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Mitglieder und Fans fühlen sich übergangen

Fortuna steht vor brisanter Mitgliederversammlung

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Die Tagesordnung der bereits zweimal verschobenen Mitgliederversammlung von Fortuna Düsseldorf erstreckt sich schon über mehr als eine Seite. Und es gibt auch viele Themen, über die sich die Mitglieder an diesem Donnerstag (ab 18 Uhr) gerne mit dem Vorstand und den Aufsichtsratsmitgliedern unterhalten wollen.

Eine Diskussion ist allerdings nicht so einfach, da dies bei einer solchen Versammlung nur über Anfragen innerhalb der Tagesordnung oder in der Aussprache beim Punkt Verschiedenes möglich sein wird. Das Problem ist, dass der Punkt „Verschiedenes“ erst am Schluss der Versammlung auf dem Programm steht und dann das Interesse bei vielen Besuchern der JHV nur noch darauf gerichtet ist, endlich nach Hause zu kommen, da am nächsten Tag Fortuna auch im fernen Heidenheim antritt…

Für Brisanz sorgen gleich mehrere Themen. Der aktuellste Streitpunkt ist das Problem der Fahne „Fortuna Fans“, die vor der Südtribüne hängt. Während der Corona-Pandemie hat die Vereinsführung von Fortuna offenbar beschlossen, diesen gut sichtbaren Platz für eine Fahne an einen Sponsor abzutreten. Offenbar waren die Anhänger über dieses Vorgehen nicht oder nicht umfassend genug informiert worden.

Infoveranstaltung zum Thema „Neues Funktionsgebäude“

Immer wieder also führen Kommunikationsprobleme zu Differenzen zwischen Fans und Mitgliedern auf der einen und der Vereinsführung auf der anderen Seite. Das gilt in größerem Maße auch für die Errichtung des Funktionsgebäudes, das mit einer großen Investitionssumme (zwischen 25 und 30 Millionen Euro) verbunden ist und nach und nach von Fortuna abgezahlt werden soll. Hierzu hat beispielsweise die „Arbeitsgruppe Transparenz“ gleich mehrere Anfragen an die Vereinsführung geschickt und auch in einem Treffen mit Vorstandsboss Alexander Jobst auf die ungenügende Aufklärung über dieses Millionen-Projekt hingewiesen.

Eine außerordentliche Mitgliederversammlung vom Verein einberufen zu lassen, war ein Ziel. Inzwischen wurde nach mehrmaligem Hin- und Her der Antrag insoweit abgeändert, dass eine Infoveranstaltung in Präsenzform durchgeführt werden soll, zu der alle Mitglieder (nicht per Post) eingeladen werden. Dabei soll auch über die finanziellen Folgen und möglichen Risiken informiert werden.

Da sich die Vereinsführung nicht in ihren Entscheidungsbefugnissen beschnitten sehen will und sich dagegen gewehrt habe, bei dieser Veranstaltung ein Meinungsbild einzuholen, wird auf Verlangen des Vorstands auf eine Abstimmung durch die Anwesenden im Anschluss an die Info-Veranstaltung verzichtet. Ansonsten wäre dieser Antrag für eine Infoveranstaltung nicht zugelassen worden, was schon nicht unbedingt wie ein vertrauenserweckendes Miteinander von Vereinsführung und Mitgliedern wirkt. Zudem wurde auch der Zeitpunkt offengehalten und vom Vorstand auf das Ende der Verhandlungen mit der Stadt, dem Investor und den Planern verwiesen.

Ist das Positionspapier zur WM 2022 in Katar eine Farce?

Ein anderes großes Problem scheint die Differenz zwischen den Mitgliedern und den wohl meisten Fans gegenüber dem Verein zu sein, was die WM 2022 in Katar angeht. Bereits im Juli vergangenen Jahres hat der Verein ein Positionspapier zur WM veröffentlicht, in dem es um einen Schulterschluss geht, der zwischen Verein und Fans gemeinsam erarbeitet worden sein soll. Darin spricht sich Fortuna Düsseldorf gegen einen Boykott der WM 2022 der deutschen Nationalmannschaft in Katar aus. Angeblich soll es sich um einen „Runden Tisch“ mit den Fans gehandelt haben, der zu dieser Lösung zum Wohlgefallen des Deutschen Fußball-Bundes gekommen ist.

Die Besetzung dieses Runden Tisches, was die Fanseite angeht, sei fast völlig im Dunklen geblieben. So war nicht klar geworden, welche Fans überhaupt dem Vorstand gegenübersaßen und an dem Positionspapier mitgewirkt hätten. Warum ausgerechnet die organisierte Fanszene von Fortuna Düsseldorf einen Boykott der WM mehrheitlich abgelehnt haben sollte, ist ziemlich unverständlich, da die Politik des DFB von vielen Fortuna-Fans eher negativ gesehen wird.

Der Zusammenhalt von Mitgliedern, Fans und Vereinsführung ist gefragt. Foto: Kenny Beele

Der ursprüngliche Antrag der AG Transparenz zu diesem Thema wurde vom Vorstand nicht zugelassen, und so kam es dann zu einem Kompromissvorschlag des eingeschalteten Ehrenrats der Fortuna, den die Antragsteller der AG Transparenz insoweit auch akzeptiert haben, indem dessen Teil-Formulierung 1:1 übernommen wurde.

Aber auch diese Fassung passte dem Verein noch nicht. Daraufhin folgten umfangreicher Mailverkehr und eine Vielzahl von Telefonaten. So hieß es im nicht zugelassenen Antrag ursprünglich, dass die Mitgliederversammlung das Verfahren missbilligen soll und gleichzeitig die Vereinsführung dafür rügt, wie dieses Positionspapier zustande gekommen ist. Zudem müsse das bisherige Positionspapier ersetzt werden. Der Verein begründete den nicht geforderten Boykott damit, dass Veränderungen in der Gesellschaft eines Landes „nur von innen erfolgen können“.

Inzwischen hat der Antrag der AG Transparenz folgenden Wortlaut: „Die Mitgliederversammlung spricht sich klar und eindeutig für einen Boykott der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2022 in Katar aus. Der DFB darf als Repräsentant unseres Landes durch seine Teilnahme an der WM sowohl die Vergabe als auch die menschenrechtsverletzenden Um- und Zustände beim Bau der Stadien sowie im Land Katar insgesamt nicht nachträglich legitimieren und sich dafür hergeben, dass ein autoritäres Regime wie Katar im Licht der Weltöffentlichkeit davon profitiert und sein Image aufzubessern sucht. Ferner erwartet die Mitgliederversammlung, dass der DFB in den Gremien der Fifa energisch für eine nachhaltige Reform der Vergabepraxis zukünftiger Fußball-Weltmeisterschaften eintritt.“

Im Falle der Annahme dieses Antrags soll der beschlossene Text auf Basis des bisherigen Positionspapiers in ein neues Positionspapier fließen, das auf der Website des Vereins zu veröffentlichen ist und dessen übrige Absätze gegebenenfalls redaktionell angepasst und mit den Antragstellern abgestimmt werden können.

Sportwelt-Thema ist nach der Saison 23/24 erledigt

Noch zwei Infos zu wirtschaftlich für den Verein bedeutenden Themen. Von der ursprünglichen Kreditaufnahme für das Nachwuchsleistungszentrum von 4,66 Millionen Euro wurden bislang 998.600 Euro getilgt. Bei den Zahlungen an die Sportwelt konnte im Pandemie-Jahr 2021 die Zahlung ausgesetzt werden. 2023/24 wäre nach derzeitigem Stand nun die letzte Saison, in der eine Zahlung von Fortuna an die Sportwelt zu leisten wäre.

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