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Fußball

Fortuna konnte Druck nicht standhalten

Thioune-Team verliert verdient und klar beim HSV

Von Norbert Krings - Fortuna Düsseldorf hat das Spitzenspiel in Hamburg verloren. Das 4:1 (2:1) war durchaus verdient, weil der HSV so viel Druck entfachte, dem das Thioune-Team letztlich nie richtig standhalten konnte. Damit verlieren die Düsseldorfer, die auf Platz acht zurückgefallen sind, den Anschluss zu den Aufstiegsplätzen. Erneut enttäuschte das Team auch in der Offensive, weil der Gegner viel zu selten in Gefahr kam. 

Daniel Thioune hatte am Tag vor dem Spiel keine Nebelkerzen gezündet, als er angekündigte, dass der Einsatz von Valgeir Lunddal sowie Giovanni Haag sehr fraglich sei. Beide waren an diesem Samstagabend dann auch tatsächlich nicht dabei. Fortunas Trainer musste also improvisieren und hatte sich dann in Hamburg für eine Dreierkette entschieden. Andre Hoffmann rückte in die Abwehrzentrale neben Tim Oberdorf . So setzte Fortunas Trainer Als Zeichen, nicht nur hinten drin stehen zu wollen, hatte sich Fortunas Trainerteam für einen Zweier-Sturm entschieden. Der nach Gelbsperre zurückgekehrte Dawid Kownacki und Dzenan Pejcinovic sollten in vorderster Linie unterwegs sein - waren die beiden Düsseldorfer Stürmer allerdings nur selten. 

Dass die Begegnung mit einem sehr offensiven Hamburger SV beginnen wollte, kam nicht  überraschend. Doch die Gäste ließen in der Anfangsphase wenig zu und öffneten dem Gegner nicht den Raum. Nach sieben Minuten war aber der Plan der Fortunen, hinten gut zu stehen, bereits dahin. Der Hamburger SV ging zu diesem Zeitpunkt in Führung. Nach einem heftigen Einsatz gegen Moritz Kwarteng, den man auch hätte pfeifen können, erzielte Miro Muheim das 1:0 mit einem Traumtor aus 24 Metern. Der Düsseldorfer Protest nutzte nichts, Florian Kastenmeier sah dafür sogar die Gelbe Karte. Und zwei Minuten später hätte es auch bereits 2:0 stehen können. Dem robusten Einsatz von Jamil Siebert war es zu verdanken, dass der HSV-Torjäger seinen Kopfball nicht richtig platzieren konnte.

Eine gute Szene reichte, um zum 1:1 auszugleichen

Fortuna wirkte also schon ein wenig beeindruckt angesichts der frühen Führung und des Drucks, den der Gegner auch danach entfachte. Das Aufbauspiel funktionierte aber nicht so gut in dieser Phase. William Mikelbrencis hatte die nächste große Möglichkeit, der Außenverteidiger verzog den Ball aber, der dann über das Düsseldorfer Tor flog. Es schien so, als wäre die Fortuna ziemlich unterlegen. Doch das ist die Stärke dieser Mannschaft. Denn plötzlich hieß es 1:1 (18.). Moritz Kwarteng spielte davor einen überragenden Pass in die Zentrale. Dawid Kownacki hatte sich sehr gut gelöst und durfte allein aufs Tor zulaufen. Ohne Probleme schoss er zum Ausgleich in die linke untere Ecke ein, nachdem er genau geschaut hatte, wie sich der Torhüter bewegt. Das 10. Saisontor des Polen brachte die Gäste wieder ins Spiel.

Der HSV war schon beeindruckt und musste sich erst einmal schütteln. Die Druckphase der Platzherren war zunächst zumindest einmal kurz unterbrochen. Nach 25 Minuten wurde aber wieder die Feldüberlegenheit wieder deutlicher. Selkes Ball wurde aus kurzer Entfernung von Kastenmeier noch prächtig pariert, der Ball sprang dann aber Emir Sahiti vor die Füße. Der Aufsetzer war für den HSV-Angreifer aber dann doch zu anspruchsvoll, und das Spielgerät flog über das Fortuna-Tor. Die Gäste ließen sich nun aber wieder zu sehr hinten rein drängen. Die Befreiungsversuche waren wenig erfolgreich, zu schnell war der Ball in dieser Phase wieder beim Gegner. Und das nutzten die Gastgeber dann auch. Eine Ecke von Jean-Luc Dompé köpfte Davy Selke zum 2:1 ins Düsseldorfer Tor, weil sich zwei Düsseldorfer behinderten. 

Direkt im Anschluss kam die Fortuna dann mal zu zwei Abschlüssen von Jamil Siebert und Pejcinovic, die aber nicht zum Erfolg führten, aber immerhin mal ein Zeichen waren, dass die Gäste auch nach vorne spielen konnten. Doch mehr kam von den in blauen Trikots angetretenen Fortunen in der ersten Hälfte nicht mehr. Mit dem zum Glück für das Thioune-Team knappen Rückstand ging es in die zweite Hälfte, in die beide Mannschaft mit derselben Aufstellung starteten. Das Spiel veränderte sich zunächst auch nicht, und eine Ecke nach der anderen bekamen die Hanseaten zugesprochen. Und erneut konnte niemand Dompé stoppen, als dieser in den Strafraum stürmte. Aber sein Abnehmer, Ludovit Reis, traf den Ball nicht ideal, so dass Kastenmeier abwehren konnte.

Fortuna war immer noch mehr der Sparringspartner, der nur einsteckte. Doch dann gab es wieder die eine Szene, die Isak Johannesson hätte nutzen müssen. Denn aus 40 Metern hatte er das freie Tor vor sich, weil HSV-Torhüter Heuer-Fernandez viel zu weit vor seinem Tor stand und es keine Restverteidigung des HSV gab. Doch mit seinem starken linken Fuß zog er den Ball am Tor vorbei. Und Fortuna blieb dran. Matthias Zimmermann legte auf und Pejcinovic schoss nur knapp daneben, weil noch ein HSV-Verteidiger einen Fuß dazwischen bekam. Auch der Kopfball wenige Minuten später vom selben Spieler fand nur knapp das Ziel nicht. Das 2:2 war also durchaus möglich. 

Doch das Tor fiel auf der anderen Seite - und das sehr unglücklich für die Fortuna. Adam Karabec hatte zu viel zu Platz, als er an der Strafraumgrenze an den Ball kam (69.). Er zog von dort aus ab und traf den Pfosten. Doch von dort sprang der Ball an den Körper von Kastenmeier und dann über die Linie zum 3:1 ins Tor. Der HSV schaltete sofort einen Gang zurück ließ sich etwas mehr nach hinten fallen, kam aber nicht großartig in Bedrängnis, weil die Gäste insgesamt zu wenig Zweikämpfe gewannen. Da halfen dann auch die Einwechslungen nichts mehr, weil Vincent Vermeij bei seiner einzigen großen Chance wegrutschte und freistehend nicht das 2:3 erzielen konnte. Die Hamburger schaukelten dann so den Sieg souverän über die Bühne, auch weil die Reaktion der Fortuna nicht ausreichte, um noch etwas an der Niederlage zu ändern. 

Statistik:
HSV: Heuer-Fernandez - Mikelbrencis (76., Hefti), Hadzikadunic, Elfadli, Muheim - Meffert - Karabec (85. Richter), Reis (90. +2 Stange) - Sahiti (85. Baldé), Selke (76. Königsdörfer), Dompé
Fortuna: Kastenmeier - Oberdorf, Hoffmann (76. Iyoha), Siebert - Heyer, Zimmermann, Johannesson, Kwarteng (52. Appelkamp), Gavory (86. van Bredrode) - Kownacki (86. Niemiec), Pejcinovic (76. Vermeij)
Kader: Schock - Boller, Iyoha, Vermeij, Niemiec, Affo, Appelkamp, Latza, Schmidt, van Brederode
Es fehlten: Rossmann, Sobottka, Kwasigroch, Jastrzembski, Haag, Lunddal
Schiedsrichter: Florian Extner (Münster / Note: 3, hatte keinerlkei Probleme mit dem Spiel, auch das vermeintliche Foul vor dem 1:0 musste er auch nicht pfeifen)
Zuschauer: (ausverkauft)
Tore: 1:0 (7.) Muheim, 1:1 (18.) Kownacki, 2:1 (40.) Selke, 3:1 (69.) Karabec, 4:1 (90. +4) Stange
Gelbe Karten: Selke / Kastenmeier (1.), Siebert (5.), Hoffmann (8.)
Chancen: 10:5
Spielnote: 3
Beste Spieler: Reis, Selke / -
Spielfazit: Fortuna stand unter Dauerdruck und konnte erneut offensiv nicht genügend ausrichten, um den Gegner in Gefahr zu bringen. 
Besonderheit des Spiels: Das Thioune-Team benötigte einen guten Angriff, um das 1:1 nach einem herrlichen Pass und einem coolen Abschluss zu erzielen. 

Benotung der Fortuna-Spieler: 
Kastenmeier 3,5 - Oberdorf 4,5, Hoffmann 3,5 Siebert 4,5 - Heyer 4, Zimmermann 4, Johannesson 4,5, Kwarteng 3, Gavory 4,5 - Kownacki 3,5, Pejcinovic 4,5 / Appelkamp 4

Reaktionen:
“Es war ein mehr als verdienter Sieg der Hamburger. Meine Mannschaft hat nicht die Qualität auf den Platz gebracht, um gegen den HSV bestehen zu können. Man muss anerkennen, dass ein hoher Druck auf unser Team ausgeübt wurde. Beim 1:0 hätte man auch auf Foul entscheiden können. Das soll nicht als Entschuldigung dienen oder irgendwie die Leistung des Gegners schmälern. Wir haben nur einzelne Momente gehabt, wie beim 1:1. Wir haben nicht so stattgefunden, wie wir es wollten - vor allem offensiv hat es nicht ausgereicht. Nur die eine Szene, als Isak Johannesson von der Mittellinie das 2:2 hätte erzielen können, war vielleicht mehr drin.”
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna

“Unsere Mannschaft hat einen reifen Auftritt gezeigt. Wir hatten Spielkontrolle, haben Druck ausgeübt und auch die Kontersituationen der Düsseldorfer meist unter Kontrolle. Wie die Fortuna gefährlich werden kann, haben wir beim 1:1 gesehen. Wir wollten unser Spiel über 90 Minuten durchziehen, und das hat die Mannschaft gut umgesetzt.”
Merlin Polzin, Trainer des HSV

“Die Niederlage war verdient, auch wenn sie dann am Ende ein Tick zu hoch ausgefallen ist. Wir hatten zwei Riesenchancen zum 2:2. Aber wir müssen feststellen, dass unsere Leistung nicht gereicht hat, um hier mehr zu erreichen. In erster Linie wollten wir tief stehen und keine Chancen zulassen und Nadelstiche setzen. Mit dem Ball muss man besser sein und den Gegner vor mehr Probleme stellen. Es war überhaupt keine Balance da, wir haben ja fast nur verteidigt. Wenn man die vergangene Woche und dieses aktuelle Spiel sieht, hat man da oben nichts verloren.”
Andre Hoffmann, Kapitän der Fortuna

“Nach dem 2:1 hatten wir zwei gute Möglichkeiten, nach dem 3:1 war dann das Spiel gelaufen. Wir waren ängstlich, das Warum ist die große Frage. Wir müssen jetzt noch mal über alles sprechen und den Schlüssel finden, um besser zu spielen, vor allem in der Offensive.”
Dawid Kownacki, Torschütze der Fortuna