von Norbert Krings
Fortuna Düsseldorf darf sich am dritten Spieltag der 2. Fußball-Bundesliga über einen äußerst glücklichen 2:1-Sieg in Ulm freuen. Beim Aufsteiger hat das Thioune-Team mit einem Doppelschlag zehn Minuten vor dem Ende ein eigentlich verloren geglaubtes Spiel mit schwacher Leistung noch gedreht, weil eigentlich nur Felix Klaus und Torhüter Florian Kastenmeier in dieser Partie eine gute Form gezeigt hatten.
Daniel Thioune setzte von Anfang an auf seine zurückgekehrte Sturmspitze Dawid Kownacki. Dafür saß Tim Rossmann zunächst auf der Bank, während die linke Außenbahn von Jona Niemiec von Beginn an besetzt wurde. In der Abwehr wechselte der Trainer wieder Andre Hoffmann ins Team und Jordy de Wijs auf die Bank. Ansonsten wurde nichts verändert, nur die Maßgabe angesprochen, bloß die ersten Minuten nicht erneut zu verschlafen. Thiounes Gegenüber Thomas Wörle schickt seine Ulmer mit nur einer Veränderung im Vergleich zum 0:4 im DFB-Pokal gegen die Bayern auf den Rasen. Maurice Krattenmacher musste zunächst auf der Bank Platz nehmen und wurde von Aaron Keller ersetzt. Dagegen war Schlussmann Christian Ortag rechtzeitig wieder fit geworden und konnte zwischen den Pfosten stehen.
Fortuna versuchte es nicht etwa mit bedingungsloser Offensive, sondern versuchte erst einmal sicher zu stehen, ließ aber in der vierten Minute schon die erste Schusschance der Gastgeber zu. Florian Kastenmeier griff sicher zu und bewahrte sein Team vor einem frühen Rückstand. Ein konsequentes Pressing in vorderster Linie war nicht immer zu sehen, Fortuna verstärkte den Zugriff situativ erst ab der Mittellinie und wirkte etwas verhalten, um dem Gegner keine Räume anzubieten. So hatten die Spatzen in der ersten Viertelstunde mehr Spielanteile, ohne aber ein weiteres Mal trotz einiger gefährlicher Hereingaben gefährlich zum Abschluss zu kommen. Doch besonders souverän und kontrolliert wirkte die Spielweise der Fortuna bis dahin noch nicht.
Dawid Kownacki lässt zweimal die Chance zur Führung liegen
Eine Offensiv-Aktion der Gäste hatten Fortunas Fans bis zur 20. Minute ebenfalls noch nicht gesehen. Viele Bälle gingen im Aufbau viel zu schnell verloren, von einem selbstbewussten Auftritt war nichts zu sehen, weil sich die Offensivkräfte gegen die Ulmer nicht durchsetzen konnten. Thioune war mit der Spielweise seiner Mannschaft bis dahin nur bedingt zufrieden, weil hinten noch die Null stand. Und dann war sie plötzlich doch da, die erste sehr gute Tormöglichkeit für die Fortuna, als Ao Tanaka (24. Minute) seinen Stürmer Dawid Kownacki herrlich freispielte. Doch der Pole scheiterte – mit der besten Chance des Spiels bis dahin – freistehend an Ulms Keeper Ortag. Das Duell der beiden Protagonisten dieser Szene wiederholte sich in der 28. Minute, als über Niemiec und Felix Klaus der Ball erneut zu Kownacki kam. Dessen schwierig zu nehmender Aufsetzer konnte von Ortag noch so eben über die Latte gelenkt werden.
Damit hatte Kownacki seine Gefährlichkeit mehr als nur angedeutet. Mit etwas mehr Spielpraxis in den Beinen hätte er zumindest eine dieser Abschlusssituationen sicherlich zu einem Treffer genutzt. Aber beide Szenen machten doch Hoffnung, dass die Gäste durchaus in der Lage seien, dieses Spiel doch für sich entscheiden können. Wieder einmal bestraften sich die Gäste aber dann selbst. Emmanuel Iyoha ging nach einem zur Kerze ausgearteten Rettungsversuch von Andre Hoffmann ungeschickt zum Ball, traf Philipp Strompf irgendwo in der Halsgegend. Fortunas Aushilfs-Außenverteidiger sah nicht nur Gelb, sondern sein Team kassierte auch einen Foulelfmeter. Zwar wäre Kastenmeier an den Ball vom ausführenden Felix Higl noch fast herangekommen. Doch in der 42. Minute lag die Fortuna mit 0:1 hinten – und das letztlich noch nicht einmal unverdient, weil man die Initiative viel zu sehr dem Gegner überlassen hatte. Eine bedenkliche Taktik, falls sie so gewollt war. Allerdings hatte die Umsetzung auch überhaupt nicht funktioniert.
In der Pause gab es bei diesem Rückstand erneut Bedarf, die Spielweise und die Herangehensweise an die Zweikämpfe zu verändern. Denn so stark und überzeugend haben die Ulmer nun wirklich nicht agiert. Fast allen Fortunen fehlt bisher die starke Form der Rückrunde der vergangenen Saison, wobei die Fortunen sogar noch die besten Torgelegenheiten des Spiels in Hälfte eins vergeben hatten. Immerhin war das eine kleine Hoffnung, dass es nach dem Wechsel besser klappen könnte.
Es dauerte allerdings, bis sich etwas tat, was als einigermaßen ansehnliche Offensivaktion zu bezeichnen war. Vielleicht würde ja eine Standardsituation helfen. Aber als erstes hätte mal geholfen, die Zweikämpfe gegen aggressive Ulmer anzunehmen, die aber deutlich weniger tun mussten, um die Fortunen zu kontrollieren als die Dresdener eine Woche zuvor. Zudem fanden die Gäste nicht die Räume, um mal etwas Gefährliches zu kreieren. Ein Abschluss von Tanaka aus der Distanz war das einzig Sehenswerte, was die Düsseldorfer bis zur. 60. Minute zustande brachten.
Ein Ausrufezeichen setzte Felix Klaus in der 70. Minute, als einer der besten Fortunen aus 20 Metern von halbrechts abzog, den Innenpfosten traf, der Ball aber vom anderen Pfosten wieder ins Feld zurücksprang. So einfach war es eigentlich, die biederen Ulmer, die aber leidenschaftlich kämpften, in Verlegenheit zu bringen.
Das letzte Mittel: Drei neue offensive Spieler bringen die Wende für die Fortuna
Mit drei Offensivwechseln versuchte Thioune das Blatt noch zu wenden. Und das gelang überraschenderweise wirklich komplett. Als wäre ein Ruck durch die Mannschaft gegangen. Die Flanke von Felix Klaus (79.) wurde wenig später von Dennis Chessa im Strafraum mit der Hand abgelenkt. Den fälligen Elfmeter wollte Dzenan Pejcinovic verwandeln. Das große Talent scheiterte zunächst am überragenden Torwart Ortag, verwandelte aber dann zum 1:1 im Nachschuss und wurde gefeiert. Doch die Fortunen blieben dran und waren mit ihrem neuen Tempovorteil plötzlich Herr der Lage. Tim Rossmann stürmte nur anderthalb MInuten nach dem Ausgleich auf der linken Seite an allen vorbei und fand Danny Schmidt in der Mitte völlig frei. Der Ex-Mainzer hatte keine Probleme, den Ball zum 2:1 über die Linie zu drücken.
Wahnsinn, wie sich dieses Spiel noch gedreht hat und Fortuna wohl selbst überrascht war, plötzlich nach dieser Leistung das Spiel noch gewinnen zu können. Da hatten die Gäste diesmal wirklich den Papst in der Tasche, und die offensiven Wechsel von Daniel Thioune sich großartig bezahlt gemacht. Zudem stand auch Florian Kastenmeier mit starken Paraden einem weiteren Treffer in der Schluss-Offensive der Ulmer im Weg. Das war kein Arbeitssieg, sondern pures Glück, mit dieser Leistung das Spiel mit drei gewonnenen Punkten zu beenden.
Statistik:
SSV Ulm: Ortag – Kolbe, Strompf, Reichert (78. Gaal) – Stoll, Brandt (64. Maier), Hyrylainen (79. Meier), Rösch – Keller (64. Krattenmacher), Higl, Chessa (87. Telalovic)
Fortuna: Kastenmeier – Zimmermann, Hoffmann, Oberdorf, Iyoha (74. Schmidt) – Sobottka (62. Mbamba) – Klaus (90.+2 de Wijs), Tanaka, Johannesson, Niemiec (74. Rossmann) – Kownacki (74. Pejcinovic)
Kader: Kwasigroch – Quarshie, Jastrzembski, Gavory
Schiedsrichter: Eric Weißbach (Leune/Note: 3, war klar in seinen Entscheidungen, allerding auch ein wenig kleinlich)
Zuschauer: 14.700 /1.700 aus Düsseldorf
Tore: 1:0 (42. F.E.) Higel, 1:1 (81. H.E.) Pejcinovic, 1:2 (82.) Schmidt
Gelbe Karten: Brandt, Knauer (Co-Trainer), Kolbe / Iyoha (1.), Sobottka (1.), Niemiec (1.), Zimmermann (1.), Mbamba (1.)
Spielnote: 3 (Ulm gehörten die ersten 80 Minuten, der Fortuna die letzten 10 plus Nachspielzeit)
Beste Spieler: Klaus, Kastenmeier / Rösch, Ortag
Besonderheit des Spiels: Der Dreier-Wechsel von Daniel Thioune, mit neuen Offensivkräften alles auf eine Karte zu setzen. Diesmal hat der Trainer viel richtig gemacht.
Spielfazit: Fortuna machte über 80 Minuten ein gruseliges Auswärtsspiel. Am Ende setzte sich aber die Mannschaft mit mehr Erfahrung durch, nutzte die Fehler der Ulmer und gewann schließlich äußerst glücklich.
Noten der Fortuna-Spieler:
Kastenmeier 2 – Zimmermann 3, Hoffmann 3, Oberdorf 3, Iyoha 5 – Sobottka 4,5- Klaus 2,5, Tanaka 4, Johannesson 4,5, Niemiec 5 – Kownacki 3,5
Reaktionen:
„Wir haben uns nach dem Dresden-Spiel zusammengesetzt. Diese Pokal-Partie war wirklich schlecht. Wir wollten daraus lernen und eine Reaktion zeigen. Und das Ergebnis in Ulm war eine Reaktion. Das Spiel kam schlechter rüber, als es war.“
Andre Hoffmann, Kapitän der Fortuna
„Es hilft, wenn man so gut wechseln kann. Es geht nicht darum, ob wir glücklich gewonnen haben oder nicht. Schließlich geht es darum, dagegenzuhalten und Tore zu erzielen. Es war schwierig, Lösungen zu finden. Es war dann vielleicht glücklich, aber letztlich haben wir nicht unverdient gewonnen.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna
„Ich hätte ein Tor machen müssen, dann wäre es leichter für uns gewesen. Am Ende haben wir absolute Mentalität bewiesen.“
Dawid Kownacki, Stürmer der Fortuna
„Es ist traurig, wenn Spiele so auf den Kopf gestellt werden, wenn eine solche kleine Berührung mit der Hand so gedeutet und auf Elfmeter entschieden wird. Meine Jungs haben diese Niederlage nicht verdient.“
Thomas Wörle, Trainer der Ulmer
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