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Meisterfeiern in Dauerschleife

85 Jahre DEG – Teil 2

Foto: Horstmüller

von Tobias Kemberg

Die Sportstadt gratuliert der Düsseldorfer EG mit einer kleinen Serie zum Geburtstag. Im zweiten Teil geht es um die Meistertitel zwei bis acht, den Moment als Peter Hejma in der Kabine das Licht ausknipst und was die Macher hinter den Kulissen treiben, um die erfolgreichste Phase der Klubgeschichte zu gewährleisten.

Mit dem Titelgewinn von 1967 ist die „bayrische Dominanz“ in Eishockey-Deutschland keinesfalls beendet. Die folgenden Meister heißen EV Füssen und EV Landshut. Bei der Düsseldorfer EG gibt es derweil den nächsten Umbruch. 1971 wechseln unter anderem Walter Köberle und Walter Stadler zur DEG. Das sorgt für neuen Schwung. Ein Jahr später wird der Klub unter Trainer Xaver Unsinn zum zweiten Mal Deutscher Meister, beim dritten Triumph im Jahr 1975 steht Chuck Holdaway hinter der Bande.

1980 und 1981 erreichen die Rot-Gelben die Vizemeisterschaft, danach geht es sportlich bergab. Drei Mal wird die DEG nur Achter und hat in den Play-offs nichts zu bestellen. 1986 erreicht sie endlich wieder das Finale, hat gegen den Kölner EC aber kein Glück. In der Finalserie des Jahres 1989 sorgt die von Peter Johansson trainierte Mannschaft für einen Skandal. Aus Protest über die Leistung des Schiedsrichters Werner Würth verlässt das Team im dritten Spiel das Eis – die Partie wird mit 5:0 für den Sportbund Rosenheim gewertet, der die Serie mit schließlich 3:1-Siegen für sich entscheidet.

Dennoch feiern später 20.000 Menschen auf dem Rathausplatz den Vizemeister. „Das ist bis heute einmalig. Die Stadt stand Kopf“, erinnert sich der langjährige Organisations-Chef Hansi Sültenfuß anlässlich des 80. Klubgeburtstags im Jahr 2015. Ein Jahr später sind es sogar 30.000 Fans, denn 15 Jahre nach dem Titelgewinn unter Holdaway ist die „Leidenszeit“ der rot-gelben Anhänger vorüber.

5:0 nach 17 Minuten im fünften Finalspiel von 1990

Von 1990 bis 1993 ist die DEG das Maß aller Dinge im deutschen Eishockey. Nach Johanssons Entlassung führt Peter Hejma die mit Stars gespickte Truppe zum Erfolg, danach bricht die Zeit von „Alpenvulkan“ Hans Zach an. „Die Erfolge in den Neunzigern waren das Resultat von harter Arbeit und kamen nicht, weil wir ganz plötzlich die beste Mannschaft hatten. Vier Titel hintereinander zu holen, das ist schwer“, sagt Stürmer-Legende Peter-John Lee.

Trotzdem lässt sich nicht wegdiskutieren, dass die besten Spieler in Düsseldorf unter Vertrag standen. Abgesehen von den Nationalspielern Helmut de Raaf, Gerd Truntschka, Dieter Hegen oder Uli Hiemer sind es vor allem jener Peter-John Lee und der große Chris Valentine, die die erfolgreichste Phase der Vereinsgeschichte maßgeblich prägen. Lee kommt 1983 von den Pittsburgh Penguins aus der NHL nach Deutschland, Valentine ein Jahr später von den Washington Capitals. Gemeinsam sammeln sie in 22 Saisons unfassbare 1700 Scorerpunkte.

Foto: Horstmüller

In der Neuauflage der Finalserie von 1989 gegen Rosenheim knipst Trainer Peter Hejma vor dem alles entscheidenden fünften Spiel am 25. März 1990 das Licht in der Kabine aus, um seine Spieler einzustimmen. Nach 17 Minuten ist auf der Anzeigetafel ein 5:0 zu lesen, am Ende heißt es 8:2. Ein regelrechter Orkan fegt über das Eis – die Rosenheimer haben den entfesselten Düsseldorfern an diesem Nachmittag nichts entgegenzusetzen.

Der (zu) hohe Preis des Erfolgs

Unter dem Vorsitz von Josef Klüh und Schatzmeister Rainer Gossmann entwickelt sich die DEG zu „einer Art FC Bayern auf Kufen“, wie der „Spiegel“ beschreibt. Alles, was Talent hat, wird an die Brehmstraße gelockt – mit allen Tricks und hin und wieder Mitteln, die über die Grenzen des Erlaubten gehen. So erhält beispielsweise Gerd Truntschka, der 1989 gemeinsam mit Dieter Hegen aus Köln nach Düsseldorf kommt, als Repräsentant der Klüh-Gruppe ein zweites Gehalt.

Trotz dauerhaft ausverkaufter Brehmstraße häuft die DEG aber immer mehr Schulden an. Präsident Klüh stopft pekuniäre Lücken aus der eigenen Geldbörse und wird bei der Finanzierung der Stars auf denkbar schlechte Art und Weise erfinderisch: Falsch abgerechnete Ticketverkäufe, schwarze Kassen, nicht versteuerte Sonderzahlungen. Doch zu diesem Zeitpunkt ahnt noch niemand, dass all das letztlich in Richtung Insolvenz führen wird, alles wird vom Erfolg überstrahlt.

Lee, Doucet und Lebeau – die Meisterschützen

Nach dem Meistertitel 1990 geben im Herbst desselben Jahres die NHL-Franchises der Edmonton Oilers um Superstar Mark Messier sowie die St. Louis Blues um Weltklassestürmer Brett Hull ihre Visitenkarte beim Epson Cup ab. Die DEG zieht sich mit 1:3 (gegen die Blues) und 0:2 (gegen die Oilers) achtbar aus der Affäre.

Im Frühjahr 1991 entscheidet erneut ein fünftes Finalspiel über die Vergabe des Meisterpokals. In Köln setzt sich die DEG mit 4:0 durch – unvergessen bleiben der späte Doppelpack von Lee inklusive Jubeltanz und Trainer Zach, der bereits Sekunden vor der Schlusssirene auf das Eis rennt. „Wir haben uns unsterblich gemacht“, sagt Zach nach dem 3:0 in der Finalserie des Jahres 1992 gegen Rosenheim. In drei Play-off-Runden gegen Schwenningen, Mannheim und den Sportbund bleiben die Düsseldorfer ohne eine einzelne Niederlage.

Der vierte Meistertitel in Folge gilt als besonders intensiv. 1993 hat das Team seinen Zenit erreicht, einige Spieler haben ihn bereits überschritten. In der Verlängerung des fünften Finalspiels gegen Köln trifft Benoit Doucet zum entscheidenden 2:1 und schießt sich damit in die rot-gelben Geschichtsbücher. 1994 ist Hedos München in den Endspielen zu stark, 1995 scheitert die DEG im Viertelfinale.

Unter Trainer Hardy Nilsson erlebt der Verein 1996 noch einmal einen Meisterjubel. In der Finalserie sind abermals die Kölner Haie der Kontrahent. Mit seinem Tor zum 4:1 in Unterzahl schießt Stürmer Pat Lebeau die DEG im vierten Spiel zum achten Titel. Für Chris Valentine ist es das letzte Spiel. „Bei so einem Abschluss kann ich nicht traurig sein“, sagt die Klublegende im Fersehinterview, während er von Fans umringt ist. Es ist die letzte Meisterparty für Valentine – und bis heute die letzte für die DEG.

Im letzten Teil unserer dreiteiligen Serie geht es um den Wiederaufbau in der zweiten Liga, den Umzug in den ISS DOME, die Jahre am Tabellenende sowie die „Renaissance“ unter Trainer Christof Kreutzer.

Hier geht es zu Teil 1.

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