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Emotionale Rückkehr nach Hamburg

Daniel Thioune: Ich will drei Punkte mitnehmen

Foto: Kai Kuczera

von Norbert Krings

Für Daniel Thioune ist das Spiel von Fortuna Düsseldorf beim Hamburger SV am Samstagabend nicht nur das Topspiel des Wochenendes in der 2. Fußball-Bundesliga. Für ihn ist es eine Rückkehr an einen Ort, wo er seinen Auftrag nicht erfüllen konnte und nicht fertig geworden ist. Dass ihn dieses Scheitern innerlich nicht loslässt, nach 32 Pflichtspielen von den Hanseaten entlassen worden zu sein, ist ihm immer noch anzumerken. Umso wichtiger wäre nun ein erfolgreicher Auftritt mit seiner neuen Mannschaft an der alten Wirkungsstätte.

„Es geht in diesem Spiel nicht um meine Befindlichkeiten und ob ich irgendetwas beweisen will. Ich will in Hamburg drei Punkte holen“, sagt der Cheftrainer der Fortuna ziemlich unmissverständlich. „Ich habe keine Rechnung mehr offen, das ist völliger Quatsch.“ Er sei im Guten mit dem HSV auseinandergegangen, auch wenn es in der Sache unterschiedliche Meinungen gegeben habe. Mit den handelnden Personen habe er noch guten Kontakt, so sei nichts hängen geblieben. Die Freude, einige Leute wiederzusehen, ist auf jeden Fall da.

So viele Spiele hat Thioune als gegnerischer Trainer noch nicht gegen den HSV gewonnen. „Es ist ein besonderes Spiel und ein besonderer Auftritt für mich und dann fühlt man sich auch sehr wohl, wenn man dort drei Punkte holt“, sagt der 48-Jährige, der eine klare Marschroute für seine Mannschaft vorgibt. Er verlangt hohe Effizienz, weil erkannt haben will, dass die Abwehr der Hamburger nicht so sattelfest ist, wie sie scheint. So offen sagt er dies jedoch nicht und lobt zudem HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes, der wohl bislang der beste Mann zwischen den Pfosten in der 2. Bundesliga ist.

Wie es für einen Gegner ist, vor mindestens 45.000 Zuschauern zu spielen, konnte Daniel Thioune nicht beantworten, weil er als HSV-Trainer in der Corona-Pandemie kein einziges Mal die Unterstützung der Fans in einem vollen Stadion genießen durfte. „Ich freue mich, dass meine Mannschaft diesmal vor über 40.000 Fans Fußball spielen darf, das gibt es auch nicht jede Woche.“ Und vielleicht kann man mit einer entsprechenden Spielweise den Anhängern der Heimmannschaft auch den Wind aus den Segeln nehmen. Die 2.500 mitreisenden Fortuna-Fans werden sich zudem sicherlich Gehör verschaffen. Mit auf den Rängen ist auch die Familie des Trainers, die Daniel Thioune bei dessen Rückkehr ebenfalls unterstützen will.

Offensiv bietet der Hamburger SV Qualität aus einem „anderen Regal“ an

Fortuna wird mit großem Selbstvertrauen antreten und es bedarf keiner großen motivatorischen Fähigkeit des Trainers, mit heißem Atem in dieses Spiel zu gehen. Er müsse nur sagen, dass seine Spieler das Gaspedal komplett durchtreten müssten. „Für uns wird es wichtig sein, eine aggressive Balance zu finden, was die Balleroberung angeht – ähnlich wie am vergangenen Samstag“, sagt Thioune, der glaubt, dass sein Team überall in der Lage ist, Tore zu erzielen. Die Möglichkeiten auf der anderen Seite müsse sein Team so weit wie möglich reduzieren. „Das, was uns in Hamburg erwartet, kommt aus einem anderen Regal als bei manch anderem Auswärtsspiel.“ Dennoch soll der Abstand zur Spitze nicht größer werden. „Die Saison wird nicht am Samstag entschieden, aber wir möchten schon dranbleiben“, sagt der Trainer.

Personell hat sich wenig geändert. Ein „kleines Fragezeichen“, wie es Thioune bezeichnete, gibt es noch für den Einsatz von Felix Klaus, der am Mittwoch das Training abbrechen musste. Allerdings besteht die Hoffnung, dass die Zeit ausreicht, dass der Ex-Wolfsburger bis Samstag fit genug ist, um sich der schweren Aufgabe zu stellen. Einen Tag völlig aus dem Training genommen hat Thioune seinen besten Torschützen. „Dawid Kownacki  war nach dem Spiel gegen Rostock richtig kaputt, und es ist noch keine 100-prozentige Sicherheit da, dass er am Samstag anfangen kann“, erklärte der Trainer. „Vielleicht meldet sich bis dahin Rouwen Hennings wieder spielbereit.“ Ob das eine Nebelkerze für den Gegner ist, ließ sich nicht ergründen.

In Hamburg muss Daniel Thioune sein Team nicht noch einmal besonders motivieren. Foto Kuczera

Ansonsten sind alle für den Einsatz bereit, die auch am vergangenen Samstag einen so überzeugenden Auftritt hingelegt haben. In diesem Zusammenhang lobte Daniel Thioune noch einmal seine Abwehr und besonders Tim Oberdorf für den herrlichen Pass, mit dem er das Traumtor für Dawid Kownacki aufgelegt hatte: „Dieses Tor schießt nicht jeder Stürmer, aber auch dieses Zuspiel von Tim war großartig.“

Das Mittelfeld ist derzeit quantitativ am besten besetzt

Eine Chance, Andre Hoffmann wieder im Kader zu finden, ist vorhanden. Dass der Kapitän aber auch anfangen wird, ist unwahrscheinlich. Christoph Klarer und Tim Oberdorf haben ihre Aufgaben gegen Rostock glänzend gelöst. Während die Formation der Offensive im Sturmzentrum und auf den Außen dem Trainer noch Kopfzerbrechen bereitet, hat er zumindest wieder ein Überangebot im Mittelfeld, weil Jorrit Hendrix wieder komplett einsatzfähig ist und die drei anderen Spieler dort zuletzt nicht unbedingt enttäuscht haben – inklusive der Galavorstellung von Marcel Sobottka.

Taktisch könnte es trotzdem zu einer Veränderung kommen, falls Nicolas Gavory nach seiner Rippenverletzung tatsächlich auflaufen kann. Dann wäre eine Dreierkette möglich, und der zuletzt sehr starke Michal Karbownik „müsste sich einen anderen Platz auf dem Feld suchen“, wie es der Trainer ausdrückte. Der Pole hat mit seiner Spritzigkeit und Schnelligkeit den Trainer überzeugt und wird wohl auf der linken Seite eine Position finden. „Ich habe von Michal auch ein gutes Spiel gesehen. Er eröffnet uns viele Möglichkeiten, ihn auch im zentralen Mittelfeld einzusetzen“, sagte Fortunas Trainer. „Seine Beine waren nach dem Spiel aber richtig schwer.“

Fortunas mögliche Aufstellung:
Kastenmeier – Klarer, Oberdorf, Gavory – Zimmermann, Sobottka, Hendrix, Karbownik – Klaus, Appelkamp – Kownacki
Kader: Wolf – Hennings, Hoffmann, Iyoha, Tanaka, Vukancic, Peterson, Baah, Bunk

Es fehlen auf jeden Fall: de Wijs, Ginczek, Ampomah, Böckle, Uchino

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