wäre etwas falsch“, meinte der Trainer. „Nervosität kann man den Spielern nehmen, indem man ihnen etwas mitgibt, womit sie sich beschäftigen können.“ Der Trainer hat seinen Spielern den Matchplan vorgestellt und deutlich gemacht, was er von seinen Schützlingen erwartet. Vor allem die Arbeit gegen den Ball und die Raumaufteilung spielt in Bochum eine große Rolle.
Thioune erwartet ein Spiel, in dem der Bundesligist die Richtung vorgeben wird. „Darauf kann man als Zweitligist nicht so viel Einfluss nehmen“, sagt der 49-Jährige. „So ergibt es umso mehr Sinn, komplett bei sich zu bleiben. Es wäre fahrlässig, mit zu wenig Respekt in dieses Spiel zu gehen und uns auf Augenhöhe zu wähnen.“ Mit dem aktuellen Kader wäre Fortuna laut Thioune auch höchstens im unteren Drittel der Bundesliga gelandet. Das Hinspiel brauche einen anderen Ansatz als das Rückspiel, das dann tatsächlich ein Endspiel wird. Also spiele das Ergebnis in Bochum schon eine große Rolle für die gesamte Relegation. „Bochum wird Favorit sein und er muss es auch sein“, sagte Thioune.
Eine gewisse Gelassenheit ist wichtig, um die Ziele umzusetzen, die ausgegeben wurden. Es wird erneut keinen Aktionismus geben, weil genau das ein Problem sein könnte. In der Relegation plötzlich alles anders machen zu wollen, würde die Mannschaft überfordern und aus ihren gewohnten Abläufen herausreißen. Selbst am Spieltag wird morgens noch in Düsseldorf trainiert. Es geht erst am frühen Nachmittag auf die Fahrt nach Bochum. Der spielerische Ansatz ist entscheidend, und die Gedanken an das übergeordnete Ziel dürfen in den 90 Minuten plus x dann keine Hauptrolle spielen. Die Konzentration muss auf dem Plan liegen, wie man gegen diesen Gegner agieren möchte und wie man die eigenen Aktionen sinnvoll vorbringt. „Neben der Anspannung werden in meiner Mannschaft auch Freude, Gier und Leidenschaft zu erkennen sein“, sagte Daniel Thioune. „Das wird man an der Castroper Straße auch brauchen.“ Dann wisse man erst am Montag, wohin die Reise dann gehen werde.
„Ich sehe keinen Druck, nur eine gesunde Anspannung. Natürlich will ich um 15.30 Uhr Fußball spielen. Aber deswegen verfalle ich nicht in Aktionismus oder mache Sachen, die sinnlos sind.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna
Personell hat Daniel Thioune keine große Sorgen. Er hat 21 Feldspieler zur Auswahl, will sich aber taktisch am VfL Bochum orientieren. Das Ergebnis steht diesmal vollkommen im Vordergrund, weil Thioune ein Endspiel vor heimischer Kulisse haben möchte. Aber er sagt deutlich, dass nicht die beste Mannschaft spielen wird, die er aufzubieten wird. Vielmehr geht es ihm darum, dass die Spieler auflaufen, die am besten zum Gegner und zur Situation passen. Es wird natürlich Umstellungen gegenüber dem Spiel gegen Magdeburg geben. Florian Kastenmeier, Matthias Zimmermann, Tim Oberdorf und Yannik Engelhardt werden ins Team zurückkehren, vielleicht wird auch Vincent Vermeij von Anfang an spielen. „Ich werde mir das an Personal rauspicken, was das Spiel braucht, auch in späteren Phasen der Begegnung“, sagte Thioune. „Wir wollen aufsteigen, und dem ordnet die Mannschaft alles unter.“
Bochums Trainer Heiko Butscher: „Wir wissen, wie wir Fortuna wehtun können“
Daniel Thioune redete seine Mannschaft aber auch noch richtig stark: „Diese Mannschaft hat 63 Punkte geholt, unglaublich viele Tore erzielt – sie hat es einfach verdient, diese Liga nach oben zu verlassen“, sagte er und erneuerte seine allgemeine Kritik an dem System mit Relegation. „Meine Mannschaft hat einen tollen dritten Platz in der 2. Liga belegt. Eigentlich ist es unfair, wenn nach Montag eine von den beiden Mannschaften in der 2. Bundesliga spielen muss.“ Es mache die Relegation aus, dass Momente und die Tagesform entscheiden, im schlimmsten Fall auch Schiedsrichter-Entscheidungen. „Ich konzentriere mich auf meine Mannschaft, bin cool mit der Situation“, sagte Thioune. „Ich werde mich auf jeden Fall am Dienstag mit großem Respekt von meiner Mannschaft verabschieden. Wenn ich bedenke, wo wir uns vor zweieinhalb Jahren befunden haben. Dann ist das unfassbar gut, was sie in dieser Zeit erreicht hat.“ Das hörte sich fast nach einem endgültigen Abschied an, war aber wohl nur auf den Urlaub und die Zeit bis zum Trainingsstart gemünzt.
Thiounes Kontrahent auf dem Trainerposten, Heiko Butscher, äußerte nicht gerade großen Respekt vor dem Gegner. Der Trainer des VfL Bochum mag nicht, wenn von Verlieren gesprochen wird. „Wir haben etwas zu gewinnen, weil wir in der Bundesliga bleiben können“, sagte Butscher, der glaubt, dass seine Mannschaft genug Qualität habe. „Der Gegner ist zwar im Flow, aber die Muster sind zu erkennen, wie Fortuna ihre Tore erzielt. Fortuna ist sehr spielstark, aber wir haben das alles rausgearbeitet und wir wissen, wie die Mannschaft spielt.“ Man habe die Schwächen gefunden, und angeblich weiß Butscher, wie man der Fortuna wehtun könne. Bochum muss nicht nur Manuel Riemann verzichten, auch Erhan Masovic und Philipp Förster stehen nicht zur Verfügung. Felix Passlack kehrt zurück und wird wohl gegen Christos Tzolis hinten rechts verteidigen.
Vermutliche Aufstellung der Fortuna in Bochum:
Kastenmeier – Zimmermann, Hoffmann, Oberdorf, Iyoha – Sobottka, Engelhardt – Appelkamp, Tanaka, Tzolis – Vermeij
Kader: Niemczycki – Niemiec, Klaus, Daferner, Mustapha, de Wijs, Johannesson, Gavory, Quarshie
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