Foto: Kai Kuczera

Eishockey

Die Neuen und ihr Einfluss

D.SPORTS INSIDE zur DEG.

Von Bernd Schwickerath und Tobias Kemberg

Vier Profis hat die Düsseldorfer EG im bisherigen Verlauf der Saison 2024/25 nachverpflichtet. Doch haben sie das Team besser gemacht? Eine Analyse. 

Nach seinem ersten Spiel im Trikot der Düsseldorfer EG stand Laurin Braun in der Mixed Zone. Vor der Kabinentür seiner neuen Mannschaft präsentierte sich der 33-Jährige gut gelaunt und auskunftsfreudig. Kein Wunder, schließlich gab es bei seinem Einstand ja gleich einen 4:1-Sieg gegen den Tabellenführer ERC Ingolstadt. „Ich freue mich, dass ich dem Team direkt helfen konnte“, sagte der Außenstürmer, der bei seinem Debüt als Center auflief. „Ich bin hier super aufgenommen worden. Und außerdem kenne ich die Hälfte der Jungs ja von vielen Duellen aus früheren Tagen.“

Lobende Worte für den aus Wolfsburg gekommenen Profi gab es auch vom Cheftrainer. „Laurin hat Stabilität und eine Siegermentalität mitgebracht. Er war sehr lautstark in der Kabine und auf der Spielerbank. Damit ist er großartige Verstärkung für uns“, sagte Steven Reinprecht.

Braun war bereits die vierte Nachverpflichtung der DEG. Nun gibt es in der DEL jede Saison diverse Spieler, die erst nach dem Start irgendwo unterschreiben. Nicht umsonst sparen sich die Teams dafür Geld und Importlizenzen auf. Manche verpflichten gleich in den ersten Wochen nach, andere warten bis in die letzte Phase der Hauptrunde, um auch dann noch auf Verletzungen oder Formkrisen reagieren zu können.

Auch in Düsseldorf kennt man das. Aber dieses Jahr sind es deutlich mehr Nachverpflichtungen als sonst. Was allerdings absehbar war, der Kader war aufgrund der finanziellen Situation im Sommer auf Kante genäht. Und dann kamen noch ein unerwarteter Abgang (David Lewandowski) und zahlreiche Verletzungen (zu viele, um sie hier alle aufzuzählen) dazu.

Neues Geld – neue Spieler

Das konnte nicht gut gehen. Erst recht nicht nach diesem Saisonstart mit einer Niederlage nach der anderen. Also taten die Gesellschafter noch mal Geld rein, um dem Kader ein Update zu verpassen. Zuletzt gab es dann noch mal richtig etwas von Jens Thiermann, der mit seinem Unternehmen Timocom zum Hauptsponsor aufgestiegen ist. Der Abstieg soll eben unter allen Umständen vermieden werden.

Da stellt sich die Frage, was die Nachverpflichtungen bislang gebracht haben. Haben sie die DEG wirklich besser gemacht? Ist die nun qualitativ und quantitativ gut genug, um nicht ausgerechnet im Jahr ihres 90. Geburtstags in die zweite Liga abzusteigen?

Mehr Tiefe durch Laurin Braun

Inwiefern sich der Transfer von Laurin Braun gelohnt hat, ist schwer zu sagen. „Das kann man noch nicht bewerten“, sagt auch DEG-Manager Niki Mondt. Was sagt schon ein Spiel aus? Aber allein Brauns positive Art scheint anzukommen. Da ist jetzt eine neue Stimme in der Kabine, die die alles andere als ausgelassene Laune hebt. Zudem gilt der 33-Jährige als vorbildlicher Arbeiter, der andere mitreißen kann.

Nicht zu vergessen: Durch Braun konnte die DEG gegen Ingolstadt erstmals seit dem 22. September mit zwölf gelernten Stürmern auflaufen. Das war der zweite Spieltag. Die DEG hat also 29 Spiele am Stück ohne eine vierte Reihe gespielt, die komplett aus Stürmern besteht. Und auch wenn eine vierte Reihe in der Regel nicht fürs Toreschießen zuständig ist, ist sie ein wichtiger Teil des Teams. Um Energie aufs Eis zu bringen und dem Rest längere Pausen zu gönnen. 

Braun war also eine Verpflichtung für die Tiefe und für die Atmosphäre. Und selbst wenn er bis Ende der Saison keinen einzigen Scorerpunkt macht, dürfte er der DEG allein deswegen etwas bringen.

Mehr Offensive aus der Defensive durch Paul Postma

Bei den vorherigen drei Nachverpflichtungen sieht das anders aus. Die wurden geholt, um das Team in der Spitze besser zu machen. Zunächst galt das für Paul Postma, der die kriselnde Abwehr stabilisieren sollte. Defensiv, in der Spieleröffnung, aber auch im Angriffsdrittel.

Vor allem vorne klappt das bislang. Mit sechs Treffern ist der 35-jährige Kanadier der mit Abstand torgefährlichste DEG-Verteidiger – obwohl er erst 25 Spiele gemacht hat. Hinzu kommen fünf Vorlagen, macht also insgesamt elf Punkte. Da geht natürlich deutlich mehr, zumal Postma mehrfach das Torgestänge traf, aber grundsätzlich ist das in Ordnung.

Das gilt auch für seine knapp 22 Minuten Eiszeit. Postma „frisst Minuten“, wie das so heißt. Und er tut das in Über- wie Unterzahl. Dabei blockt er Schüsse (33), er gewinnt auch die knappe Mehrzahl seiner Zweikämpfe (51,3 Prozent). Ebenso ordentlich: seine Passquote von 82,6 Prozent.

Und dennoch: Jedes Spiel überzeugt Postma nicht. Mit ihm auf dem Eis hat die DEG bei Fünf-gegen-Fünf ein Schussverhältnis von nur 42,6 Prozent. Der Kanadier stand bereits bei 40 Gegentoren auf dem Eis. Und hin und wieder gehen die auf seine Kappe. In Köln war das so, zuletzt in Schwenningen. Das weiß auch Mondt: „Er hatte mal ein paar Schnitzer drin, aber insgesamt bin ich sehr zufrieden. Er hat unserer Abwehr definitiv mehr Qualität verliehen.“

Noch nichts mehr durch Ryan McKiernan

Das kann man noch nicht von Rückkehrer Ryan McKiernan behaupten. Der 35-Jährige war der erste Mann, der mit dem Thiermann-Geld geholt wurde. Und das war wohl entscheidend: Weil der gebürtige US-Amerikaner mittlerweile auch den deutschen Pass besitzt, hatte er diverse Angebote. Aber die DEG konnte dem Vernehmen noch ein paar Scheine drauflegen.

Gelohnt hat sich das bislang nicht. McKiernan kam zwar bereits am 9. Dezember, aber wegen muskulärer Probleme hat er von den acht Spielen seitdem nur vier gemacht. Und alle wurden verloren. Noch schlimmer: In den vier Spielen machte die DEG nur drei Tore. Dafür, dass McKiernan als Offensivverteidiger gilt, hatte er zu wenig positiven Einfluss auf das Spiel nach vorne, steht bei gerade mal einer Vorlage.

Ihn jetzt schon als Fehleinkauf abzustempeln, dafür ist es natürlich viel zu früh. Er zeigte ja durchaus Ansätze, gewann die übergroße Mehrheit seiner Zweikämpfe (73 Prozent), brachte den Puck einige Male gut hinten raus, bereitete das Tor von Alexander Ehl in Bremerhaven stark vor. Aber seine drei eigenen Torschüsse sind deutlich zu wenig, zumal McKiernan auch Überzahl spielt.

Er braucht halt noch Zeit, um sich nach seiner monatelangen Pause wieder an das Spieltempo zu gewöhnen. Wohl deswegen ist er gerade angeschlagen. Er hielt sich zwar bei den Eisbären Berlin fit, aber Training und Spiel sind eben nicht das gleiche. Dass McKiernan angeblich in Frankfurt beim Medizincheck durchgefallen wäre und die DEG einen Dauerverletzten geholt hätte, wie zuletzt im Umfeld geraunt wurde, verneint Mondt aber.

McKiernan sei grundsätzlich „in einer Topverfassung“, seine Pause sei „nur eine Vorsichtsmaßnahme“, er werde auch bald wieder spielen. Aber dann muss langsam mal mehr kommen.

Überall mehr durch Tyler Gaudet

Der Letzte in unserer Liste, ist der Mann, der bislang am meisten zeigt. 13 Punkte in 16 Spielen, positive Bilanzen in Sachen Pässe (78,2 Prozent), Schüsse (51.8 Prozent) und Zweikämpfe (51,6 Prozent). Bislang erlebt er auch als einziger DEG-Stürmer mehr eigene als gegnerische Tore aus nächster Nähe (15:13). Kurzum: Tyler Gaudet ist voll eingeschlagen. Technik, Tempo, Körper, Einstellung – „ein absoluter Topmann“, sagt Manager Mondt.

Erst vor einer Woche war der 31-Jährige mit einem Tor und einer Vorlage einer der entscheidenden Spieler beim 4:1 über Tabellenführer ERC Ingolstadt. Nicht zu vergessen sein überragender Auftritt beim 4:3 gegen Frankfurt, wo er ein Tor selbst machte und vor den anderen jeweils den Puck erkämpfte und seine Mitspieler in Szene setzte. Gaudet überzeugt nämlich nicht nur vor dem gegnerischen Tor, er kann es auf beiden Seiten der Mittellinie. Nicht umsonst bezeichnet ihn Mondt als „kompletten Topcenter“.

Seit Gaudet Mitte Oktober kam, führt er die erste Reihe an. Davon profitieren auch seine Nebenleute. In den zehn Spielen neben Gaudet hat Alexander Ehl neun Punkte gemacht. Vorher waren es ohne Gaudet vier Punkte in dreizehn Spielen. Nun muss der Kanadier nur noch Brendan O'Donnell ans Laufen bekommen, der seit der vergangenen Woche ebenfalls in die erste Reihe gerückt ist. Spätestens dann wäre Tyler Gaudet genau das, was sich die DEG von seiner Verpflichtung versprochen hat.