Von Norbert Krings – Fortuna fährt voller Optimismus nach Paderborn, um am Sonntag dort gegen den Fluch dieser Spielstätte anzukämpfen. Dort haben die Düsseldorfer zum letzten Mal vor elf Jahren (2:1 - Tore Ben Halloran und Erwin Hoffer) gewonnen. Es wird also mal wieder Zeit, auch um dem ewigen Zweitliga-Konkurrenten eins auszuwischen und den Aufstiegskampf noch spannender zu gestalten. Fortunas Abwehrchef Tim Oberdorf freut sich auf dieses Spiel besonders, da er nach seiner Gelbsperre wieder spielen darf und gegen Paderborn haben die Fortunen besonderen Ehrgeiz. Einziges Problem, der Einsatz des immer noch erkranken Isak Johannesson steht arg auf der Kippe.
Der SC Paderborn ist alles andere als ein Lieblingsgegner von Fortuna Düsseldorf. Die beiden jüngsten Spiele gegen die Ostwestfalen waren irgendwie sonderbar. Nach dem 3:4 beim SCP in der vergangenen Saison ging es nur noch aufwärts, auch weil die Mannschaft danach viel disziplinierter spielte und noch den Relegationsrang erreichte. Das 1:1 in letzter Sekunde in der Hinrunde dieser Spielzeit daheim durch ein Eigentor des Gegners war hingegen nicht gerade unglücklich und sorgte eher für Freude über den Punktgewinn als Frust über die wenig berauschende eigene Leistung.
Das Spiel ist wieder einmal wegweisend, weil die Fortuna mit einem Sieg wieder ganz nah an den Relegationsplatz herankommt oder zumindest in erreichbarer Entfernung bleibt. Eine Niederlage wäre angesichts dieser sehr engen Situation in der 2. Bundesliga natürlich nicht zuträglich, wenn man sich weiterhin irgendwelche Aufstiegs-Hoffnungen erhalten möchte. „Wir hatten in der vergangenen Saison eine ähnliche Situation“, sagte Tim Oberdorf. „Wir sind jetzt nach dem 1:0 gegen Münster noch einmal zusammengerückt, und die Gruppe ist ja klein, so dass jeder noch mal enger an einer Nominierung für die Startelf ist.“ Die Spannung ist jedenfalls nicht abgefallen „und alle sind heiß, in der restlichen Saison Vollgas zu geben.“
Paderborn bezeichnet Oberdorf als eine Mannschaft, die sehr intensiv Fußball spielt und gerade gegen die Fortuna in den vergangenen Begegnungen immer wieder Ideen hatte, die man so nicht hat kommen sehen. „Gerade im Spiel gegen den Ball müssen wir eine hohe Intensität und Energie beweisen, um es dann als Gemeinschaft mit viel Kommunikation zu lösen“, erklärte der 28-Jährige. „Dann können wir auch unsere Qualität auf den Platz bringen und Tore erzielen.“ Dazu müsse die Mannschaft von Daniel Thioune aber auch die großen, wie die kleinen Fehler minimieren. „Wir dürfen nicht unsauber im Spiel mit dem Ball werden, damit wir gut ins letzte Drittel kommen.“ Die Leistung in den letzten 20 Minuten gegen Münster, als alle sehr intensiv an einem Strang gezogen haben, gebe ihm die Hoffnung, dass Fortuna auch in Paderborn bestehen kann.
Ob ihm die Zwangspause nach 27 Liga-Spielen über 90 Minuten kräftemäßig ganz gutgetan habe, bezweifelte Oberdorf. „Es ist nie so toll, wenn man dann mal so weit weg ist vom Rasen. Dem Ganzen kann ich nicht so viel abgewinnen“, sagte der 28-Jährige, der zum Zeitpunkt des Gesprächs noch nicht wusste, ob er überhaupt direkt wieder dabei ist, weil Andre Hoffmann und Jamil Siebert beide eine großartige (Abwehr-)Leistung gegen Münster gezeigt hatten. Doch die Beruhigung, dass sein Trainer ihn als absoluten Spezialisten auf der Innenverteidiger-Position sieht, tat Oberdorf sehr gut und nährte in ihm die Überzeugung, dass er am Sonntag von Anfang an dabei ist. „Notfalls“ spielen dann alle drei Spezialisten in einer Dreierkette. „Andre und Jamil haben jedenfalls vergangenen Samstag einen Riesenjob gemacht.“ Aber es habe zuvor in einigen Spielen nicht daran gelegen, dass sein Team nicht genügend emotions- und energiegeladen gewesen wäre, meinte Oberdorf.
Seine eigenen sehr guten und konstanten Leistungen spielt Tim Oberdorf ein wenig herunter. „Für mich steht da mehr die Entwicklung der Mannschaft im Vordergrund“, sagt er mit großer Bescheidenheit. „Es geht immer um das Wir, aber natürlich kam bei mir auch mehr Sicherheit in meine Aktionen, je mehr ich gespielt habe. Ich hänge das aber nicht so hoch.“ Zum Schluss ging es dann aber auch noch mal um die Mannschaft: „Ich weiß, wie aktuell die Tabelle aussieht, aber ich schaue nur am Ende des Spieltages darauf, und danach steht nur die Vorbereitung auf den nächsten Gegner im Mittelpunkt.“
Andere Spieler müssen für Isak Johannesson Verantwortung übernehmen
Es war die schlechte Nachricht in der Pressekonferenz vor dem West-Schlager der 2. Liga: Der Einsatz von Isak Johannessons ist sehr ungewiss. Der wohl beste Spieler der Fortuna hat einen Infekt und konnte am Freitag nicht trainieren, und es steht kaum zu erwarten, dass er am Sonntag wieder fit ist. „Wir müssen wieder in Lösungen denken. Dann sind eben andere Spieler gefragt, die die Verantwortung übernehmen“, sagte Fortunas Coach. „Wir werden auch ohne ihn nicht hoch und weit spielen, sondern versuchen, in unsere Struktur zu kommen.“
Auch noch nicht bei 100 Prozent ist Giovanni Haag, „der allerdings wohl 60 Minuten im Tank haben dürfte“, erklärte Daniel Thioune. Fortunas Trainer konnte und wollte aber noch nicht mehr von seinen taktischen Überlegungen preisgeben. Natürlich würde Abwehrchef Oberdorf nach seiner Sperre wieder ins Team „drängen“, aber entschieden ist noch nicht, ob die Fortuna mit Dreier- oder Viererkette aufläuft. Zumindest macht sich Thioune Gedanken, ob er Emmanuel Iyoha mal wieder mehr nach vorne, eventuell auf die vordere Flügelposition auf der linken Seite, stellt. Iyoha sei für nahezu alle Positionen eine Option. „Er hat aktuell im Training auch mal wieder die offensive Bahn besetzt“, sagte Thioune. „Aber ich habe noch andere Spieler wie Jona Niemiec zur Auswahl, der uns mit seiner Schnelligkeit gegen hohes Pressing sehr guttut.“ Fortuna habe zudem noch Möglichkeiten, im Spiel auf den Spielstand oder die Taktik des Gegners zu reagieren. Besser wäre es allerdings, wenn diesmal wieder Daniel Thioune seinen Kollegen Lukas Kwasniok überrascht und nicht umgekehrt - wie in den vergangenen beiden Spielen.
Mögliche Aufstellung: Kastenmeier - Oberdorf, Hoffmann, Siebert – Zimmermann, Haag - Lunddal, Appelkamp, Schmidt, Iyoha - Kownacki
Kader: Schock - Boller, Savic, Bindemann, Gavory, Niemiec, Heyer, Brodersen, Affo
Nicht dabei: van Brederode (rot-gesperrt), Johannesson (krank) Kwasigroch, Jastrzembski (im Aufbau), Kwarteng, Rossmann, Sobottka, Vermeij, Pejcinovic (alle verletzt)