D.SPORTS

Home of Sports

Gibt es SM im Eishockey?

Ich gebe zu, es ist eine provokante, reißerische Überschrift, aber nie war sie so zwingend zu stellen wie hier und heute.

Alec McCrea ist der Protagonist, um den es mir geht und was dieser Kollege der Düsseldorfer EG in dieser Saison – und besonders auch beim Derby in Köln – abgefischt hat, das ist aller Ehren wert. Klar, er ist Verteidiger und diese Position bringt es mit sich, jedwede Körperteile in das Bombardement der gegnerischen Mannschaft reinzuhalten und tunlichst darauf zu achten, Goalie Haukeland so wenig wie möglich zu spektakulären Aktionen zu zwingen.

Foto Birgit Häfner

Oftmals überkommt den interessierten Zuschauer das Gefühl, dass es Defender gibt, die auch noch Spaß darin finden, blaue Flecken, Blutergüsse oder Prellungen unter der Dusche nach einem Match zu zählen und – einem texanischen Revolverhelden ähnlich – Kerbe über Kerbe für jeden Treffer ins Holz zu schnitzen. Zwar nicht in einen Peacemaker-Colt, dafür aber in das hölzerne Spielgerät mit dem gebogenen Ende. Ich gehe jede Wette ein, dass Mr. McCrea kaum noch eine Stelle an seinem Schläger findet, die ungekerbt ist.

Hatte er vor dem Spiel bei den Haien noch eine hohe zweistellige Anzahl geblockter Schüsse in seiner Statistik stehen, sollte nach dem 3:2 Auswärtssieg der DEG, die Hundert in greifbare Nähe gerückt sein. Wer schon einmal in den zweifelhaften Genuss gekommen ist, die Hartgummischeibe durch irgendein Körperteil blocken zu müssen, der sendet seinem Schöpfer das eine oder andere Dankes-Gebet, dass es Protektoren gibt, die einen Einschlag eines Pucks mit über 150 km/h abmildern. Nun weiß ja jeder Fan, dass man als Eishockey-Spieler beweglich sein muss, trotz Körperschutz, was nichts anderes bedeutet, dass es Lücken in der Panzerung gibt. Murphys Law tritt – wie immer und überall – auch hier in Kraft und hartes Gummi auf ungeschützte Körperteile? Man will es sich nicht wirklich vorstellen.

Eine Information am Rande: Die meisten geblockten Schüsse in einer gesamten Karriere verzeichnet der Kanadier Kris Russel mit sage und schreibe 2044 Einschlägen. Dieser nur 1,78 Meter kleine Verteidiger, der zuletzt bei Edmonton aktiv war, hatte offensichtlich die Gabe, immer falsch oder immer richtig zu stehen und trotz seiner verhältnismäßig kleinen Statur den Puck förmlich anzuziehen. Zurück zu Alec McCrea.

Foto Birgit Häfner

Kollege Tobias Kemberg hat in seinem lesenswerten Bericht Ende September (https://www.d-sports.de/defensivstark-zum-erfolg/) völlig zu Recht auf die Ruhe und Abgeklärtheit des gebürtigen Kaliforniers verwiesen. Dass er auch so ein verrücktes Block-Monster ist, konnte man damals zwar erahnen, aber sein Hang zum fröhlichen Fressen des Spielgerätes zeigte sich besonders – besonders deutlich – erst in den letzten Spielen.

Zur Überschrift zurück: Ich hab ihn nicht gefragt und werde es mir auch verkneifen, das zu tun. Vielleicht ist er auch nur ein Top-Verteidiger, der sich nicht scheut, den wirklich harten Weg zu gehen. Egal, er ist klasse und ich werde ihn im Auge behalten.

Ach so: Derbysieger, Derbysieger hey, hey…

Euer Heiko Sauer

Teilen