von Tobias Kemberg
Nach mehr als zwei Jahrzehnten Profi-Eishockey hat der 40-Jährige mit dem Play-off-Aus der Düsseldorfer EG im März einen Schlussstrich unter seine aktive Karriere gezogen. Im Gespräch mit D.SPORTS erklärt der langjährige Capitano wann und warum er die Entscheidung getroffen hat und wie es zum Engagement als Co-Trainer für die neue Saison kam.
Herr Barta, wie waren die ersten Wochen nach dem Karriereende?
Alexander Barta: Für mich fühlt sich bislang alles nach einer normalen Sommerpause an. Man verabschiedet sich von den Jungs, die den Verein verlassen, geht mit dem Einen oder Anderen ein Bier trinken und genießt die Zeit, in der etwas weniger los ist und man morgens mal etwas länger schläft. Neulich beim Sommertraining habe ich im Gespräch mit Philip Gogulla gesagt, dass es verrückt ist, dass ich nie wieder ein Tor schießen werde. Aber ich bin auch froh, dass ich derzeit kein Sommertraining durchziehen muss und ich hatte genügend Zeit mich auf mein Karriereende vorzubereiten. Je älter man ist, desto einfacher ist es sich einzugestehen, dass die Zeit gekommen ist, um aufzuhören.
Wird denn vielleicht noch mal ein schwieriger oder vielleicht besonders emotionaler Moment in den kommenden Monaten kommen?
Barta: Das glaube ich nicht. Vielleicht werde ich im ersten, zweiten oder fünften Saisonspiel der DEG als Co-Trainer hinter der Bande stehen und mir denken: „Das hättest du jetzt auch noch gekonnt.“ Aber ich werde an meiner Entscheidung nachträglich nicht mehr zu knabbern haben. Das hängt auch alleine schon damit zusammen, dass ich mir nach meinem letzten Spiel nicht den großen Abstand zum Eishockey verordnet habe. Es tut mir nicht gut, keine Aufgabe zu haben. Deswegen bereite ich mich schon akribisch auf das vor, was künftig meine Aufgabe bei der DEG sein wird.
Wann stand die Entscheidung fest, dass die Saison 2022/23 Ihre letzte sein wird?
Barta: Als die Saison zwei oder drei Monate im Gang war, habe ich mich mit dem Gedanken ausgiebiger befasst. Mir ist dann bewusstgeworden, dass ich nicht mehr die nötige mentale Kraft aufbringen kann, um mich im Sommer noch mal auf eine neue Saison mit mindestens 52 oder 56 Spielen vorzubereiten. Körperlich hätte ich es mir noch mal zugetraut, auch wenn ich nicht mehr der Schnellste auf dem Eis war. Aber meine Entscheidung war zum Beispiel auch nicht daran geknüpft, ob ich in der Hauptrunde fünf, zwölf oder 20 Tore erziele. Meine letzte Saison lief für mich persönlich nicht gut, aber ich habe immer 100 Prozent gegeben, wollte Vorbild sein und die Mannschaft führen. Und während der Saison ist mir klargeworden, dass ich vom mentalen Aspekt her nicht noch einmal so vorleben kann und will.
War die Entscheidung für das Karriereende denn eine leichte oder schwere?
Barta: Ich konnte mich in den vergangenen zwei oder drei Saisons ja so langsam darauf einstellen, dass die Karriere auf die Zielgeraden geht. Deswegen würde ich nicht sagen, dass es mir schwergefallen ist – obwohl man sich immer der Tragweite bewusst sein muss. Nachdem die Entscheidung in mir gereift ist, habe ich das Thema für den Rest der Saison ausgeblendet. Die Play-offs habe ich noch mal in vollen Zügen genossen, aber das hätte ich auch gemacht, wenn ich jetzt weiterspielen würde.
Hätte es denn ein Szenario gegeben, dass jene Entscheidung noch mal infrage gestellt hätte?
Barta: Philip Gogulla hat in einem unserer vielen Gespräche zu mir gesagt: „Mensch, mach doch noch ein Jahr weiter.“ Aber für mich war immer klar: Im Sommer ist Schluss. Nur wenn der Verein auf mich zugekommen wäre und Niki Mondt (DEG-Sportdirektor, Anm. d. Red.) versucht hätte mich zu überreden, dann hätte ich vielleicht noch einmal drüber nachgedacht. Aber ich denke, dass Niki mich nicht in diese Position bringen wollte. Er hat meine Entscheidung akzeptiert. Für mich selbst aber waren die Play-offs noch einmal richtig wichtig. Ich wusste während der Hauptrunde, dass ich nicht mehr besser werden würde, egal, wie lange diese noch gedauert hätte. Mir war aber klar: In den Play-offs startest du noch mal neu. Warum das im Eishockey manchmal so ist, kann man nicht erklären. Aber dieser Schlussstrich nach der persönlich nicht guten Hauptrunde war mir wichtig.
Welche drei Momente aus mehr als 20 Jahren Profi-Eishockey sind dem Ex-Spieler Alex Barta in besonderer Erinnerung geblieben?
Barta: Der Mensch vergisst, gerade wenn bestimmte Dinge einige Zeit zurückliegen. Daher würde ich die Frage gerne nur auf meine DEG-Zeit bezogen beantworten. Spiel sechs in der Play-off-Viertelfinalserie gegen Augsburg im Jahr 2019, als wir aus einem 1:3 ein 4:3 nach Verlängerung gemacht haben und Jaedon Descheneau das entscheidende Ding macht – das ist auf jeden Fall einer dieser Momente. Außerdem würde ich noch die Play-off-Serie gegen Nürnberg aus der Saison 2021/22 nennen. Da ging es zwar nicht um Titel oder Abstieg, aber von der Emotionalität her war das schon speziell. Und dann noch das letzte Spiel in Ingolstadt. Einfach weil es mit vielen Aufs und Abs im Spiel sowie vielen Emotionen im Anschluss verbunden war.
Wie sehen Sie die DEG personell für die neue Saison aufgestellt – auf und neben dem Eis?
Barta: Thomas Dolak ist auf jeden Fall bereit, um diesen Schritt zu machen und nun als Hauptverantwortlicher hinter der Bande zu stehen. Mit Daniel Kreutzer und mir werden wir zwei topmotivierte und leidenschaftliche Co-Trainer haben. Wir alle bei der DEG sind von unserem Weg überzeugt und freuen uns, diesen gemeinsam weiter zu gehen. Wenn die Transfers für die Spieler mit Ausländerlizenz alle sitzen, dann haben wir wieder sehr gute Qualität drin. Es müssen sich aber eben auch alle klar darüber sein, dass wir deutsche Spieler wie Daniel Fischbuch und Tobi Eder bei der DEG nicht eins zu eins mit anderen Nationalspielern ersetzen können.
Warum arbeiten Sie künftig als Co-Trainer und nicht zum Beispiel Assistent von Sportdirektor Niki Mondt?
Barta: Grundsätzlich haben die ersten Gespräche über die Rolle nach meiner aktiven Karriere schon vor eineinhalb oder zwei Jahren stattgefunden. Letztendlich sind zwei mögliche Positionen oder Bereiche übriggeblieben: einerseits näher an und mit Niki Mondt zu arbeiten und andererseits das Trainerteam. Das soll aber nicht bedeuten, dass nach dem letzten Spiel in Ingolstadt schon alles klar gewesen ist. Wir haben unsere Vorstellungen und Ideen ausgetauscht und sind dann zu dieser Entscheidung gekommen. Ich habe große Lust auf meine neue Aufgabe und bin sehr motiviert.
Wie schnell wird die Transformation vom Spieler Barta zum Co-Trainer Barta gelingen?
Barta: Ich bin mir sicher, dass ich mich in einigen Situationen dabei ertappen werde, noch wie ein Spieler zu denken und zu agieren. Aber das ist auch gewollt und gewünscht, denke ich. Ich meine ein gutes Gefühl dafür zu haben was die Spieler denken. Mit vielen Jungs zu arbeiten, mit denen ich in der vergangenen Saison noch auf dem Eis stand, kann für mich dabei von Vorteil sein. Unter dem Strich werde ich nicht so viel anders sein. Als Kapitän habe ich auch schon immer viel eingefordert (lacht).
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