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Fortuna-Start ohne Ausrufezeichen

Kein neuer Spieler beim beschaulichen Auftakt

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Ein Start ohne großes Ausrufezeichen legte Fortuna Düsseldorf beim offiziellen Trainingsauftakt am Sonntag hin. Doch die Fragezeichen konnten beim Fußball-Zweitligisten nicht aufgelöst werden. Denn von einer Verstärkung der Mannschaft war unter den teilnehmenden Profis nichts zu sehen.

Die vielen kleinen Fans unter den rund 500 Zuschauern in der Kampfbahn direkt neben der MERKUR Spiel-Arena bejubelten zwar auch Rouwen Hennings, den mit neuer Frisur angetretenen Raphael Wolf und alle anderen verbliebenen Profis. Die größeren Fans vermissten aber das frische Blut im Team, das Klaus Allofs zwar schon für den Verlauf der nächsten Tage ankündigte. Aber Namen von Spielern, mit denen der Verein offensichtlich kurz vor der Vertragsunterzeichnung steht, wollte Fortunas Sportvorstand nicht nennen.

Ein neuer Spieler wurde von Klaus Allofs beim Auftakttraining nicht vorgestellt. Foto: Kenny Beele

„Wir sind nicht nur in den Startlöchern, wir wollen loslaufen und Dinge umsetzen“, sagte Klaus Allofs. „Wir hätten gerne am ersten Trainingstag eine komplette Mannschaft präsentiert.“ Doch Fortunas Sportvorstand weiß genau, welche Gegebenheiten das moderne Fußballgeschäft prägen. Die meisten Verpflichtungen erfolgen bei fast allen Vereinen erst später, sehr dicht am Ende des Transferfensters. Fortuna hat natürlich bereits Verhandlungen aufgenommen. „Aber man kann nicht damit rechnen, dass die Verhandlungspartner alle so früh die Hosen runterlassen“, sagt Allofs.

Fragezeichen Nr. 1: Warum hat Raphael Wolf noch keinen neuen Einjahresvertrag unterschrieben? Das weiß wohl der Aufsichtsrat am besten. Angeblich habe das Kontrollgremium noch nicht die Summe freigegeben, die Wolf für angemessen hält. Mit Trainer und Sportvorstand ist der 34 Jahre alte Torhüter offensichtlich einig, nur das „Go“ fehlt noch. Für Wolf ist es ein komisches Gefühl, weil der alte Vertrag nur bis zum 30. Juni 2022 läuft.

Fragezeichen Nr. 2: Wie geht es weiter mit Dawid Kownacki? Der Pole ist sich offensichtlich mit seinem alten Verein Lech Posen einig, obwohl sich noch andere Interessenten in Kownackis Heimatland gemeldet haben sollen. „Wir haben ein gutes Verhältnis zu Lech Posen. Mit der Leihe haben wir das auch gut hinbekommen, weil es eine Win-Win-Situation war“, erklärt Klaus Allofs. „Am Ende geht es aber ums Geld. So muss man sich Zeit nehmen und Geduld beweisen.“ Kownacki tritt zum Auftakt des Trainingslagers in Bad Leonfelden zum Dienst an.

Fragezeichen Nr. 3: Was passiert mit Nana Ampomah? Er ist wieder da und versucht so mit zu trainieren, als wäre nichts gewesen, auch nicht sein dringender Wunsch vor zwei Jahren, die Fortuna zu verlassen. Der Ghanaer hat noch einen Vertrag bei der Fortuna bis Juni 2023. Nicht nur im Geheimen hofft die Fortuna darauf, den Außenstürmer so schnell wie möglich „loszuwerden“. Das bedeutet auch, dass man sich wohl vorstellen könnte, den Kontrakt aufzulösen. Ampomah gibt aber zu verstehen, dass er so gerne wieder mit der Fortuna trainieren, spielen und aufsteigen will, dass man ihn eigentlich gar nicht wegschicken kann – falls dies alles ernst gemeint ist. Gespielt hat Ampomah vergangene Saison für Royal Antwerpen nicht. Mark van Bommel ist jetzt Trainer des belgischen Vereins und sorgte offenbar dafür, dass die günstige Option für Ampomah von den Belgiern nicht gezogen wurde.

Fragezeichen Nr. 4: Kommt Jordy de Wijs wieder zurück? Hilfreich ist, dass sich der Niederländer so gut mit seinen Verteidiger-Kollegen bei der Fortuna versteht. Deshalb wäre eine kurzfristige Rückkehr von de Wijs kurz vor dem Saisonstart nicht das größte Problem. Allofs und Sportdirektor Christian Weber rechnen mit dem Innenverteidiger, was aus den Worten des Sportvorstandes deutlich zu entnehmen war. Dummerweise können die Queens Park Rangers auch einem Reservisten mehr bezahlen als Fortuna einem Stammspieler. „Ich würde diesen Transfer sehr begrüßen, aber wir haben auch andere gute Verteidiger“, sagt Thioune.

Khaled Narey ist noch dabei – im Hintergrund Emma Iyoha. Foto: Beele

Fragezeichen Nr. 5: Was passiert mit Fortunas Bestem der vergangenen Saison? Für Khaled Narey war es sicherlich eine Selbstverständlichkeit, so pflichtbewusst wie der Flügelstürmer ist, dass er zum offiziellen Trainingsauftakt sein Bestes gab und nur warten kann, wie es für ihn weitergeht. Er hat klar zu verstehen gegeben, dass er gerne erstklassig werden würde. Aber ein ernsthaftes Angebot liegt auch für Narey nicht vor. Das Problem (nicht nur für die Fortuna) ist aber, dass das Transferfenster bis einschließlich 1. September geöffnet ist. Sechs Spieltage sind dann bereits in der 2. Bundesliga gespielt. Geht Narey dann noch kurzfristig, muss die Fortuna beweisen, wie gut sie auf einen solchen Abgang vorbereitet wäre. „Solange Khaled hier ist, bin ich positiv“, sagt Thioune.

Fragezeichen Nr. 6: Wie kann Fortuna überhaupt planen? Man müsse bei der Suche nach neuen Spielern und den Verhandlungen weitestgehend improvisieren, erklärt Allofs das Vorgehen in Sachen Transferaktivitäten. Namen wurden nicht genannt, die Positionen sind hingegen kein Geheimnis. Für die Linksverteidiger-Position, im defensiven Mittelfeld und einen geeigneten Spieler für die Stelle als Spielmacher wird gesucht. Muss also Fortuna darauf hoffen, dass Geld in die Kasse kommt, oder geht es nur darum, bis zum letzten Moment zu warten, um einen möglichst günstigen Preis zu erzielen?

Fragezeichen Nr. 7: Wie hat Ao Tanaka das anstrengende Länderspielprogramm verkraftet? Im Trainingslager wird er als wichtige Figur im Mittelfeld ausfallen, weil er nach vier Länderspielen noch Sonderurlaub erhält. Auch hier hilft es, dass er seine Teamkameraden inzwischen recht gut kennt. Aber er wird wieder einen wichtigen Teil der Vorbereitung verpassen. Das gilt auch für Landsmann Takashi Uchino, der mit der U21 Japans unterwegs war sowie für Christoph Klarer, der an diesem Dienstag seinen 22. Geburtstag feiert. Er wird wohl als einziger von den drei Länderspiel-Fahrern in Oberösterreich am Training teilnehmen können.

Fragezeichen Nr. 8: Wie werden die Talente integriert? Daniel Bunk ist ab sofort ständig im Training dabei, nachdem er offensichtlich von der Schule freigestellt wurde. Daniel Thioune ist froh, ihn dabei zu haben, um zu sehen, über welches Potenzial der Kapitän der deutschen U18-Nationalmannschaft tatsächlich verfügt. Phil Sieben ist nach Kerkrade gewechselt und David Savic fällt noch länger verletzungsbedingt aus.

Fragezeichen Nr. 9: Mit welcher Kadergröße plant der Trainer? Viel größer als er jetzt ist, wird Fortunas Kader wohl nicht werden. 25 Spieler wären so das Ziel für Daniel Thioune, der die Talente mit im Kader haben will und jede Position doppelt besetzt haben möchte – ohne allerdings die gleiche Qualität vorauszusetzen.

Daniel Thioune im Gespräch mit den Medienvertretern. Foto: Beele

Fragezeichen Nr. 10: Sind die Spieler fit aus dem Urlaub zurück? Die Profis haben sich an ihre Pläne gehalten und seien nach den Tests in guter Verfassung, meinte der Trainer. „Einige haben das öffentlich in den sozialen Medien gezeigt, andere haben das nicht getan“, sagte Thioune, der sich freut, dass auch alle im medizinischen Bereich gute Werte aufgewiesen hätten und man nun mit allen entsprechend arbeiten könne.

Fragezeichen Nr. 11: Gibt es bereits ein formuliertes Saisonziel? „Wenn ich eine Vokabel bislang nicht verwendet habe, dann ist das Geduld“, meinte Trainer Thioune. Das wäre in der damaligen Situation auf Platz 16 der falsche Ansatz gewesen. Jetzt sei das anders und man müsse schauen, welche Voraussetzungen mit dem Start in die Saison gegeben seien. Dann erst könne man sich auch über Saisonziele unterhalten – auch im Hinblick auf die Bemühungen anderer Vereine, die schon mehrere neue Spieler wie Hannover 96 präsentiert haben.

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