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Fortuna im Leistungs-Check

So gut ist das Thioune-Team schon für den Start gerüstet

Foto: Wolff

von Norbert Krings

Es kommt richtig Bewegung bei Fortuna Düsseldorf auf. Nicht nur auf den beiden Rasenflächen im Trainingslager in Bad Leonfelden. Auch im Personal-Puzzle fügen sich die Teile inzwischen so zusammen, dass die augenblickliche Situation für den Fußball-Zweitligisten ein schon gut erkennbares Bild abgibt und Schlüsse auf die bevorstehende Saison erlaubt. Daher bietet sich ein Leistungs-Check in dieser Situation an. Was ist gut, und was muss noch besser werden?

Training und Fitnessstand
Mit teilweise drei Trainingseinheiten pro Tag bringt das Trainerteam der Fortuna die Mannschaft auf Touren. Übungen zur körperlichen Stabilität sind genauso angesagt wie konditionelle Einheiten und taktische Schulungen. Die Spieler machen bis auf den noch angeschlagenen Rouwen Hennings und Nana Ampomah, der noch deutlichen Nachholbedarf erkennen lässt, einen fitten Eindruck. Jordy de Wijs hätte auch gerne von Trainingsbeginn bei der Fortuna mitgezogen, musste aber bis Dienstag warten, ehe er nach den abgeschlossenen Verhandlungen ins Training einsteigen konnte. So durfte der Niederländer auch im Testspiel gegen das Team von MFK Ruzomberok aus der Slowakei nicht mitwirken.

Testspiele
Die ersten beiden Tests haben den guten Eindruck, den die Mannschaft derzeit hinterlässt, durchaus bestätigt. Trainer Daniel Thioune stellt diese Begegnungen jeweils unter ein bestimmtes Motto. Im ersten Test gegen Hilden (5:0) funktionierte das propagierte Spiel gegen den Ball vor allem in der zweiten Hälfte sehr gut. In Freistadt gegen das Team aus der Slowakei (3:1) war das Aufbauspiel durchs Zentrum und die Verlagerung auf die Flügel in der ersten Hälfte gegen einen mitspielenden Gegner gut gelungen. Fortuna hat sich in beiden Spielen gut verkauft und am positiven Ergebnis jeweils keinen Zweifel gelassen. Von irgendeiner Art der Unsicherheit ist jedenfalls keine Spur.

Emma Iyoha eröffnet im zweiten Testspiel den Torreigen. Foto: Wolff

Taktik
Fortuna wird in der kommenden Saison variabler auftreten können. Daniel Thioune will sein Team bis zum Saisonstart für verschiedene Systeme mit Dreierkette, Viererkette, und Spielformen mit einem und zwei Stürmern besser vorbereiten können, als dies in den wenigen Wochen seiner Tätigkeit zum Ende der vergangenen Spielzeit möglich war. Die taktischen Übungen im Trainingslager zeigen, dass dabei sowohl die Sechser als auch Shinta Appelkamp sehr im Mittelpunkt stehen werden. Sie sollen die zentralen Anspielstationen und Ballverteiler im Aufbau werden. Spielzüge werden dafür eingeübt, um sich vor allem auf den Außenpositionen von den Abwehrspielern lösen zu können. Das heißt, dass auch weiterhin Fortunas Spiel so funktionieren soll, dass viele Flanken in einen von mehreren Offensivkräften besetzten Strafraum fliegen.

Personelle Situation
Fortuna konnte es sich eigentlich noch nie leisten, hat aber oft genug mehr Geld ausgegeben, als vorhanden war. Bekanntlich sind diese Zeiten vorbei. Bei der Abwägung zwischen sinnvollen Ausgaben für Verstärkungen auf dem Rasen und einer gewissen Risikobereitschaft versuchen Klaus Allofs und Sportdirektor Christian Weber den Rahmen auszuschöpfen, was an Investitionen in die Mannschaft möglich ist. So ist zum Beispiel ein Spielmacher aus dem obersten Regal einfach nicht zu bezahlen, weder die Ablöse noch das Gehalt. Der Kader hat derzeit eine Größe, die erst einmal ausreichen würde. Die „unnötige“ Verletzung von Matthias Zimmermann – sie hat sich als Innenbandriss erwiesen – ist bitter. Zum Start wird der Außenverteidiger nicht dabei sein. Bei einem guten Heilungsverlauf kann „Zimbo“ vielleicht in acht Wochen wieder ins (Mannschafts-)Training einsteigen.

Transferausgaben
Und jetzt ist dieser Rahmen ausgeschöpft. Die Verpflichtungen von Ao Tanaka (1 Million Euro), Benjamin Böckle (Ausbildungsentschädigung) und Jordy de Wijs (geschätzte 1,5 Millionen Euro) sind getätigt – nun geht erst einmal nichts mehr. Es sei denn, in Dawid Kownacki, Nana Ampomah und – wohl am ehesten realistisch – Khaled Narey verlassen noch Spieler den Verein. Dann ergibt sich Handlungsbedarf, und dafür wäre dann durch diese Transfers Geld in der Kasse. Olympiakos Piräus bemüht sich derzeit sehr um Khaled Narey, und es könnte zu einem schnellen Abschluss kommen, falls die Griechen deutlich tiefer in die Tasche greifen, als sie es am Anfang der Verhandlungen vorhatten. Die beiden Treffer im Test gegen Ruzomberok haben Dawid Kownacki auch nicht geschadet. Aber es ist bekannt, dass Fortuna nicht unbedingt auf seinem Bleiben bestehen wird.

Leistungsstand der Mannschaft
Da sich (bisher) nicht viel verändert hat, ist die Mannschaft recht gut einzuschätzen. Einige Spieler haben ihren Zenit hinter sich, da ist kein großer Leistungssprung mehr zu erwarten. Aber Spieler wie Emma Iyoha, Shinta Appelkamp, Tim Oberdorf oder Ao Tanaka, um nur die markantesten Beispiele zu nennen, haben ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft. Dazu nun mit de Wijs eine stabile Abwehrreihe, ein Sturm mit Rouwen Hennings und Daniel Ginczek – das hört sich doch gar nicht so schlecht an. Der große Vorteil: wenn die Saison startet, ist die Mannschaft eingespielt wegen der nur geringfügigen Änderungen zur Vorsaison.

Um Shinta Appelkampsoll sich das Spiel der Fortuna drehen. Foto: Wolff

Chance für die Talente
Es ist nicht nur die weiterhin geltende Regelung mit fünf möglichen Einwechslungen zurückzuführen, dass auch die Talente der Fortuna sich eine Chance ausrechnen, künftig ihre Spielanteile in der Mannschaft zu erhalten. Das Potenzial von Daniel Bunk und Elione Fernandes wird im Trainingslager mehr als deutlich, wobei Ferandes erst 16 Jahre alt ist. Er könnte sich bei der Fortuna angesichts seiner Fähigkeiten zu einem Juwel entwickeln. Auf Appelkamp und Iyoha wird der Trainer ohnehin setzen. Sie werden in der kommenden Saison einen weiteren Sprung machen. Das deutet sich jedenfalls an.

Dennis Gorka im Teufelskreis
Zu den Talenten zählt seit längerem auch Dennis Gorka. Der 20-Jährige befindet sich derzeit (immer noch) hinter Florian Kastenmeier und Raphael Wolf auf Platz drei in der internen Torhüter-Rangliste. Das Problem: Gorka scheint in seiner Leistung zu stagnieren, weil er „nur“ in der Regionalliga zum Einsatz kommt. Macht Thioune ihn allerdings zum Reservetorhüter bei den Spielen der Profis, spielt er allenfalls selten, weil die U23 in den meisten Fällen zeitgleich mit dem Zweitliga-Team antritt. Auch die Möglichkeit, ihn auszuleihen, ist natürlich keine 1a-Lösung. Denn Fortuna braucht dann einen neuen dritten Mann und Gorka müsste die Gewähr haben, dass er in der 3. Liga Stammtorhüter sein könnte, um sich die unbedingt nötige Spielpraxis zu erwerben. 

Einigkeit innerhalb des Vereins
Man glaubt es kaum, aber derzeit herrscht innerhalb des Vereins Ruhe. Die angeblichen Zwistigkeiten zwischen Vorstand und Aufsichtsrat, was Verpflichtungen und Vertragsverlängerungen anging, waren von außen künstlich überhöht worden. Es ist so wichtig, dass die Mannschaft fühlt, dass innerhalb des Vereins keine Unruhe herrscht und sie das Gefühl hat, alle ziehen an einem Strang.

Unterstützung durch das Umfeld
Die Hoffnungen auf ein deutlich besseres Ergebnis als in der Vorsaison sind groß. Vor allem das Vertrauen in den Trainer ist nach dessen Erfolgsserie mit 13 Spielen ohne Niederlage in Folge sehr groß. Das wird auch in den Gesprächen der Vereinsvertreter mit den Sponsoren deutlich. Es entwickelt sich wieder so etwas wie ein kleines Pflänzchen der Zuversicht und dem Willen dabei zu sein, wenn wieder etwas Großes wie ein Aufstieg möglich ist.

Hoffnung der Fans
Über 10.000 Dauerkarten sind für die kommende Saison bereits verkauft. Das ist von den Fans ebenfalls ein Zeichen des Vertrauens und der Freude an dem Spiel, dass die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf zum Saisonende fast durchgehend zeigen konnte. Es werden zwar nicht alle Fans in diesen unsicheren Zeiten wieder in die Arena strömen. Aber die attraktive Spielweise und die Tatsache, dass die Spieler viel Leidenschaft und Energie auf den Platz bringen, sorgt für die Unterstützung, die die Mannschaft sehr gut gebrauchen kann.

Saisonziel
Fortuna, das heißt Trainer und Vereinsführung tun sich schwer, jetzt bereits ein Ziel für die Saison zu verkünden. Aber eigentlich wurde das bereits genannt. Man wolle oben mitspielen, hieß es. Und da niemand so verrückt ist und Platz vier als Ziel ausgeben würde, heißt dass: Fortuna möchte gerne aufsteigen und will zumindest bis zum Ende um diese Chance in der 2. Fußball-Bundesliga mitspielen.

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