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Foto: Birgit Häfner

Eishockey

DEG geht unter, Haukeland flippt aus

0:8 gegen München ist ein Offenbarungseid.

Bei der DEG brennen am dritten Advent nicht nur drei Kerzen, sondern der ganze Baum – und dem Nummer-eins-Torhüter die Sicherungen durch. Die Art und Weise des Auftritts am Sonntagnachmittag ist bedenklich und wirft Fragen auf. Vor allem die, wie man diese bisher katastrophale Saison noch retten will.

26 Minuten und 44 Sekunden waren gespielt. Da hatte Henrik Haukeland genug. Von allem. Nach dem fünften Gegentor im Heimspiel gegen den EHC München zertrümmerte der Torhüter der Düsseldorfer EG seinen Schläger – und verließ das Eis. Nicht, um danach auf der Spielerbank Platz zu nehmen, wie das bei einem Torwartwechsel im Eishockey üblich ist. Der Norweger fuhr in die Kabine. Entnervt.

Einerseits eine absolut unprofessionelle Aktion des 30-Jährigen. Und doch eine sicherlich für viele nachvollziehbare. Im ehrgeizigen Haukeland, der bei seiner Vertragsverlängerung bis 2030 einst große Ziele mit der DEG ausgerufen hatte, sammelte sich in den vergangenen Wochen und Monaten ordentlich Frust. Über Fehler seiner Mitspieler, den einen oder anderen haltbaren Gegentreffer und natürlich über die Gesamtgemengelage beim Tabellenschlusslicht der Deutschen Eishockey Liga, die nach einem Null-Punkte-Wochenende mit 1:14-Toren noch ein bisschen düsterer geworden ist. Denn am Ende eines ganz bitteren Adventssonntages stand eine derbe 0:8 (0:3, 0:3, 0:2)-Klatsche gegen München zu Buche.

Verheerende Zwischenbilanz zur Saisonmitte

Zur „Halbzeit“ in der Saison 2024/25 weist die Düsseldorfer EG nach 26 von 52 Hauptrundenspielen eine verheerende Zwischenbilanz aus. Nur sechs Mal ging die DEG als Sieger vom Eis, lediglich in vier Partien konnte die volle Punktzahl eingefahren werden. Mit 20 Zählern und 102 (!) Gegentoren steht das Team von Cheftrainer Steven Reinprecht am Tabellenende – und sollte nicht bald eine komplette Trendwende gelingen, droht den Düsseldorfern am Saisonende der Abstieg.

„München hat uns auseinandergenommen. Wir haben uns einfach nicht an den Gameplan gehalten. Und was dann dabei herauskommt, ist einfach peinlich gewesen“, sagte ein deutlich genervter Cheftrainer Steven Reinprecht. Und auf die Aktion von Haukeland angesprochen, führte er an: „Dazu sage ich lieber nichts und behalte meine Gedanken für mich. Aber ich kann sagen, dass niemand auf der Bank bei uns über diese Aktion happy war.“

Höhnische Reaktionen von den Rängen

Schon zur ersten Drittelpause schallten Pfiffe von den Rängen. Nach Gegentoren durch Andreas Eder (3.), Christopher DeSousa (14.) und Nicolas Krämmer (16.) sah sich die DEG nach 20 gespielten Minuten einem 0:3-Rückstand gegenüber. Und insbesondere nach dem zweiten und dritten Tor der Münchner war die in dieser Saison so oft sichtbare Verunsicherung wieder da.

Dabei hätte es angesichts der Spielanteile im ersten Abschnitt keineswegs 0:3 stehen müssen. Doch während der Gegner – wieder einmal – sehr viel aus seinen Torchancen machte, ließ die DEG – wieder einmal – zu viel liegen. Auch in Drittel zwei gab es eine stattliche Anzahl an Abschlüssen, aber wieder kein Tor. Als Haukeland dann die Nerven verlor, hieß es „Außer Hauke könnt ihr alle gehen“ von den Fans, die bei den Gegentoren mittlerweile höhnisch applaudierten und damit noch einmal verdeutlichten, dass ihre Leidensfähigkeit so langsam ihre Grenze erreicht hat.

Doch was bleibt den Gesellschaftern und Sportdirektor Niki Mondt noch für Optionen? Ein Trainerwechsel? Suspendierungen? Weitere Verpflichtungen? Nach außen hin haben die Verantwortlichen der DEG in den zurückliegenden Wochen immer wieder einen besonnenen Eindruck vermittelt. In der „Causa Haukeland“ muss es nun aber auf jeden Fall eine Reaktion geben. Denn einen Torhüter, der sein Team nach dem personellen Wechsel zwischen den Pfosten im Stich lässt, können sich die Düsseldorfer nicht gefallen lassen. Da half es auch nicht, dass der Publikumsliebling nach der zweiten Pause wieder auf der Bank saß.

Yasin Ehliz (24.), Maximilian Daubner (27.) und noch einmal DeSousa (39.) trafen im zweiten Abschnitt für die Münchner, die bei dem einen oder anderen Angriff sogar schon jetzt Tempo herausnahmen. Im Schlussabschnitt durften Taro Hirose (46.) und Ehliz (56.) das Ergebnis noch weiter in die Höhe schrauben. „Ich stelle den Charakter unsere Mannschaft nicht infrage. Doch ich bezweifle, dass alle so richtig verstanden haben, was gerade hier abgeht“, sagte ein emotionaler Alec McCrea. „Für die Reaktionen der Fans habe ich Verständnis. Das Gute ist: Es sind noch 26 Spiele. Aber wir müssen endlich alle begreifen, worum es hier geht.“

Statistik: Düsseldorfer EG – EHC München 0:8 (0:3, 0:3, 0:2)
DEG/Tor: Haukeland (ab 27. Minute: Quapp); Abwehr: Akdag, Postma – Cumiskey, McKiernan – Wirth, McCrea – Ebner; Sturm: Gogulla, Gaudet, Ehl – Angle, Richards, Borzecki – Blank, Rymsha, O’Donnell – Roßmy, Üffing
Schiedsrichter: MacFarlane/Huber
Tore: 0:1 (2:43) A. Eder (Daubner, Lancaster), 0:2 (13:08) DeSousa (Hirose, Ehliz), 0:3 (15:27) Krämmer (Kastner, Hager), 0:4 (23:36) Ehliz (DeSousa, Weber), 0:5 (26:44) Daubner (Krämmer, Kastner), 0:6 (38:10) DeSousa (Hirose, Ehliz), 0:7 (45:12) Hirose (DeSousa), 0:8 (55:37) Ehliz (Hirose, Blum)
Zuschauer: 7869
Strafminuten: 4:8
Torschüsse: 29:29