von Norbert Krings
Fortuna Düsseldorf hat es nach einer schwachen Abwehrleistung nicht geschafft, im 22. Ligaspiel in Folge mindestens einen Punkt zu holen. Die Serie des Thioune-Teams riss nach einem in der Höhe nicht ganz verdienten 3:0-Erfolg des Hamburger SV in der MERKUR SPIEL-ARENA. Trotzdem bleibt die Fortuna Tabellenführer der 2. Bundesliga. In der Offensive lief es ironischerweise bis auf den Torabschluss besser als zuletzt.
Daniel Thioune hatte sich für dieselbe Startaufstellung aus dem Spiel gegen die SpVgg Fürth entschieden – mit einer Ausnahme: Felix Klaus stand für Jona Niemiec wieder wie zuletzt bei den Heimspielen in der Startaufstellung gegen die Hanseaten. In der Viererkette gab es keine Veränderungen gegen den prominent besetzten Angriff der Hanseaten, und auch auf der Sechs arbeiteten Giovanni Haag sowie Matthias Zimmermann erneut als Team zusammen. Der HSV wechselte dreimal im Vergleich zur Vorwoche gegen Paderborn. Steffen Baumgart, der sich sehr wohlwollend über die Arbeit in Düsseldorf, aber schon etwas abfällig über den Spielstil der Fortuna geäußert hatte, wechselte drei Spieler aus: Ludovit Reis, Marco Richter und der zuletzt als Joker stark aufspielende Jean-Luc Dompé begannen für Dennis Hadzikadunic, Adam Karabec und Emir Sahiti. Der erkrankte Youngster Fabio Baldé, jüngst erstmals für die deutsche U 20 nominiert, fehlte ebenso wie Heuer Fernandes. Dafür kehrt Bakery Jatta nach Bänderriss zurück in den Kader.
Fortuna musste nicht von Anfang hohes Tempo und Risiko gehen. Auch ein Punkt würde den HSV auf Abstand halten, ein Sieg wurde natürlich von allen Düsseldorfern als Big Point angesehen. Die Hamburger konnten mit ihrer offensiven Qualität kaum anders, als direkt Tempo und Druck auf die Defensive der Gastgeber auszuüben – doch das änderte sich schnell. Doch die Fortuna spielte anders als gegen Köln und attackierte deutlich früher. Und das hätte fast in der dritten Minute nach einem Sprint und der Vorarbeit von Tim Rossmann über rechts die ersten Früchte getragen. Der angespielte Isak Johannesson bereitete mit der Hacke auf Haag vor. Der Franzose hatte fast freie Bahn, verfehlte aber das rechte Kreuzeck und die 1:0-Führung knapp.
Dompé war von Lunddal vor dem 1:0 des HSV nicht zu halten
Es war kein Start, der von Abwarten und höflicher Zurückhaltung geprägt war. In der achten Minute fiel dann auch nach einem Konter der Gäste das 0:1. Dompé durfte allein über das ganz Feld laufen, die Fortunen konzentrierten sich auf Davie Selke, der im Vollsprint nach vorne jagte, so dass Dompé zum Abschluss kam. Ihm rutschte der Ball zwar etwas über den Spann, aber der Ball flog ins Toreck, und der HSV hatte das erste Zeichen gesetzt. Fortunas Defensive zeigte sich beeindruckt und wirkte fortan etwas orientierungslos gegen die schnellen HSV-Attacken. Marco Richter hatte die nächste Möglichkeit (18. Minute), er verzog die gute Schuss-Chance aber von der Strafraumgrenze.
Fortuna war zunächst deutlich zurückhaltender geworden – auch angesichts der Gefahr, die die Hamburger auf der linken Seite immer wieder hervorriefen. Dort durften die Gäste schalten und walten, wie sie wollten. Valgeir Lunddal konnte die Kreise von Dompé nicht einengen. Immerhin machten die Platzherren wieder Dampf und brachten das Hamburger Tor schon in Gefahr, zum Beispiel, als Tim Oberdorfs Schuss noch so eben abgeblockt werden konnte (30.) und Felix Klaus (37.) aus der Drehung nur das Außennetz traf. Die beste Möglichkeit hatte aber Andre Hoffmann nach einer Ecke (39.). Sein Kopfball wurde noch so eben von HSV-Keeper Matheo Raab abgewehrt.
Nicht ganz unerwartet kam ein Personalwechsel auf Seiten der Fortuna zur zweiten Hälfte. Doch nicht Lunddal, der mit dem gefährlichsten Hamburger, Jean Luc Dompé, nicht so gut zurechtgekommen war, sondern Emmanuel Iyoha kam für den verletzten Nicolas Gavory. Die Gastgeber brauchten aber eine gewisse Zeit, um wieder in den Rhythmus zu kommen. In dieser Zeit hätte Robert Glatzel mit einem Kopfball – frei am Fünfmeterraum – aus einer Möglichkeit das 2:0 machen können. Fortuna war noch nicht wieder so gierig und zielstrebig. Erst nach dem Pfostenschuss von Glatzel wachte das Team um Kapitän Hoffmann wieder auf. Zwei Abschlüsse von Klaus und Johannesson (58.) hätten durchaus den Ausgleich bringen können. Auch nach einer schönen Vorbereitung von Zimmermann hätte Klaus eine Minute später treffen könne. Sein Abschluss landete aber oberhalb des Tores im Fangnetz.
Fortuna vergibt eine Vielzahl von klaren Chancen
Das Spiel hatte nun seine stärkste Phase, auch weil die Norddeutschen weiterhin ihre Chancen allein mit Kontern suchten, um das Spiel vorzeitig zu entscheiden. Fortuna blieb dran, hatte jetzt wieder den Druck und gute Spüielzüge. Wenn nur auch die Abschlüsse gepasst hätten, wie bei Iyohas Schuss aus 17 Metern, den er freistehend völlig verzog (66.). Oder bei Kownacki, der nach einer Vorlage des eingeechselten Jona Niemiec am Hamburger Keeper schon vorbei war, dann wäre der Ausgleich keine Frage gewesen, die sich letztlich nicht beantworten ließ. Zimmermann traf auch fast vom Elfmeterpunkt eine halbe Minute später nur einen Hamburger (Schonlau), sonst wäre sein Ball zum 1:1 eingeschlagen.
Die Fortuna nutzte ihre vielen Chancen also nicht und wurde dann dafür bestraft. Bei einem der Konter der Hamburger musste Giovanni Haag nach einem offensichtlichen Missverständnis mit seinem Torhüter fast auf der Torauslinie retten. Das tat er dummerweise mit der Hand, und er musste dann nach der Roten Karte vom Platz. Glatzel verwandelte den fälligen Strafstoß sicher zum vorentscheidenden 2:0 für die Hanseaten. Dass dann auch noch das 3:0 erneut durch Glatzel fiel, war dann doch des „Guten“ zu viel. Der Doppeltorschütze hatte die erneute Verwirrung in der Düsseldorfer Abwehr zum Torabschluss genutzt, während der auf Düsseldorfer Seite eingewechselte Myron van Brederode am Pfosten scheiterte. Das war dann symptomatisch für dieses Spiel, das letztlich einen verdienten Sieger trotz der bisher (fast) besten Offensivleistung der Fortuna fand.
Statistik:
Fortuna: Kastenmeier – Lunddal (78. Appelkamp), Hoffmann, Oberdorf, Gavory (46. Iyoha) – Zimmermann, Haag – Klaus (69. Niemiec), Johannesson, Rossmann (69. van Brederode) – Kownacki (78. Vermeij)
Kader Fortuna: Kwasigroch – de Wijs, Niemiec, Appelkamp, Vermeij, Schmidt, van Brederode, Mbamba
Hamburg: Raab – Elfadli, Schonlau, Muheim – Katterbach (90. +2 Hadzikadunic), Reis, Meffert (90. +2 Mikelbrencis), Dompé (75. Königsdörffer) – Richter (63. Pherai) – Selke (75. Karabec), Glatzel
Schiedsrichter: Martin Petersen (Stuttgart/Note: 3, hatte insgesamt wenig Mühe, ihm unterliefen nur kleinere Fehler bei der Beurteilung der Zweikämpfe)
Zuschauer: 51.500 (voll besetzt/Freispiel „Fortuna für Alle“)
Tore: 0:1 (8.) Dompé, 0:2 (83. H.E) Glatzel, 0:3 (90.) Glatzel
Gelbe Karten: Lunddal (1.), Hoffmann (5.) / Schonlau, Katterbach
Rote Karte: Haag (82.)
Spielnote: 2 (sehr unterhaltsam, auch weil beiden Mannschaften viele Fehler unterliefen und es somit ein Füllhorn an Torabschlüssen gab)
Beste Spieler: Rossmann, Johannesson / Schonlau, Raab
Besonderheit des Spiels: Das war der Handelfmeter und die Rote Karte für den Fortunen Giovanni Haag.
Spielfazit: Fortuna verliert 0:3, dann ist das wegen der defensiven Patzer und der mangelnden Effektivität wohl auch zwangsläufig passiert. Zudem darf die Konterabsicherung nicht so schlecht sein, wie gegen die Hanseaten, die sich defensiv allerdings auch nicht mit Ruhm bekleckerten.
Noten der Fortuna-Spieler: Kastenmeier 3,5 – Lunddal 5, Hoffmann 3,5, Oberdorf 4, Gavory 3,5 – Zimmermann 3, Haag 3,5 – Klaus 3,5, Johannesson 2,5, Rossmann 2,5 – Kownacki 4 / Iyoha 4,5
Reaktionen:
„Wir freuen uns, dass wir endlich mal in Düsseldorf gewinnen konntenn. In einer ausgeglichenen Partie hatten wir in 20 starken Minuten des Gegners viel Glück. Es hat vieles gepasst in einem temporeichen Spiel mit einem guten Ende für uns.“
Steffen Baumgart, Trainer des Hamburger SV
„Am Ende des Tages, ich möchte ich sagen, dass wir das Spiel nicht defensiv verloren haben – gegen eine offensivstarke Mannschaft. Die Qualität der Torchancen war hoch. Wenn man die Möglichkeiten nutzt, dann steht man nicht hier, und muss gratulieren. Wir hätten gerne die Serie fortgesetzt. Und ich hätte lieber mit einer schwachen Leistung verloren. Insgesamt konnte man sehen, dass wir jetzt auch mit dem Ball gut arbeiten können. Heute hätten wir aber noch Stunden spielen können weil wir das Momentum nicht auf den Platz gebracht haben.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna
„Ich glaube, wir haben das beste Spiel überhaupt gegen den HSV gemacht. Es tut richtig weh, ein so tolles Spiel zu machen – vor voller Hütte, und dann verlierst du so unverdient.“
Felix Klaus, Angreifer der Fortuna
„Die Enttäuschung ist groß. Wir haben kein schlechtes Spiel nach vorne gemacht. Im letzten Drittel haben uns vielleicht die Ideen gefehlt. Und hinten waren wir zu offen. Defensiv war es nicht unsere beste Leistung. Es ist extrem schade, dass die Serie gerissen ist. Wir ziehen aber die Lehren aus dem Spiel und versuchen in Regensburg wieder erfolgreich zu sein.“
Tim Rossmann, Flügelspieler der Fortuna
„Man muss Egebnis und Leistung differenziert betrachten. Bei einem solchen Resultat von 0:3 muss man dann aber auch anerkennen, dass der Sieg des HSV verdient war – trotz der vielen Chancen auf unserer Seite. Es ist bitter, dass wir so in die Länderspielpause gehen müssen.“
Andre Hoffmann, Kapitän der Fortuna
„Wir hätten noch drei oder vier Tage weiterspielen können, ohne ein Tor zu machen. Ich kann der Mannschaft nicht viel vorwerfen. Ich glaube, wir haben heute unser bestes Saisonspiel gemacht. Wir hatten heute so viel Chancen wie in den letzten sieben Spielen zusammen. Wenn wir solche Konter zulassen, dann erzielt eine gute Mannschaft allerdings auch Tore gegen uns.“
Matthias Zimmermann, Defensivspieler der Fortuna
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