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Gipfelstürmerinnen des DHC wollen oben bleiben

Deutscher Meister will in neue Dimensionen vordringen

Foto: @arnaumb16

von Norbert Krings

Wer beim Düsseldorfer Hockey Club von der Wiederholung eines Zufall-Erfolges spricht, der verkennt die Fakten. Mit dem Gewinn der zweiten Deutschen Meisterschaft im Feldhockey der Damen nacheinander hat der Verein gezeigt, dass sich harte, akribische und zielgerichtete Arbeit von der Talentsichtung bis zum Finalerfolg auszahlt.

Dabei stehen dem DHC sicherlich nicht wie anderen Bundesliga-Hockey-Klubs die Mittel zur Verfügung, um Starspielerinnen gleich reihenweise auf die schmucke Clubanlage an den Seestern zu locken. Auch den unermüdlichen Anstrengungen von Nico Sussenburger ist es zu verdanken, dass sich im Klub ein Wir-Gefühl entwickelt hat und damit eine Unterstützung für das Damen-Hockey-Projekt möglich ist, die weit über ehrenamtliche Tätigkeiten und kleinere Finanzspritzen hinausgeht.

Neustes Beispiel für die hervorragende Arbeit hinter den Kulissen ist die Verpflichtung von Augustina Albertario. Die Argentinierin hatte auch Angebote von anderen, vielleicht wirtschaftlich potenteren Bundesligisten. Aber offensichtlich hat sich der gute Ruf des Düsseldorfer HC weit über die Stadtgrenzen hinaus herumgesprochen. Ihr Wunsch: „Feel like home“ (sich wie zuhause fühlen) spricht eigentlich schon Bände und zeigt, was sich die Weltklassespielerin in Düsseldorf erwartet. Zudem möchte sie „Siege feiern“, eine Absicht, die weder den Träumen ihrer Mannschaftskameradinnen noch den Zielen ihres Trainers widerspricht.

Augustina Albertario ist eine sehr zielgerichtete und körperlich starke Spielerin. Foto: Imago

Die 29 Jahre alte Stürmerin ist schnell, durch ihre Athletik sehr robust und sehnt sich nach internationalen Titeln, die ihr als Silbermedaillengewinnerin in Tokio bei den Olympischen Spielen und bei der kürzlich stattgefundenen WM jeweils hinter dem Team aus den Niederlanden verwehrt geblieben ist. Albertario hat 203 Länderspiele in ihrer sportlichen Vita stehen, ist ein unumstrittener Star in ihrer Heimat – nicht zuletzt wegen beeindruckenden 457.000 Follower auf ihrem Instagram-Account. Der neue DHC-Star wird in Frankfurt wohnen und ist mit einer vom DHC zur Verfügung gestellten Bahncard zweimal in der Woche beim Training und wird sicherlich auch eine Unterbringung finden, falls dann mal Spiele unter der Woche oder wichtige Klub-Ereignisse stattfinden, bei denen sie dabei sein sollte. Die Spielerin ist also dauerhaft in Deutschland, nachdem sie im Vorjahr für einen Klub in Belgien gespielt hat. Nur zu den Spielen der argentinischen Nationalmannschaft reist sie dann nach Südamerika. Kraft- und Athletik -Training traut das Trainerteam der Argentinierin in selbstständiger Arbeit zu Hause zu.

Es ist nicht einfach für einen Klub der Größenordnung des Düsseldorfer HC, wie selbstverständlich in der Spitze des Deutschen Hockeys mitzuspielen. So sind auch die Mitglieder des Vereins bereit, etwas für den Erfolg und natürlich auch das gute Klima beim DHC zu tun. „Wir hatten das Super-Glück, über Vereinsmitglieder, Sponsoren und D.Sports das alles stemmen zu können“, erklärt Nico Sussenburger, sagt aber auch, dass sich das Ganze noch im Rahmen hält und man sich nicht zu weit für diese Verpflichtung aus dem Fenster gelehnt habe. „Es ist nicht so, dass wir irgendwo zu viel Geld rumliegen haben.“

Das Ziel bleibt für den DHC, das Projekt mit den Hockey-Damen immer weiter voranzutreiben. „Stillstand wäre Rückschritt“, sagt Sussenburger, der sich gemeinsam mit seinem Trainerkollegen, der Klubführung, seiner Tennisgruppe, die „Glorreichen“ und weiteren Mitgliedern sehr engagiert hat – auch mit ihren guten Kontakten. „Wir wollen das weiter voranbringen, tabellarisch können wir nicht noch erfolgreicher sein, aber trotzdem besteht der Bedarf nach Verbesserungen.“ Sussenburger lobt die großen Fortschritte bei den Bemühungen im DHC, den Spielerinnen Hilfestellung zu leisten, was die Ausbildung, das Studium, Praktika und die Zeit danach betrifft.

„Die Konkurrenz schläft nicht, da müssen wir uns auch weiter bemühen.“ Ohne externe und zusätzliche Förderung sei ein Bundesliga-Klub nicht mehr konkurrenzfähig, um auf den oberen Plätzen und um die Deutsche Meisterschaft mitzuspielen. „Man kann von den Spielerinnen nicht mehr verlangen, dass sie den großen Aufwand betreiben für Jux und Tollerei“, sagt der DHC-Trainer. „Ansatzweise reich wird keine Hockeyspielerin in Deutschland. Ein Mindestmaß, gute Bedingungen zu schaffen, ist also unbedingt nötig.“

Freut sich auf die nächste Saison: Nico Sussenburger. Foto: Beele

Mit der Verstärkung einer 29 Jahre alten, überaus erfolgreichen Spielerin holt der DHC Erfahrung in die immer noch sehr junge eigene Mannschaft, und der Trainer freut sich darauf, dass im Angriff Elisa Gräve, Sara Strauß und Sophia Schwabe von Albertarios Power und Routine profitieren werden. „Sie hat im Hockey schon alles gesehen“, sagt Sussenburger, der ohnehin denkt, dass Hockeyspielerinnen erst ab einem Alter von 25 Jahren ihre besten Leistungen bringen. „Wir wollen unsere Spielerinnen, die auf ihr Zenit zusteuern, so lange wie möglich im System halten.“ Er wählt dazu das Beispiel von Luisa Steindor, die neben Bundesliga und Nationalmannschaft noch ihr Medizinstudium geschafft hat und später noch erste Liga gespielt hat, als sie bereits an der eigenen Praxis beteiligt war.“

Der Trainer will damit sagen, dass die Spielerinnen die Unterstützung brauchen, weil sie neben Spielen, Training und Ausbildung nicht mehr in der Lage sind, zusätzlich noch einen Job anzunehmen. Sie brauchen dann Rückendeckung, um sich auf ihren Sport konzentrieren und die besten Leistungen bringen zu können. „Unsere neue Argentinierin ist beispielsweise so fit, dass sie noch lange auf diesem Niveau spielen kann.“ Und dem Verein geht es gar nicht so sehr um eine neue Führungsfigur, davon habe man in der Mannschaft genug. Aber es würde sich jetzt alles sehr gut ergänzen und den Weg fortführen, den der Düsseldorfer Hockey Club bisher so erfolgreich beschritten hat. Daran, dass der Verein junge Spielerinnen ausbilden und sie im besten Fall zu Nationalspielerinnen machen möchte, ändert sich nicht.

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