von Tobias Kemberg
Phasenweise ließ sich nur schwer ausmachen, wer der Spitzenreiter und wer das Schlusslicht der Tabelle der 2. Fußball-Bundesliga ist. Doch unter dem Strich präsentierten sich die Düsseldorfer einfach effizienter, cleverer und weniger fehlerbehaftet als ihr Gegner. So gab es verdientermaßen den sechsten Sieg im neunten Saisonspiel, mit dem die Mannschaft von Cheftrainer Daniel Thioune Tabellenführer bleibt.
Eine der im Vorfeld viel diskutierten Fragen war, wie Fortuna Düsseldorf auf die erste Saisonniederlage und das damit verbundene Ende einer beeindruckenden Erfolgsserie von 21 Ligaspielen in Folge ohne Niederlage reagieren würde. Die Antwort im Spiel beim SSV Jahn Regensburg erfreute die 1500 mitgereisten Fans sowie Trainerstab und Führungsebene. Denn der Tabellenführer festigte am Samstagnachmittag seinen Spitzenplatz im Ranking der 2. Fußball-Bundesliga mit einem 3:0 (1:0)-Auswärtssieg.
Dabei trat die Fortuna zwei Wochen nach dem 0:3 gegen den Hamburger SV und der anschließenden Länderspielpause tatsächlich so auf, wie das ein Tabellenführer in Duellen gegen Mannschaften aus den unteren Regionen des Liga-Tableaus durchaus häufiger mal so macht. Spiel kontrollieren und sich auf die eigenen Stärken verlassen – in diesem Fall waren es die bessere Effizienz in der Offensive und gegenüber den seit nunmehr sieben Partien torlosen Regensburgern auch die mentale Stabilität.
Erst Elfmeter, dann Korrektur durch den Schiedsrichter
Die erste nennenswerte Szene des Spiels war gleich ein richtiger Aufreger. Nach einer Flanke von Tim Rossmann scheiterte Felix Klaus (7.) mit einem Kopfball aus kurzer Distanz an Regensburgs Torhüter Felix Gebhardt. Nach dem folgenden Zweikampf zwischen Dawid Kownacki und Jahn-Verteidiger Louis Breunig zeigte Schiedsrichter Lukas Benen auf den Elfmeterpunkt. Eine knifflige Situation für den Unparteiischen, der sich das Ganze schließlich aber doch noch mal am Bildschirm ansah und den Strafstoß fünf Minuten nach der ursprünglichen Entscheidung zurücknahm, weil Breunig zuerst den Ball spielte.
Ansonsten passierte in der ersten halben Stunde wenig. Die Fortuna zeigte nicht ganz unerwartet die bessere Spielanlage, doch Gefährliches in Richtung der beiden Tore war nicht zu verzeichnen. Das lag einerseits an zwei konzentriert agierenden Abwehrreihen, andererseits an vielen Ungenauigkeiten im Passspiel auf beiden Seiten. Positiv fiel aber auf jeden Fall die Düsseldorfer Abwehrkette auf, die aufgrund des kurzfristigen Ausfalls der beiden vorgesehenen Außenspieler Valgeir Lunddal Friðriksson und Nicolas Gavory sowie ohne den gelbgesperrten André Hoffmann mit Joshua Quarshie, Jordy de Wijs, Emmanuel Iyoha und Tim Oberdorf daherkam.
Als sich zum Ende einer mäßigen ersten Hälfte alles bereits auf ein 0:0 zur Pause einstellte, brachte jener Oberdorf (44.) die Fortuna nach einem Eckball von Isak Johannesson per Kopfball in Führung. In den aufgrund der langen Elfmeter-Überprüfung aufgeschlagenen sechs Minuten Nachspielzeit verpassten Klaus mit einem weiteren Kopfball sowie Kownacki den zweiten Düsseldorfer Treffer.
Jahn hat Chancen zum 1:1, dann ist Kownacki da
Nach der Pause trat die Fortuna zu lange zu passiv auf. Anstatt gegen einen verunsicherten und spielerisch limitierten Gegner auf den zweiten Treffer zu gehen, überließ man dem Jahn zu häufig Ball und Raum. Die Folge waren gleich mehrere Regensburger Chancen von gehobener Qualität. Doch Florian Kastenmeier, der gebürtige Regensburger im Düsseldorfer Tor, entschärfte sowohl den Kopfball von Breunig (60.) als auch den Abschluss des eingewechselten Noah Ganaus (64.), der sich jedoch ohnehin im Abseits befand.
Der Tabellenletzte wurde nun mutiger, dadurch eröffneten sich aber nun auch mehr Räume für die Fortuna. Johannesson (71.) traf mit seinem Schuss die Oberkante der Querlatte. Trotzdem hätte sich auf Seiten des Tabellenführers niemand beschweren dürfen, wenn es nun 1:1 gestanden hätte. Doch der Unterschied zwischen einer Mannschaft, bei der es aktuell grundsätzlich läuft, und einem Team, das schlichtweg im sportlichen Sumpf steckt, machte sich an diesem Nachmittag wieder bemerkbar.
Denn plötzlich waren es wieder die 1500 mitgereisten Fortuna-Fans, die sich über einen Treffer freuen durften. Nach toller Vorarbeit des eingewechselten Myron van Brederode verarbeite Kownacki den Ball exzellent und schoss komplett unbedrängt zum 2:0 ein. Bei den Gastgebern gingen die Köpfe nun nach unten und die Konzentration ließ nach. Nach wiederholtem Foulspiel von Leopold Wurm (83.) und Notbremse von Bryan Hein (88.) im eigenen Strafraum beendete die Mannschaft von Trainer Joe Enochs das Spiel mit nur noch acht Feldspielern. Den fälligen Strafstoß verwandelte der ebenfalls eingewechselte Vincent Vermeij (89.) und setzte damit den Schlusspunkt.
Statistik:
Regensburg: Gebhardt – Wurm, Ballas, Breunig – Präger, Bulic, Viet, Hein – Ernst (78. Galjen) – Hottmann (63. Huth), Kühlwetter (63. Ganaus)
Fortuna: Kastenmeier – Iyoha, Oberdorf, de Wijs, Quarshie (76. van Brederode) – Zimmermann, Johannesson (85. Schmidt) – Klaus (65. Niemiec), Appelkamp (65. Mbamba), Rossmann – Kownacki (85. Vermeij)
Kader Fortuna: Kwasigroch – Siebert, Suso, Jastrzembski
Schiedsrichter: Lukas Benen (Nordhorn/Note: 3,5, leitete das Spiel weitestgehend souverän. Die Elfmeter-Situation in der Anfangsphase war für ihn schwer zu bewerten, das Abändern seiner ursprünglichen Entscheidung daher vertretbar. Und das galt ebenso für die beiden Platzverweise in der Schlussphase.)
Zuschauer: 12.310
Tore: 0:1 (44.) Oberdorf, 0:2 (81.) Kownacki, 0:3 (89./Foulelfmeter) Vermeij
Gelbe Karten: Viet (2.), Ballas (3.) / Johannesson (2.)
Gelb-Rote Karte: Wurm (83./wiederholtes Foulspiel)
Rote Karte: Hein (88./Notbremse)
Spielnote: 3 (hatte vor allem vor der Pause seine Längen, aber ebenso immer wieder Phasen mit mehreren packenden Szenen in kurzer Zeit)
Beste Spieler: Breunig, Präger / Johannesson, Kastenmeier
Spielfazit: Regensburg hätte sich das 1:1 zur Mitte der zweiten Hälfte verdient gehabt. Aber am Ende nahm mit der Fortuna die reifere Mannschaft die Punkte mit. Der Tabellenführer glänzte nicht, zeigte sich aber vor dem gegnerischen Tor einfach cleverer.
Noten der Fortuna-Spieler: Kastenmeier 1,5 – Iyoha 3, Oberdorf 2, de Wijs 2,5, Quarshie 3 – Zimmermann 2,5, Johannesson 1,5 – Klaus 3, Appelkamp 3,5, Rossmann 2,5 – Kownacki 2
Reaktionen:
„Das 3:0 liest sich sehr deutlich, das war es aber nicht. Der Sieg ist zu hoch ausgefallen. Wir hatten das herausfordernde Pressing des Gegner so erwartet, mussten aber auf viele lange Bälle zurückgreifen. Der Elfmeter wurde zurecht nicht gegeben. Die Minuten vor der Pause waren unsere besten. Wir können es besser, aber Haken dran.“
Fortuna-Trainer Daniel Thioune
„Das war insgesamt sehr ordentlich von uns. Aber wir müssen insgesamt zielstrebiger spielen. Es war ein Schritt in die richtige Richtung, aber Düsseldorf war abgeklärter. Alle drei Gegentore sind zu verteidigen, das haben wir aber nicht geschafft.“
Joe Enochs, Cheftrainer der Regensburger
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