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Fortuna muss zu einer Einheit werden

Beschwerlicher Weg in eine erfolgreiche Zukunft

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Dass alles glatt gelaufen ist in der vergangenen und laufenden Saison stellt für Fortuna Düsseldorf auch sportlich nicht die Wahrheit dar. Der Fußball-Zweitligist hat sich aber verändert und muss dies weiter tun, um den Weg zu einem ständigen Mitglied in der Fußball-Bundesliga irgendwann einmal erfolgreich zu bewältigen. Dazu ist nicht nur mehr Professionalität, sportlicher Erfolg und eine hingebungsvoll unterstützende Fangemeinde nötig. Düsseldorf muss vielleicht längst überholte Vorurteile über Bord werfen und ein größeres Wir-Gefühl entwickeln. 

Da stellt sich die Frage, wohin sich Fortuna entwickeln sollte, welchen Weg sie beschreiten muss und welche Erkenntnisse helfen, um die richtige Abzweigung zu erwischen. Es müssen jedenfalls die Rädchen besser ineinandergreifen, als sie das derzeit tun. Da sind nicht nur der Vorstand, der Aufsichtsrat, die Mitarbeiter, die Mannschaft, das Trainerteam, die Mitglieder, die Fans, sondern auch das Umfeld und ganz Düsseldorf gefragt.

Mannschaft – Eigentlich müsste der Kader, den die Fortuna derzeit zusammen hat, deutlich mehr erreichen können als einen siebten Platz zur Saisonhalbzeit. Das lässt schon tief blicken, wenn man in der Winterpause trotzdem nicht weiß, wo man den Hebel ansetzen könnte, um die Mannschaft zu verbessern. Einen Totalausfall gibt es nicht, aber überragend hat sich (zuletzt) auch niemand mehr präsentiert. Erstaunlich ist ebenfalls, dass ein Profi zum Spieler der Hinrunde gewählt wurde, der erst ab dem achten Spieltag ernsthaft ins Geschehen eingegriffen hat. Und dass Fortuna die Mittel hat, diesen Michal Karbownik über das Saisonende hinaus zu halten, ist ohnehin fraglich.

Der Fortuna-Spieler der Hinrunde: Michal Karbownik. Foto: Kenny Beele

Fortuna Düsseldorf hat es in jüngerer Vergangenheit nicht geschafft, eine Mannschaft über die Jahre aufzubauen. Jedes Mal zum Saisonende sind wichtige Korsettstangen nicht mehr zu halten und junge Spieler sehen keine Perspektive und gehen, weil sie nicht ausreichend genug eingesetzt werden. Sicherlich liegt das auch an den Spielern. Ein Khaled Narey hätte vielleicht bezahlt werden können, wenn er nicht unbedingt eine neue Herausforderung gesucht hätte. Fortuna fehlt dennoch das Kapital, um Stück für Stück an der Mannschaft zu arbeiten. So ist der Verein nicht in der Lage, eine solch verschworene Gemeinschaft auf den Rasen zu schicken, wie das zum Beispiel nun in Heidenheim oder Darmstadt der Fall ist.

Talente – Den ganz jungen Spielern wie Daniel Bunk (18 Jahre) und Elione Fernandes Neto (17) hat Trainer Daniel Thioune noch keine Chance gegeben, in einem Ligaspiel von Beginn an auf dem Platz zu stehen. Dieses Vertrauen hat er offensichtlich in diese großen Talente noch nicht. Er sagt, er sieht sie täglich im Training und hat also einen anderen Draufblick als die Fans und Medienvertreter, die oft genug fordern, mehr frisches Blut aus dem eigenen Nachwuchs zu fördern. Vielleicht macht es der Trainer erst dann, wenn keine Chance mehr besteht, noch einen Aufstiegsplatz zu erreichen. Das wäre schade, wenn man sieht, wie viele Spieler unter 20 Jahren bereits sehr gute Leistungen im Profifußball erbringen – auch wenn sie noch nicht beständig sein können.

Elione Fernandes Neto muss noch Geduld haben. Foto: Kenny Beele

Professionalität – Immer noch muss bei Fortuna – mehr als dem Verein lieb ist – improvisiert werden. Das gilt nicht nur für die Zusammenstellung der Mannschaft. So manche Abteilung im Verein ist noch nicht so perfekt besetzt, wie es für einen Profiverein wie Fortuna Düsseldorf nötig wäre. Auch das immer noch provisorische Trainingsquartier ist ein Beispiel dafür. Trotz Energiekrise und Ukraine-Krieg muss der Verein daran arbeiten, so schnell wie möglich andere Strukturen aufzubauen, das Funktionsgebäude von planbar in realisierbar zu verwandeln und mit dem Bau voranzukommen. Im Merchandising ist noch einiges zu tun und auch die Sponsoren-Akquise und -Pflege können auf ein höheres Niveau gebracht werden. Die Fortuna sollte zudem gegenüber der Stadt kein belächelter Bittsteller mehr, sondern ein ernstzunehmender Partner sein, der seine begründeten Interessen auch durchbringen kann.

Vorstand und Aufsichtsrat – Der Umbau des Vorstandes – strukturell und personell – zeigt erste Früchte. Alexander Jobst hat es bisher gut geschafft, die Fettnäpfen, die sein Vorgänger regelmäßig wohl auch nur unbeabsichtigt getroffen hat, links liegenzulassen. Mit seiner ruhigen und seriösen Art arbeitet der neue Vorstandsvorsitzende daran, Vertrauen (zurück) zu gewinnen und neue Wege zu beschreiten, was sowohl die Mitglieder als auch die Fans bestätigen können. Der Umgangston innerhalb des Vereins ist erneut ein Thema gewesen, entwickelt sich aber wohl in die richtige Richtung, was dem Arbeitsklima im gesamten Verein nur guttun kann.

Finanzvorstand Arnd Hovemann versucht unbelastet von unseligen wirtschaftlichen Problemen der Vergangenheit die Euros beieinander zu halten, was Klaus Allofs im Sportbereich des Vorstandes nicht nur Freude bereitet. Mit dem Ex-Nationalspieler, der auch erst einmal die Spielregeln in seinem alten Verein wieder neu kennenlernen musste, steht die Vertragsunterzeichnung für die nächste Amtszeit kurz bevor. Großen Widerstand im Aufsichtsrat zu dieser Personalie wird es nicht geben, obwohl nicht alle Fortunen 100prozentig mit dem sportlichen Erfolg und somit auch mit der Arbeit von Allofs bislang zufrieden sind. Im Aufsichtsrat ist offensichtlich Ruhe eingekehrt. Die Grabenkämpfe werden jedenfalls nicht mehr öffentlich geführt – auch wenn es immer noch unterschiedliche Vorstellungen gibt. Auch hier bietet sich keine Alternative zum Teamwork an.

Fans – Es existieren viele unterschiedliche Fan-Interessen, wie Erfolg zu erzielen ist und wie man eine Mannschaft unterstützen kann. Über die Stimmung bei Auswärtsspielen kann sich wohl kein Fortuna-Profi beschweren, auch wenn die Zahl der mitreisenden Fans angesichts der Größe der Stadt im Ligavergleich durchaus höher sein könnte. In der eigenen Arena sollte die Stimmung künftig noch besser werden, um der Mannschaft den Vorteil zu gewähren, der helfen soll, in schwierigen Spielmomenten die nötige Unterstützung zu haben. Manchmal ist es erstaunlich still in der MERKUR Spiel Arena, oder die Fans des Gegners sind sogar lauter als der heimische Anhang.

Nicht immer der zwölfte Mann – die Fans von Fortuna Düsseldorf. Foto: Kenny Beele

Dass es Grenzüberschreitungen vor allem im letzten Heimspiel gegeben hat, war nicht zu übersehen und kein gutes Zeichen für den Düsseldorfer Fußball. Umso wichtiger war nach dem Übersteigen der Zäune und den Drohgebärden gegenüber den Kaiserslauterner Spielern die umfassende Entschuldigung der Ultras und das Versprechen, enger mit der Vereinsführung zusammenzuarbeiten. Doch dass es keine (für den Verein teuren abgebrannten) Bengalos mehr von Fortuna-Fans mehr geben wird, ist wohl eine Illusion. Dass diese bei Heimspielen gezündet werden, ist ohnehin nicht die klügste Idee – wenn man schon unbedingt für Stimmung sorgen will. 

Sponsoren – Wie schön es doch wäre, wenn die Global Player, die in Düsseldorf ihren Sitz haben, mehr als nur eine relativ abgekühlte Zuneigung für die Fortuna empfinden würden. Aber schnell wird es so manchem Fan dann schon wieder zu viel, denn eine zu starke Abhängigkeit von einem Sponsor möchte die meisten Traditionalisten nicht. Ohne die bestehende Unterstützung und viele gute Ideen, Partner an die Fortuna zu binden, gäbe es keinen Zweitliga-Fußball in Düsseldorf. Auch hier muss der Verein noch mehr um Vertrauen werben, Zuverlässigkeit dauerhaft beweisen und sich wie ein ernsthafter Geschäftspartner verhalten, der nicht alle zwei Jahre wieder die Struktur und die Vereinspolitik ändert.

Identität – Fortuna Düsseldorf ist für viele Fans mehr als nur ein Verein. Das beschränkt sich zwar fast nur auf die Grenzen der Stadt und der umliegenden Kreise, wo danach ganz schnell die Farben in blau-weiß, schwarz-gelb oder schwarz-grün-weiß wechseln.  Fortuna sollte wieder eine echte Marke sein, die sich abgrenzt von anderen. Das ist der Düsseldorfer EG mit vielen originellen Ideen zum großen Teil gut gelungen. Der Stolz auf Verein und Mannschaft müssen wieder geweckt werden – allerdings nicht mit einer künstlich aufgesetzten Fortuna-DNA sondern mit echtem Vereinsfeeling. Das Gemeinschaft- und Wir-Gefühl wird das Entscheidende auf dem Weg zu mehr Erfolg sein. Lieber ehrlich, authentisch und kämpferisch in der 2. Bundesliga, als mit Lackschuh, konzeptlos und mit verkauften Idealen in der ersten Liga. Aber auch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

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