von Norbert Krings
Fortuna Düsseldorf hat das erste Relegationsspiel souverän in Bochum mit 3:0 für sich entschieden. Mit einer großartigen taktischen und spielerischen Meisterleistung ist damit das Tor weit geöffnet, um am Montag alles klar und den Aufstieg in die Bundesliga perfekt zu machen. Die Ausgangsposition für das Rückspiel ist damit klar: Nicht überdrehen, sich nicht zu sicher fühlen und an die eigene Leistung im Spiel in Bochum anknüpfen.
Daniel Thioune hatte sich tatsächlich für die Aufstellung mit zwei Sechsern entschieden. Neben Yannik Engelhardt spielte Marcel Sobottka auf der Position des zweiten defensiven Abräumers. Bis auf Dreifach-Torschütze von Magdeburg, Christos Tzolis, Jordy de Wijs, Marcel Sobottka und Ao Tanaka kamen sieben Spieler nach dem Magdeburg-Spiel wieder zurück. Felix Klaus bekam dabei den Vorzug vor Shinta Appelkamp, ebenso wie de Wijs vor Andre Hoffmann. Damit spielte die „normale“ Offensivreihe in vorderster Front. Doch es war klar, dass die Fortuna zunächst auf Kompaktheit und defensive Geschlossenheit setzte.
Beim VfL Bochum war vor dem Spiel überall vor allem von Geschlossenheit die Rede, und der Zusammenschluss aller Kräfte war beschworen worden. Die Aussagen der Journalisten, die über die Westfalen täglich berichten, waren eher wenig von Optimismus geprägt. Zu schwach waren die Leistungen der Westfalen in den vergangenen Wochen gewesen. Nach dem Torwart-Theater, deren Gründe die Gastgeber unbedingt unter der Decke halten wollten, gab es sportlich vier Wechsel in der Startelf der Bochumer: Andreas Luthe ersetzte, wie bereits angekündigt Manuel Riemann im Tor des VfL. Zudem kehrten Takuma Asano, Matus Bero und Felix Passlack ins Team zurück, während Kapitän Anthony Losilla, Tim Oermann und Moritz Broschinski auf der Bank Platz nehmen mussten.
Zweite „verunglückte Ecke“ von Christos Tzolis führt zum 1:0
Dass dieses Spiel nicht mit normalen Maßstäben zu messen war, wurde schon bei Grönemeyers Bochum-Hymne genauso wie in den ersten Minuten der Partie bei einer großartigen Atmosphäre deutlich. An den ersten Aktionen beider Mannschaften war auch zu erkennen, um wie viel es für beide Mannschaften ging. Die Gäste hatten zunächst mehr Ballbesitz, die Platzherren die erste Ecke und den ersten Freistoß. Die beiden Standard-Situationen brachten aber wenig Gefahr. Allerdings hatten die Bochumer dann aber die Spielkontrolle übernommen und drückten den Gegner in die eigene Hälfte. Das dauerte allerdings nicht lange, und die Fortunen holten in kurzer Folge zwei Ecken heraus. Und die zweite davon führte zum 1:0 für die Fortuna, die dieses Tor in der 13. Minute am Spielfeldrand und auf den Rängen entsprechend feierte.
Christos Tzolis hatte die Ecke hereingeschlagen, und es schien, als hätte Andreas Luthe den Ball am kurzen Pfosten unglücklich abgewehrt. Doch der Grieche hatte den Ball direkt ans Gebälk geschlagen. Von dort prallte der Ball an den Körper von Philipp Hofmann und dann über die Torlinie zur etwas kuriosen 1:0-Führung der weißgekleideten Fortunen. Bei diesem Eigentor sah Luthe nicht unbedingt glücklich aus. Die Gäste hatten allerdings wenig später, nach der nächsten Ecke der Bochumer, auch Glück, dass der Kopfball von Fernandes Bernardo vom Innenpfosten in die Arme von Florian Kastenmeier sprang.
Das Spiel hatte also schon früh seine Höhepunkte und ließ den Puls auf beiden Seiten hochschnellen. Auch der direkt ausgeführte Freistoß von Kevin Stöger, der knapp am linken Pfosten vorbeiflog, war eine gute Chance des Bundesligisten, der allerdings in seinem Schwung etwas gebremst schien – der Treffer also Wirkung zeigte. Es kam zunächst nicht zu weiteren gefährlichen Szenen auf Seiten der Gastgeber, die vor allem mit ihren Standards versuchten, Wege zur Torannäherung zu finden. Fortuna versuchte, kontrolliert zu bleiben und mit dem 1:0 zunächst einmal in die Pause zu kommen. Auf dem Weg dorthin hatte Vermeij sogar noch eine Volley-Abnahme am Rande des Fünfmeter-Raumes, die noch abgewehrt wurde.
Die Gäste hatten keinen Grund, in der Pause irgendetwas an ihrem Spiel und dem Personal zu ändern. Es hatte gepasst, auch wenn der Gastgeber die eine oder andere gefährliche Torannäherung hatte. Und zunächst schien es so, als müsste Fortuna sich erst wieder einstellen. Doch die beste Szene der Anfangsphase hatten schon wieder die Düsseldorfer, als sich Felix Klaus lösen konnte, mit Vermeij Doppelpass spielte und dann nur an Luthe scheiterte, der ein großartige Parade zeigte (50.). Das Spiel wogte hin und her, allerdings waren in dieser Phase einige Pässe auf beiden Seiten nicht genau genug, so dass es viele Ballverluste gab und das Spiel kurzzeitig ein wenig an Klasse verlor. Doch spannend blieb es, das Kribbeln war regelrecht überall zu spüren.
Die Bochum verstärkten das Risiko, ohne aber über die Ideen zu verfügen, die das Fortuna-Bollwerk knacken konnten. Fortuna versuchte, die Ruhe zu bewahren, aber in manchen Szenen waren die Gäste dann doch nicht ruhig genug, um den nächsten freien Mann zum Konter zu finden. Doch dann kam die nächste ganz starke Szene der Gäste. Sobottka leitete einen abgefangenen Ball zu Tanaka weiter. Der Japaner wurde zwar gefoult, konnte den Ball aber noch zu Tzolis herausspielen. Der lief 20, 30 Meter und spielte dann einen Zuckerpass auf Felix Klaus, der nur noch an Luthe zum 2:0 vorbeischieben musste. Ein wunderschönes Tor, das die Fortuna da erzielt hatte. Doch gegessen war dieses Spiel noch lange nicht.
Der Treffer hatte den Gästen sehr gutgetan, weil die Bochumer ihnen nun auch noch mehr Räume anboten und ihre Angriffe auch zunehmend hektischer nach vorne trugen. Und die Fortuna nutzte das eiskalt aus. Nach einem erneuten Freistoß für die Thioune-Elf klingelte es erneut. Den knallharten Schuss von Tzolis um die Mauer konnte Luthe nicht festhalten, und Yannik Engelhardt war mit dem 3:0 zur Stelle, das er in Abstauber-Manier erzielte. Fortuna spielte jetzt, wie sie wollte, begeistert unterstützt von den Fans in der Fortuna-Kurve, die fast ihren Augen beim Blick auf die Anzeigentafel nicht trauen wollten. Eine absolute Klasseleistung.
Und Fortuna hörte einfach nicht auf, Felix Klaus traf noch die Latte (83.) und auch der Nachschuss von Tzolis war gefährlich. Die Konter stürzten den Gastgeber von einer Verlegenheit in die nächste, während sie in der Offensive nicht zu gefährlichen Abschlüssen kamen und fast schon verzweifelten. Was für eine starke Vorstellung des (Noch-)Zweitligisten, gegen den die Bochumer kein rechtes Mittel fanden. Und am Ende gab es riesigen Jubel auf der einen und Pfiffe auf der anderen Seite. Kompliment an Trainer und Mannschaft von Fortuna Düsseldorf. Eine tolle Leistung der ganzen Mannschaft über 90 Minuten.
Statistik:
Bochum: Luthe – Passlack, Ordets, Schlotterbeck, Bernardo – Osterhage (62. Losilla), Bero (80. Daschner) – Asanao (62. Broschinski), Stöger, Wittek (72. Antwi-Adjei) – Hofmann (72. Paciencia)
Fortuna: Kastenmeier – Zimmermann, Oberdorf, de Wijs, Iyoha – Engelhardt (87. Uchino), Sobottka (80. Johannesson) – Klaus (87. Niemiec), Tanaka, Tzolis (87. Appelkamp) – Vermeij (85. Daferner)
Kader Fortuna: Niemczycki – Quarshie, Hoffmann, Gavory
Schiedsrichter: Robert Schröder (Hannover/Note: 3, hatte trotz einiger Proteste von beiden Seiten wenig Probleme mit einem insgesamt noch fairen Spiel. Allerdings führte der Unparteiische das Spiel auch an der langen Leine.)
Zuschauer: 26.000 (ausverkauft)
Tore: 0:1 (13.) Eigentor Hofmann, 0:2 (64.) Klaus, 0:3 (72.) Engelhardt
Gelbe Karten: Bernardo, Losilla / –
Beste Spieler: Tzolis und die ganze Mannschaft / Stöger
Spielnote: 2
Chancen: 4:7
Besonderheit des Spiels: Das war sicherlich das Tor zum 1:0, als der listige Tzolis eigentlich auf den langen Pfosten spielen wollte, so aber indirekt für das wichtige 1:0 sorgte.
Spielfazit: Fortuna war die eindeutig bessere Mannschaft, die einen Plan hatte und diesen fast perfekt umsetzen konnte. Der Sieg hätte sogar noch höher ausfallen können.
Benotung der Fortuna-Spieler:
Kastenmeier 2 – Zimmermann 2,5, Oberdorf 1,5, de Wijs 1,5, Iyoha 2 – Engelhardt 1, Sobottka 1,5 – Klaus 2, Tanaka 1,5, Tzolis 1 – Vermeij 2
Reaktionen:
„Ich halte mich kurz, weil es noch ein Spiel zu gehen gilt. Meiner Mannschaft kann ich eine maximale Haltung attestieren, die alles ausgehalten und sehr gut verteidigt hat. Allerdings hatten wir auch Glück. Ich war nach der Pause zunächst ein wenig unzufrieden mit den Umschaltmomenten. Und dann hat es gutgetan, dass dann noch ein Konter zum 2:0 saß. Ich bin insgesamt zufrieden, was den ersten Teil angeht. Es wäre aber falsch, sich jetzt irgendetwas auszumalen. Wir müssen die Konzentration wahren.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna
„Wir sind absolut enttäuscht, haben uns etwas ganz anderes vorgestellt. Wir hatten das Spielglück auch nicht auf unserer Seite. Wir haben es versucht, waren aber nicht zwingend genug. Wir wollten die Ordnung nicht aufgeben, aber dann haben sie uns erwischt. Der Strohhalm ist wahnsinnig klein geworden. Wir sind es den Fans schuldig, um vielleicht doch noch einmal den Fuß in die Tür zu bekommen. Wir sind brutal enttäuscht.“
Heiko Butscher, Trainer des VfL Bochum
„Wir haben es heute total verkackt. Fortuna war in der Lage bei uns drei Tore erzielt. Das müssen wir dann in Düsseldorf auch schaffen.“
Kevin Stöger, Regisseur der Bochumer
„Es war ein geiler Abend mit einer starken Leistung. Aber es war erst der erste Teil. Das sollten wir zunächst genießen, aber uns dann wieder auf den zweiten Teil fokussieren. Ich schieße so selten Tore, ich wusste dann nicht so recht, wohin ich zum Jubel laufen sollte.“
Yannik Engelhardt, Mittelfeldspieler der Fortuna
„Es war purer Stress über 95 Minuten. Es gab sehr viele Aktionen in unserer Box, die wir allerdings sehr gut verteidigt haben. Natürlich hatten wir Glück mit dem Pfostenkopfball. Aber das gehört dazu, das haben wir uns erarbeitet. Wir haben defensiv einen Riesenjob gemacht. Bei den Umschaltmomenten hätten wir noch ruhiger sein müssen, um noch gefährlicher zu werden. Da müssen wir am Montag besser sein, dann könnte es klappen. Das war heute das Halbfinale, am Montag ist das Finale noch einmal mit 90 Minuten plus x. Wir haben es oft genug im Fußball erlebt, dass ein 3:0 noch gedreht wurde. Wir müssen bei uns bleiben. Für die Birne war es ein sehr anstrengendes Spiel. Schon beim Aufwärmen haben uns die Fans erstklassig unterstützt. Das war großartig.“
Florian Kastenmeier, Torhüter der Fortuna
„I am happy, ich bin sehr glücklich. Es war ein sehr guter Auftritt. Gerade in Bochum bei dieser Atmosphäre. Ich habe ja gesagt, wenn wir gewinnen, ist es egal, ob ich drei Tore schieße oder wie diesmal drei Tore vorbereite.“
Christos Tzolis, Stürmer der Fortuna
„Es war nicht einfach heute, aber es war ein guter Schritt. Wir müssen noch einmal diese Leistung von heute bringen.“
Vincent Vermeij, Stürmer der Fortuna
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