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Kampfkraft allein genügt nicht

Fortuna läuft dem HSV und dem eigenen Anspruch hinterher

Foto: Imago

von Norbert Krings

KOMMENTAR Fortuna Düsseldorf hat vom Hamburger SV massiv die Grenzen aufgezeigt bekommen und durfte sich glücklich schätzen, nicht deutlicher gegen den Aufstiegsfavoriten verloren zu haben. Das Team von Daniel Thioune hat kämpferisch großartig dagegengehalten. Spielerisch war der Auftritt hingegen eher eine Enttäuschung und zeigte sehr genau auf, wo die Schwächen bei der Fortuna liegen.

Die Diskussion, ob die Fortuna eine Spitzenmannschaft ist oder nicht, muss endlich aufhören. Die Aussage, im oberen Drittel mitzuspielen zu wollen, sollte jetzt erst einmal ausreichen, um in dieser Saison einen weiteren Schritt nach vorne zu machen. Der Abstand zu einer Mannschaft wie Hamburg ist noch deutlich zu groß. Das haben der Spielverlauf und die 0:2-Niederlage am Samstag gezeigt. Die Niederlage hätte noch deutlicher ausfallen können.

Es gibt diverse Gründe, warum dieser Unterschied noch zu groß ist. Fortuna fehlen die Spieler, die Begegnungen durch ihre individuelle Klasse allein entscheiden können. So weit ist trotz der bisher erzielten Tore auch ein Dawid Kownacki nicht. Auch weiterhin sollte man von ihm bei seiner Geschichte nicht zu viel verlangen. Er ist ein guter Stürmer, aber beileibe kein Superstar. Er kann ein Unterschiedsspieler in Begegnungen gegen Rostock, Magdeburg oder Regensburg sein, aber um noch weiter herauszustechen, fehlt ihm (noch) das Besondere.

Heimstärke erhalten und auswärts zulegen

Fortuna muss als Mannschaft auftreten, als Einheit, die mit ihrer Energie ein Spiel offenhalten und entscheiden kann. Das gelingt bisher zuhause noch besser als in Auswärtsspielen. Auch das wird ein weiterer Schritt sein, den das Team in Zukunft machen muss, um stabiler zu werden und nicht nach einem guten Heimspiel in der Fremde wieder einen Dämpfer zu erhalten.

Stabilität kommt von einer guten Defensive. Wenn aber Spieler in der Abwehr ausfallen, die den Ton angeben, die erfahren sind, um auf Krisen zu reagieren und einfach für die nötige Rückendeckung sorgen, die andere, nicht so erfahrene Spieler brauchen, dann wird es schwierig. Statt Andre Hoffmann, Jordy de Wijs und dann auch Matthias Zimmermann standen in Christoph Klarer, Tim Oberdorf und Michal Karbownik drei Spieler in der Viererkette, die nicht unbedingt gesetzt sind bei der Fortuna. Ihnen fehlte die Erfahrung, in solch wichtigen Spielen ihren Mann zu stehen, obwohl sie ihre Sache nicht schlecht gemacht haben.

Aber auch der Trainer hat offensichtlich sein Team und vor allem die Defensive überschätzt. Dass der HSV mit dieser Wucht und diesem Angriffsschwung auftreten würde, war eigentlich kein Geheimnis. Doch Fortuna stand in der ersten Hälfte mit dem Rücken zur Wand, weil es viel zu viele Lücken gab, weil sein Team einerseits nicht richtig in die Zweikämpfe kam, aber auch zu hoch stand und die Hamburger gegen einen zu offenen Defensivverbund meist zu leichtes Spiel hatten.

Daniel Thioune kann auch nicht zaubern und versuchte es in Hamburg mit einer zu riskanten Taktik. Foto: Wolff

Es darf nicht sein, dass eine Mannschaft auf den Platz kommt und wirkt, als wäre sie von den Aktionen und der Spielweise des Gegners völlig überrascht. Trotz des Kampfgeistes vermisste man bei den Fortunen eine Taktik, die dem Gegner Einhalt geboten hätte. Die Hamburger fanden die besagten Lücken viel zu einfach. Und wenn dann noch Spieler auflaufen (müssen), die entweder nicht fit sind oder mit dem Ball nichts anfangen können, wie zuletzt immer wieder Kristoffer Peterson, wird es schwierig richtig dagegenzuhalten.

Länderspielpause sollte zum Wunden lecken genutzt werden

Das soll nicht falsch verstanden werden: Es gibt keinen einzelnen Spieler oder mehrere Fortunen, die für die Niederlage gesorgt haben. Die Mannschaft war insgesamt nicht gut genug, die Taktik passte diesmal nicht und der Gegner war eindeutig stärker. Das muss man anerkennen und die richtigen Lehren daraus ziehen. Zudem hat der Trainer recht, wenn er sagt, dass die Länderspielpause jetzt genau richtig kommt, um die Wunden zu lecken und die Hoffnung zu haben, dass möglichst schnell wieder der gesamte Kader zur Verfügung steht.

Der Ausfall jedes einzelnen Leistungsträgers tut der Fortuna sehr weh. Die Breite im Kader ist vielleicht ausreichend, in der Tiefe fehlt es weiterhin an Spielern, die ihr Team auch in einer Krisensituation richtig führen können. Um solche Spieler verpflichten zu können, fehlt der Fortuna aber schlichtweg das Geld.

Auch die optimistischsten Fans müssen ihre Hoffnungen begraben, dass die Fortuna erfolgreich durch die Liga fegt. Dazu fehlt es der Mannschaft an Klasse, und die Liga ist einfach zu stark und zu ausgeglichen besetzt. Es sind Klischees, aber jetzt helfen Geduld und harte Trainingsarbeit. Daniel Thioune muss nun die Spieler weiter entwickeln, das Kollektiv stärken und hoffen, dass die Fortuna vor weiteren Verletzungen und Erkrankungen verschont bleibt.

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