D.SPORTS

Home of Sports

Fortuna muss Saison austrudeln lassen

Thioune wollte nichts von einem Endspiel wissen

Foto: Imago

von Norbert Krings

KOMMENTAR: Es ist vorbei – die Saison ist zehn Spieltage vor dem Ende für Fortuna Düsseldorf gelaufen. Wer jetzt noch erzählt, dass die Mannschaft von Daniel Thioune alles dafür tun wird, um auch die minimale Chance noch zu nutzen, vielleicht doch noch irgendwas zu erreichen, was mit den Aufstiegsplätzen zu tun hat, der ist nett gesagt ein Romantiker oder kann auch als nimmermüder Träumer bezeichnet werden. Das 1:1 gegen Heidenheim hat keine Begeisterung ausgelöst, sondern das Spiel war die Bestätigung einer letztlich verlorenen Saison. Denn eines ist klar: Die Ansprüche waren deutlich höher.

Die Fans hatten von Anfang nicht das Gefühl, in der MERKUR SPIEL-ARENA würde gegen den 1. FC Heidenheim ein Finale stattfinden. Kein Fortune auf dem Platz machte den Eindruck, als würde er um die allerletzte Chance kämpfen, vielleicht doch noch etwas Unmögliches möglich machen zu wollen. Dabei ist zumindest im Nachhinein betrachtet gegen einen Gegner, der nicht unbedingt drei Punkte mitnehmen wollte, deutlich mehr drin gewesen. Doch Fortuna war an diesem Abend weder bereit, noch in der Lage, dieses Team so in Bedrängnis zu bringen, dass es zu einem so ultimativen Erfolg gereicht hätte.

Der Rasen brannte im Spiel gegen Heidenheim nicht

Es schien fast so, als wüssten einige Fortunen überhaupt nicht, worum es da unten auf dem Rasen letztlich ging. Man hatte nicht das Gefühl, als wäre es ein Alles-oder-Nichts-Spiel, weil die Spieler und auch der Trainer das nicht verkörpert haben. Es sprang kein Funke aufs Publikum über, die Spieler waren nicht heiß, der Rasen brannte nicht, und die Gäste hatten keinen so unbequemen Abend, wie sie sich es vielleicht vorgestellt hatten und nach dem Platzverweis eines der Ihren sogar befürchten mussten.

Daniel Thioune gelang es nicht, seiner Mannschaft die nötige Energie zu vermitteln. Foto: Kenny Beele

„Wir haben eine Riesenchance vertan“, sagte Andre Hoffmann nach den 90 Minuten. Er hatte den Platzverweis für den Heidenheimer Denis Thomalla ein wenig provoziert und musste dann aber zusehen, dass sein Team nicht den Druck auf das Tor des Gegners ausüben konnte, der nötig gewesen wäre. Dabei hatte die Konkurrenz in den Spielen an diesem Wochenende erneut die Vorlage gegeben. Mit einem Sieg gegen Heidenheim wäre nicht nur die tabellarische Lage eine andere und hoffnungsvollere gewesen. Auch die Stimmung in Düsseldorf hätte sich gewandelt. Drei Siege in Folge wären es bei einem Dreier gewesen. Fortuna wäre als Jäger den Spitzenteams noch einmal bedrohlicher erschienen. So aber kommen in drei Wochen die Spieler des HSV und machen sich sicherlich diesmal nicht in die Hose, wenn sie den Rasen in Düsseldorf betreten.

Man kann Fortunas Trainer durchaus verstehen, dass er in der Pressekonferenz nach der Begegnung gefasst blieb und davon sprach, dass die Saison keineswegs gelaufen sei und man sich natürlich auf die restlichen Spiele einschwören würde. Vom Saisonziel, dass einmal lautete, in den Aufstiegskamp eingreifen und oben mitspielen, wollte Daniel Thioune in diesem Moment nicht so viel wissen. Er bemühte sich, noch ein wenig Spannung zu erzeugen, um die Saison eben nicht austrudeln zu lassen. Er wies auf die Situation vor einem Jahr hin, als man nur mit etwas mehr Mühe – und Energie – den Kampf gegen ein weiteres Abrutschen in die unteres Tabellenhälfte verhindert hatte. Gegenüber Platz zehn am Ende der Saison damals sei die diesjährige Platzierung doch auf jeden Fall ein Erfolg.

Wie oft standen Leistung und Ergebnis im Widerspruch?

Was Thioune nicht ansprach, sind die vielen guten Chancen, die Fortuna ausgelassen hat, um tatsächlich oben mitzuspielen. Es hat nie richtig viel gefehlt. Vielleicht der „letzte Funken“, wie es Andre Hoffmann ausdrückte, der nicht verstanden hatte, warum die Fortuna es nicht geschafft hatte, ein Spiel wie gegen Heidenheim zu gewinnen. Da stellen sich weitere Fragen, wie man Spiele verlieren konnte, in denen Fortuna so eindeutig die bessere Mannschaft gewesen ist. Und das war nicht nur ein oder zweimal der Fall. Der Fortuna sind regelrecht die Punkte aus den Fingern geflossen. Hätte, Wenn und Aber waren so oft die Kommentare der Spieler, die teilweise selber nicht wussten, warum sie nach 90 Minuten nur mit einem Punkt oder als Verlierer dastanden.

Ja, die letzte Entschlossenheit hat gefehlt. Der Glaube daran, etwas Großes zu erreichen, hat die Mannschaft nicht geeint. Es wurde nicht in allen Bereichen an einem Strang gezogen. Das gilt auch für den Trainer und die sportliche Führung, die nie richtig in Angriffsstellung gegangen sind, um das klare Ziel auszugeben – wir wollen aufsteigen.

Die Mannschaft wusste mit dieser Wischi-Waschi-Zielsetzung nichts anzufangen. Sind wir denn nun gut genug?, haben sie sich gefragt oder was machen wir hier eigentlich? Fortunas Führung hatte letztlich Angst vor der eigenen Courage. Man wollte nicht wieder dastehen mit der Aussage aufsteigen zu wollen, um dann hinterher kleinlaut einzugestehen, dass es nicht geklappt habe. Aber so richtig versucht hat es damit die Fortuna in diesem Jahr nicht. Und eigentlich standen die Chancen nicht so schlecht, wenn man sich die Konkurrenz ansieht. Aber wenn man sich selbst nicht als Topteam sieht, tritt man so auch nicht auf.  Und dann reicht es nicht für große Ziele.

Teilen

Verpasse keine News mehr und abonniere unseren Newsletter