von Tobias Kemberg
Das Champions-League-Halbfinale zwischen dem amtierenden Meister und dem vor wenigen Wochen frisch gekürten Pokalsieger ist ein Gipfeltreffen der Stars. Der TTC geht als Favorit in die beiden Duelle am Mittwoch und Sonntag. Großen Wirbel gab es im Vorfeld um zwei Profis der Neu-Ulmer.
In der Rolle des Außenseiters befindet sich Borussia Düsseldorf im Laufe einer Saison nicht allzu oft. Doch wenn die Mannschaft um Timo Boll, Dang Qiu und Anton Källberg am Mittwochabend zum Halbfinal-Hinspiel der Champions League beim TTC Neu-Ulm antritt, dann nimmt der sechsmalige Sieger dieses Wettbewerbs genau jene Rolle ein. „Natürlich sind wir, wie schon im Pokalfinale, Außenseiter. Außerdem wird in der Champions League ohne Doppel gespielt, in dem wir vielleicht einen kleinen Vorteil gehabt hätten“, sagt Manager Andreas Preuß.
Anfang Januar unterlag die Borussia dem Star-Ensemble im Endspiel des Final Four um den nationalen Pokal glatt mit 0:3. Und auch dieses Mal werden mit Dimitrij Ovtcharov, Tomokazu Harimoto und Truls Moregardh drei Spieler für die Neu-Ulmer an die Platte treten, die in der Weltrangliste allesamt innerhalb der Top Ten notiert sind. Trotzdem reist der Platzhirsch des deutschen Tischtennis deswegen nicht mit zitternden Knien an die Donau.
„Natürlich sind wir in diesem Spiel nicht der Favorit. Aber wir sind auch nicht chancenlos. Und solange wir eine Chance haben, glauben wir auch dran. Die Jungs trainieren sehr hart auf dieses Match hin. Timo, Dang und Anton sind gut drauf, Kay Stumper kämpft sich nach seiner Verletzung zurück. Es sind diese Spiele, die eine Mannschaft näher zusammenrücken lassen und auf die man sich das ganze Jahr freut“, erklärt Düsseldorfs Cheftrainer Danny Heister.
Sperre für Neu-Ulmer Star(s) gilt nicht in der Champions League
In den vergangenen Tagen bereiteten sich beide Mannschaften im Tischtenniszentrum in Düsseldorf auf das erste Champions-League-Duell vor. Der umsichtige Heister sorgte aber dafür, dass sich die Teams während der Einheiten möglichst nicht begegneten, damit niemand Rückschlüsse auf die Aufstellung des Anderen ziehen konnte. Noch kurioser als die Tatsache, dass die Kontrahenten sich unter demselben Dach auf die beiden Duelle vorbereiteten, ist aber das, was sich in den vergangenen Tagen rund um den Gegner der Borussia ereignete.
Truls Moregardh schlug Ende Januar für Eslöv AI BTK in der schwedischen Liga auf und Lin Yun-Ju spielte in der japanischen T.League – und das ist nach den Bestimmungen der Tischtennis-Bundesliga nicht erlaubt. Moregardh wurde daraufhin wegen eines „vorsätzlichen Verstoßes gegen die Lizenzbestimmungen“ mit einer Vertragsstrafe von 10.000 Euro sowie einer Zehn-Spiele-Sperre für die kommende Saison belegt, Lin Yun-Ju erwartet in den kommenden Tagen eine ähnliche Strafe.
Doch warum ist das eigentlich ein Verstoß? Beide Profis sind – obwohl der TTC Neu-Ulm in der Bundesliga fast ausschließlich mit drei jungen Russen agiert – für die Rückrunde der TTBL gemeldet, sonst hätte der Klub sie nicht im Final Four um den Pokal einsetzen können. Das nun zumindest bereits einmal verhängte Strafmaß ist so gestaltet worden, dass Lin und Moregardh, die der TTC auch 2023/24 wieder verpflichten würde, nicht mehr auf genügend Einsätze in Pflichtspielen kommen können, um 2024 wieder im Final Four auflaufen zu dürfen.
TTC-Klubchef kritisiert Doppelrolle von Andreas Preuß
Neu-Ulms Klubchef Florian Ebner räumt die begangenen Verstöße zwar ein, erklärt aber auch, dass die Liga einer Auflösung der Verträge mit beiden Spielern zur Rückrunde nicht zugestimmt habe. Der Medienunternehmer zweifelt die Rechtmäßigkeit der Strafen an und droht nun sogar offenbar mit einem Rückzug des TTC aus der Bundesliga. Um dem Ganzen auch noch eine zusätzliche Note zu verleihen, kritisierte Ebner die Doppelrolle von Borussia-Manager Andreas Preuß, der seines Zeichens auch Vorsitzender des TTBL-Aufsichtsrates ist.
Entsprechend gewürzt ist also das Champions-League-Halbfinale zwischen der Borussia und Neu-Ulm auch abseits des Spieltisches. Moregardhs Einsatz am Mittwochabend sowie beim Rückspiel am Karnevalssonntag im ARAG CenterCourt ist von diesen Entwicklungen allerdings unberührt. Im Pokalfinale hatte der Schwede in einem packenden Fünfsatz-Match Timo Boll bezwungen und als einziger Neu-Ulmer überhaupt Sätze abgegeben. Am Mittwochabend möchte die Borussia das ganz anders gestalten – aus der Rolle des Außenseiters heraus.
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