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Fortuna fehlt die Durchschlagskraft

Thioune-Team muss sich mit einem 0:0 zufriedengeben

Foto: Imago

von Norbert Krings

Fortuna Düsseldorf musste sich im ersten Heimspiel der neuen Saison mit einem torlosen Unentschieden gegen den Karlsruher SC zufriedengeben. In einem lange ereignislosen Spiel dominierten die Abwehrreihen, auch weil den Gastgebern Kreativität und Durchschlagskraft abgingen. Es zeigte sich, dass in der Offensive ein Innenstürmer schmerzlich vermisst wird – denn Chancen gab es eigentlich genug.

Daniel Thioune hat sich erneut für die erwartete Aufstellung entschieden. Das Liebäugeln, den Ex-Karlsruher Tim Rossmann gegen seine alte Mannschaft aufzubieten, hat sich beim Trainer von Fortuna Düsseldorf zu der Gewissheit entwickelt, dass der schnelle Stürmer dem KSC wehtun könnte. In der Viererkette gab es keinen Grund, Veränderungen vorzunehmen. Jordy de Wijs musste sich wieder auf die Bank setzen, wo insgesamt nur acht Spieler saßen, da King Manu ebenso wie Noah Mbamba, Nicolas Gavory und die Langzeitverletzten Jamil Siebert sowie Vincent Vermeij noch nicht wieder fit genug sind.

Die Karlsruher starteten mit der gleichen Aufstellung wie gegen den 1. FC Nürnberg. In diesem Spiel lagen die Badener allerdings zunächst mit 0:2 zurück, um dann durch drei Treffer von Budu Zivzivadze noch drei Punkte in Karlsruhe zu behalten. So wollten die Gäste auch ihre Serie fortsetzen und in der Jahrestabelle 2024 die Führung vor der Fortuna behalten. Und so begann der KSC auch, hatte in der ersten Viertelstunde deutlich mehr vom Spiel und attackierte die Düsseldorfer bereits am eigenen Strafraum. Wenn die Platzherren in Strafraumnähe kamen, dann meist über die linke Seite.

Für die besten Leistungen sorgten die Fans, die einen zunächst faden Beginn des Spiels mit erstaunlicher Begeisterung begleiteten. Die ungenauen Abspiele und Ballverluste im Aufbau verhinderten, dass die Fortuna mal schnell und gefährlich vor das Tor des Gegners kommen konnte. Die erste klare Chance der Partie hatten die Gäste (20. Minute). Marvin Wanitzek traf aus 20 Metern mit einem Freistoß krachend die Torlatte des Düsseldorfer Tores. Das blieb aber auch für lange Zeit der einzige Höhepunkt einer ereignisarmen ersten Hälfte, in der Felix Klaus (39.) noch einmal ein durchaus gefährlicher Distanzschuss gelang, der aber um einen halben Meter das Tor der Gäste verfehlte.

Fehlende Kreativität, ein durchsetzungsfähiger Stürmer und Tempo fehlten dem Spiel der Fortuna in der ersten Hälfte. Allerdings brannte auch in der Defensive nichts an, immerhin stand die Thioune-Elf sehr gut gestaffelt und ließ keine weiteren Chancen des KSC zu. Mit gemischten Gefühlen entließen die Fans ihre Mannschaft zur Pause in die Kabinen. Etwas mehr „Spektakel“ hatten sie schon von diesem Spiel der erfolgreichsten Zweitliga-Teams dieses Jahres erwartet. Und wohl auch ein paar Stockfehler weniger auf Seiten der Gastgeber.

Tim Rossmann (vorne) konnte sich nur selten gegen einen seiner Ex-Teamkollegen durchsetzen. Foto: Imago

Wenig erstaunlich, dass Daniel Thioune in der Pause noch nicht wechseln wollte. Angesichts des eingeschränkten Stürmer-Angebotes auf der Ersatzbank blieben dem Trainer keine großen Alternativen. Und auch stellte sich ihm die Frage, wo er personell überhaupt etwas ändern sollte, um die „richtigen Stellschrauben zu finden“, wie es Stadionsprecher André Scheidt so treffend im Ausblick auf den zweiten Durchgang ausdrückte. Immerhin wollte er von seinen Spielern in Hälfte zwei deutlich mehr Tempo sehen. Aber erst in der 51. Minute kam dann erstmals so etwas wie Hektik bei den Karlsruhern im eigenen Strafraum auf, als erst Tim Rossmanns Schuss noch so eben abgeblockt werden konnte und dann KSC-Keeper Max Weiß von Shinta Appelkamp ernsthaft geprüft wurde. Fortuna blieb dran und erspielte sich immerhin kurzzeitig eine deutliche Feldüberlegenheit mit einigen Ecken in Folge. 

Fortan sahen die Zuschauer das erhoffte Spitzenspiel mit Möglichkeiten auf beiden Seiten, wovon die Fortuna allerdings deutlich mehr hatte, weil die Gastgeber es nun tatsächlich mit mehr Tempo versuchten und die Karlsruher damit das ein ums andere Mal in Verlegenheit brachten. Aber auch die Karlsruher brachten mehr Intensität in die Begegnung und hatten ihrerseits Möglichkeiten wie beim erneuten Freistoß aus 17 Metern Entfernung, der wieder von Wanittzek getreten wurde. Jedoch diemal flog der der Ball weit drüber.

Das Spiel wurde hektischer und umkämpfter, Fortuna spielte deutlich mehr nach vorne, stand höher und ging auch mehr Risiko. Doch vorne fehlte nicht unbedingt der letzte Biss, aber die Abgeklärtheit, um aus guten Schusspositionen mehr zu machen. Ein echter Goalgetter sowie ein Spieler, der sich auch mal im Eins-gegen-Eins durchsetzen kann, wurde auf Seiten der Fortuna schmerzlich vermisst.

Statistik:
Fortuna: Kastenmeier – Zimmermann, Hoffmann, Oberdorf, Iyoha – Sobottka (90. +2 de Wijs) – Klaus, Tanaka, Johannesson, Appelkamp (78. Schmidt) – Rossmann (62. Niemiec)
Kader Fortuna: Kwasigroch – De Wijs, Quarshie, Suso, Niemiec, Schmidt, Affo, Jastrzembski
KSC: Weiß – Jung, Franke, Beifus, Günther (78. Herold) – Rapp, Jensen – Burnic (71. Hunziker), Wanitzek – Zivzivadze (90. +2 Heußer), Schleusener (71. Conté)
Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen / Note: 3, lag in der Zweikampfbeurteilung nicht immer richtig, machte aber keine entscheidenden Fehler)
Zuschauer: 36.103
Tore:
Gelbe Karten: Hoffmann (2.), Klaus, Thioune (Trainer) / Rapp
Beste Spieler: Zimmermann, Oberdorf / Wanitzek, Zivzivadze
Spielnote: 3,5

Noten für die Fortunen:
Kastenmeier 3 – Zimmermann 2,5, Hoffmann 3, Oberdorf 2,5, Iyoha 3,5 – Sobottka 3,5 – Klaus 3,5, Tanaka 4, Johannesson 4, Appelkamp 4 – Rossmann 3,5

Reaktionen:
„Wir wollten nicht wie immer aus Düsseldorf mit leeren Händen nach Hause fahren. Unser Start war gelungen, weil wir zeigen wollten, ein gutes Spiel zu bieten. Beide Teams haben fleißig verteidigt. Das musste mein Team aus dem vergangenen Jahr mit in die Saison transportieren. Ich bin froh, dass wir es geschafft haben, die Null zu halten. Nach vorne war das nicht zufriedenstellend. Da waren wir zu unsauber. Trotzdem nehmen wir den Punkt gerne mit. Ich finde es großartig, wie die Fortuna die Situation insgesamt gemeistert hat.“
Christian Eichner, Trainer des KSC

„In der ersten Hälfte haben wir das Spielgerät zu schnell abgegeben. Es gab Phasen, in den wir nicht konsequent waren. Wir wollten eigentlich fußballerisch Im letzten Drittel mehr erreichen. Wir haben Lösungen mutiger in der zweiten Hälfte gesucht, aber nicht so richtig gefunden. Da waren wir ebenfalls zu unsauber. Aber wir haben diszipliniert verteidigt. In ein oder zwei Momenten hatten wir dann auch Glück, dass der Gegner die Möglichkeiten nicht richtig ausgespielt hat. Eine gerechte Punkteteilung, aber wenn wir mit einer Chance erfolgreich gewesen wären, hätte sich auch keiner beschweren können.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna

„Es war sicherlich ein schwerer Gegner, aber so richtig einordnen, kann ich dieses Spiel noch nicht. Ich glaube, dass wir vor allem in der zweiten Hälfte ein ordentliches Spiel gemacht haben und Druck entwickeln konnten. Aus den Situationen, die wir hatten, konnten wir aber kein Tor erzielen. Hinten haben wir aber gut gestanden. Dass die Null steht, war für uns positiv.“
Tim Oberdorf, Innenverteidiger der Fortuna

„Es war eine gerechte Punkteteilung, weil es auf beiden Seiten ganz wenig zwingende Torchancen gab. Aus dem Spiel heraus war das ziemlich ausgeglichen. Als Defensive haben wir das gut heruntergespielt. Es war ein Spiel wie erwartet.“
Max Weiß, Torhüter des KSC

„Es sind so gemischte Gefühle nach diesem Spiel. Der KSC war in der ersten Hälfte besser, wir in der zweiten. Hinten raus hätten wir gewinnen können. Ich habe es aus allen Lagen probiert, aber der Ball wollte heute nicht rein. Die Durchschlagskraft hat gefehlt, und am Ende auch die Kraft.“
Felix Klaus, Außenstürmer der Fortuna

„Ich bin platt, weil ich so viel lange nicht mehr gelaufen bin. Ganz zufrieden bin ich nicht. Wir hatten so viele gute Situationen in der zweiten Hälfte, in denen einer von uns zum Abschluss gekommen ist. Irgendwie hat ein Neuner gefehlt, der die Dinger reinmacht. Aber wir müssen auch an der Konsequenz im Abschluss arbeiten.“
Matthias Zimmermann, Abwehrspieler der Fortuna

„Ich glaube schon, dass das Ergebnis in Ordnung geht. In einer Situation, als Fortuna mehrfach aufs Tor geschossen, haben wir vielleicht Glück gehabt. Wir können mit unserem Start ganz gut leben.“
Sebastian Jung, Verteidiger des KSC

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