von Norbert Krings
Fortuna Düsseldorf hat auch das 19. Ligaspiel ohne Niederlage überstanden. Mit einer cleveren und abgeklärten Leistung sowie einem kühlen Kopf gewann die Mannschaft von Daniel Thioune verdient mit 2:0 (1:0) bei Hertha BSC Berlin und behielt damit auch die Tabellenführung in der 2. Fußball-Bundesliga. Dawid Kownacki mit seinem ersten Tor und Jona Niemiec erzielten die Treffer.
Daniel Thioune hat kurz vor dem Anpfiff noch einmal betont, die siegreiche Mannschaft vom Heimspiel gegen Hannover 96 zu belohnen und sie in Berlin unverändert aufs Spielfeld zu schicken. Die drei neuen Spieler, die am letzten Tag des geöffneten Transferfenster nach Düsseldorf gekommen waren, saßen alle auf der Bank. Matthias Zimmermann begann also erneut auf der Sechserposition, der Matchwinner des Hannover-Spiels, Danny Schmidt, durfte wieder hinter der einzigen Spitze, dem bisher noch glücklosen Dawid Kownacki, spielen. Kurioserweise spielte auch die Hertha mit derselben Aufstellung wie zuletzt beim 4:3-Erfolg in Kaiserslautern.
Den ersten Applaus erhielten die über 3.000 Fortuna-Fans bereits eine knappe Stunde vor dem Spiel, als die Berliner ihre Dankbarkeit zeigten, wie würdevoll die Düsseldorfer Anhänger beim letzten Auftritt im Januar dieses Jahres in Berlin (2:2) die „Trauerfeier“ vom damals verstorbenen Präsidenten Kay Bernstein begleitet hatten. Mit Spielbeginn ging es aber von Anfang darum, wichtige Punkte im Aufstiegskampf zu erreichen. Beide Teams versuchten es erst einmal mit der Kontrolle des Spielgerätes, wobei die Berliner zunächst einmal mehr vom Spiel hatten.
Fortuna war bis zur 13. Minute nicht einmal im Strafraum aufgetaucht und hatte auch Hertha-Keeper Ernst bis dahin nicht ernsthaft geprüft. Das war dann nach einem Freistoß in der besagten Minute dann doch etwas anders. Nach einem Foul an Nicolas Gavory schaufelte Isak Johannesson den Freistoß ganz weich in die Mitte. Dawid Kownacki kam in der Mitte völlig frei mit dem Fuß an den Ball, weil sich offensichtlich zwei Berliner nicht einigen konnten, wer den Ball wegschlagen sollte. Der polnische Innenstürmer interessierte sich nicht sonderlich für diese Probleme, sondern erzielte eiskalt das 1:0 für die Gäste. Die überschäumende und erlösende Freude über seinen ersten Treffer des Jahres 2024 in einem Pflichtspiel zeigte er allen Fans, als er in die Kurve der Rot-Weißen lief.
Flo Kastenmeier muss gegen Derry Scherhant auf der Hut sein
Hertha verstärkte naturgemäß die Offensiv-Anstrengungen, wobei die Fortuna versuchte, die Ruhe zu bewahren und ruhig aufzubauen. Allerdings wurden die Bälle schnell verloren, was den Druck der Gastgeber zwischenzeitlich verstärkte. Die erste Möglichkeit hatte dann für die Berliner in der 27. Minute Derry Scherhant, der nach einem Angriff, als Schiedsrichter Michael Bacher, zwei hart geführte Zweikämpfe durchgehen ließ, allein vor Florian Kastenmeier auftauchte. Fortunas Keeper machte den Winkel aber sehr gut zu, so dass er den Schuss abwehren konnte.
Eine bittere Szene gab es nach einer halben Stunde, als Linus Gechter nach einer schweren Verletzung (Hals/Schulter) mit einer Trage vom Platz ins Krankenhaus transportiert werden musste. Sein Teamkollege Zeefuik hatte gegen Felix Klaus mit einem Kopfball klären wollen und war mit Gechter zusammengeprallt. Fünf Minuten war das Spiel wegen der Behandlung des Berliner Abwehrspielers unterbrochen. Routinier Toni Leistner kam für ihn ins Spiel.
So ganz zufrieden konnte Daniel Thioune mit dem Spiel seines Teams bis dahin nicht zufrieden sein. Denn im Aufbau lief es nicht gut, die Berliner konnten die Angriffe der Düsseldorfer meist leicht entschärfen, um wieder in Ballbesitz zu kommen. Gefährliche Konter waren daher kaum zu sehen, und so gab es kaum Entlastung in der restliche ersten Hälfte, die wegen der Unterbrechung neun Minuten länger dauerte, aber mit einem 1:0-Vorsprung für die Fortuna in die Pause ging.
Fortuna spielte unverändert weiter, hatte aber sicherlich den Auftrag erhalten, etwas höher zu stehen oder zumindest bei Ballbesitz klüger zu agieren. Das schien direkt zu Beginn auch zu gelingen. Fortuna kam zur zweiten Ecke und hatte durch Andre Hofmann, dessen Schuss vom eigenen Mann (Schmidt) abgeblockt wurde, die erste Möglichkeit. Direkt danach musste Marlon Dardai auf der Linie für den schon geschlagenen Torhüter nach dem Nachschuss von Tim Rossmann retten. Ein bitterer Fehlpass von Emma Iyoha hätte fast zum Ausgleich (54.) geführt. Eine weitere großartige Parade von Kastenmeier bewahrte die Fortuna vor dem Ausgleich. Luca Schuler hatte diese sehr gute Möglichkeit.
Jona Niemiec nutzt seine erste Torgelegenheit, um die Führung auszubauen
Nach einer Stunde wechselte Daniel Thioune Giovanni Haag und Jona Niemiec ein, um einerseits das zentrale Mittelfeld mit dem Franzosen zu stärken, andererseits mit dem schnellen Außenstürmer die Kontermöglichkeiten besser zu nutzen, weil Hertha nach und nach zwangsläufig das Risiko erhöhen musste. Besser hätte der Plan kaum aufgehen können. Nach einem erneuten Freistoß legte Kownacki auf und Jona Niemiec traf zum 2:0 (66.). Mit diesem Tor war die Fortuna wieder an die Tabellenspitze der 2. Liga vorgestoßen. So war auch die Gesamtstrategie, mit viel Geduld und Abgeklärtheit in dieses Spiel zu gehen, komplett aufgegangen. Denn auch weiterhin kam von den Berlinern wenig Torgefahr auf.
Dennoch mussten die Gäste auch die letzten 20 Minuten hellwach sein, um die Angriffsversuche der Berliner abzuwehren und gut zu stehen. Ibrahim Maza traf dann auch noch den Pfosten des Fortuna-Tores, ganz ungefährlich waren die Gastgeber dann bis zum Ende des Spiels also auch nicht. Doch nach und nach erkannten die Berliner ganz offensichtlich, dass gegen die Abwehr in diesem Spiel wenig auszurichten war. Die Fortunen hatten durch Noah Mbamba und Haag sowie später noch durch Niemiec die Chance zu einem dritten Tor, aber auch in dieser Höhe ging der Erfolg vollkommen in Ordnung.
Statistik:
Hertha: Ernst – Kenn, Gechter (31. Leistner), M. Dardai, Zeefuik – Demme (77. Klemens) – Karbownik (59. Sessa), Maza (77. Niederlechner) – Cuisance, Schuler, Scherhant (59. Thorsteinsson)
Fortuna: Kastenmeier – Iyoha, Hoffmann, Oberdorf, Gavory – Zimmermann, Johannesson (81. Mbamba) – Klaus (61. Niemiec), Rossmann (69. van Brederode) – Schmidt (61. Haag) – Kownacki (81. Lunddal)
Kader Fortuna: Kwasigroch – de Wijs, Appelkamp, Jastrzembski
Schiedsrichter: Michael Bacher (Amerang/Note: 3, war zunächst kleinlich und ließ danach einige Szenen laufen, in denen man auch pfeifen konnte)
Zuschauer: 50.135
Tore: 0:1 (13.) Kownacki, 0:2 (66.) Niemiec
Gelbe Karten: Maza, Gechter, Scherhant, Zeefuik / Klaus (3.), Hoffmann (3.), van Brederode (1.)
Beste Spieler: Demme, Maza / Kastenmeier, Kownacki
Spielnote: 3 – Hertha mühte sich ab, Fortuna konzentrierte sich auf das Wesentliche und traf in den richtigen Momenten. Ein glanzvoller Sieg war es jedoch ebenso wenig wie ein Topspiel mit vielen spektakulären Szenen.
Besonderheit des Spiels: Das erste Tor in diesem Jahr für Dawid Kownacki war natürlich das Besondere an diesem Spiel. Dieser Treffer war nicht nur der Dosenöffner in diesem Spiel, sondern auch eine Beruhigung für den polnischen Torjäger.
Spielfazit: Fortuna hat glanzvoll verteidigt, Torhüter Kastenmeier eingeschlossen. Und dann waren es diesmal die Standards, die der Mannschaft geholfen haben, um das Spiel nach Hause zu bringen. Es war eine coole und letztliche souveräne Leistung.
Noten der Fortuna-Spieler:
Kastenmeier 2 – Iyoha 3,5, Hoffmann 2,5, Oberdorf 2, Gavory 3 – Zimmermann 3, Johannesson 2,5 – Klaus 3,5, Rossmann 3,5 – Schmidt 3 – Kownacki 2 / Niemiec 2,5, Haag 3
Reaktionen:
„Wenn man selbst die Chancen nicht nutzt, weiß man, dass Düsseldorf immer gefährlich bleibt, zu Möglichkeiten kommt und ein Tor machen kann. Natürlich haben wir bei den Standards nicht gut ausgesehen, das ist ein leidiges Thema bei uns.“
Cristian Fiel, Trainer der Hertha
„Nach den 90 Minuten würde ich es unterschreiben, dass wir cool und abgezockt sind. Ich hatte den Anspruch, dass meine Mannschaft da weitermacht, wo sie gegen Hannover aufgehört hat. Die Aufgabe war sehr herausfordernd, aber wir haben sie von Minute zu Minute besser gelöst. Und beim Verteidigen hatten wir auch einen guten Torhüter. Man wünscht sich zwar, dass sich die Mannschaft etwas besser mit dem Ball nach vorne bewegt, aber das sind Themen, an denen man arbeiten kann – an der Einstellung nicht und die hat 100prozentig gestimmt.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna
„Wir hatten viel Ballbesitz, sind aber nicht in das gefährliche letzte Drittel gekommen. Düsseldorf stand tief, und das Standardtor hat ihnen in die Karten gespielt.“
Guido Demme, bester Berliner Spieler
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